BLKÖ:Scheidele, Joseph

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 29 (1875), ab Seite: 167. (Quelle)
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Scheidele, Joseph (Doctor der Theologie, geb. zu Gratz 3. October 1755, gest. ebenda 25. April 1837). Nachdem er die Humanitätsclassen in seiner Vaterstadt beendet, trat er im Jahre 1772 in den Orden der Gesellschaft Jesu und nach dessen bald darauf erfolgter Auflösung in den Weltpriesterstand über. In demselben erlangte er die theologische Doctorwürde, versah die Seelsorge in seiner Vaterstadt als Curat und Vicar an der Hauptstadtpfarre zum heil. Blute, wirkte als ausgezeichneter Prediger und Vorstand des Armeninstitutes. Im Jahre 1792 wurde er Stadtpfarrer und Dechant zu Radkersburg, auf welchem Posten er zwei Decennien durch seine Humanität, Wohlthätigkeit und seinen Patriotismus in segensvollster Weise thätig war. 1811 kam S. als Kreisdechant nach Straden, wurde 1812 Ehrendomherr und im Jahre 1815 wirklicher Domherr des Bisthums Seckau. Als solcher übernahm er die Zeitung des Diöcesan-Priesterhauses zu Gratz, welche er bis 1823 versah. Im letztgenannten Jahre wurde er Dompfarrer und feierte am 17. August 1828 sein 50jähriges Priesterjubiläum. Nachdem er noch im Jahre 1834 die Würde eines Domcustos erlangt hatte, starb er im hohen Greisenalter von 82 Jahren. Von seinen vortrefflichen Kirchenreden sind mehrere im Drucke erschienen, so die „Rede bei dem feierlichen Dankfeste wegen des glücklichen Fortganges der k. k. Waffen“ (Grätz 1789); – „Zwo Reden von der Religion ...“ (ebd. 1789); – „Rede am Namensfeste Kaiser Franz’ II.“ (ebd. 1800); – „Rede zu Aufmunterung patriotischer Gesinnungen“ (ebd. 1801). In seiner letztwilligen Anordnung errichtete er mehrere wohlthätige Stiftungen. Von seiner Wirksamkeit in Radkersburg berichtet ein Zeitgenosse: „Dort wirkte S. als Vermittler und Tröster zur Zeit der französischen Invasion, als gastlicher Hausherr, dem der jetzige schöne Pfarrhof sammt Garten seine Gestalt verdankt, als Gesellschafter und vielseitiger Hausfreund, als Hersteller der schönen Kirche, als thätiger Schulmann – wie dieß Alles in frommer Sage lebt und fortleben wird, bis die Generation erlöscht, welcher S. angehörte, deßwegen paßt auf ihn der biblische Spruch: „Daß sein Andenken in Frieden sein wird und seine Werke ihm nachfolgen werden“.

Steiermärkische Zeitschrift. Redig. von Dr. G. F. Schreiner, Dr. Albert von Muchar, C. G. Ritter von Leitner, A. Schrötter (Grätz, Damian u. Sorge, 8°.) Neue Folge, VII. Jahrgang (1842), Heft 1, S. 60. – Lebensbilder der Vergangenheit. Als Beitrag zu einem Ehrenspiegel der [168] Steiermark (von Hofrichter) (Gratz 1863, Leyrer, 8°.) S. 27 u. f.