BLKÖ:Scheda, Joseph Ritter von

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Nächster>>>
Schedel, Franz
Band: 29 (1875), ab Seite: 146. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Joseph von Scheda in der Wikipedia
Joseph von Scheda in Wikidata
GND-Eintrag: 117620335, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Scheda, Joseph Ritter von|29|146|}}

Scheda, Joseph Ritter von (Chartograph, geb. zu Padua im Venetianischen im Jahre 1815). Trat am 1. November 1829 als Cadet in das Infanterie-Regiment Nr. 41, damals Freiherr von Watlet, in welchem er am 1. Mai 1832 zum Fähnrich und am 1. Mai 1836 zum Unterlieutenant befördert wurde. Am 1. October 1842 kam er als Militärbeamter und Chef der lithographischen Anstalt zum militärgeographischen Institute, rückte in demselben am 20. Juli 1851 zum Hauptmann 1. Classe, am 27. März 1857 zum Major und am 11. Februar 1860 zum Oberstlieutenant – mit der Rangs-Evidenz beim 62. Infanterie-Regimente – vor. Gegenwärtig ist er Oberst im Armeestande und Vorstand der I. Gruppe (Topographie, Lithographie und Kupferstichabtheilung, dann Topographenschule) im k. k. militär-geographischen Institute zu Wien. Von früher Jugend an bekundete S. ein ausgesprochenes Zeichnungstalent und später in der militärischen Laufbahn wurde er bereits als Lieutenant mit der Leitung der lithographischen Abtheilung des Generalstabes betraut. In dieser Stellung hat er eine große Anzahl tüchtiger Lithographen herangebildet, die bis dahin nicht gewagte Ausführung größerer chartographischer Werke auf dem Steine übernommen und eine Reihe dergleichen bedeutender Arbeiten glänzend durchgeführt; ferner hat er den mit der Lithographie wesentlich verbundenen Druck gehoben und zuerst den Farbendruck bei Karten in Anwendung gebracht. In gleich günstiger Weise wurde auch die Abtheilung der Kupferstecher durch ihn beeinflußt. Seine Kartenwerke haben ihm einen europäischen Ruf erworben. Darunter sind namentlich zwei, welche die Aufmerksamkeit aller Fachmänner in hohem Maße auf sich zogen, anzuführen; das eine ist die im schwierigen [147] vierfachen Farbendruck ausgeführte Karte von Europa in 25 Blättern, Sr. Majestät dem Kaiser Ferdinand I. gewidmet und im Maße von 1–2,560.000 der Natur ausgeführt, dieses Kartenwerk ist dann in zweiter, mit Benützung aller mittlerweile bekannt gewordenen neuen Quellen vermehrter und verbesserter Aufläge erschienen; – das zweite ist die Karte der gesammten österreichischen Monarchie auf 20 Blättern im Maße von 1 Zoll zu 8000 Klaftern (oder von 1 zu 576.000). Von seinen ferneren Arbeiten sind noch zu nennen: der „Handatlas der neuesten Geographie“, den er unter Mitwirkung des k. k. Rathes Anton Steinhauser im Jahre 1868 herauszugeben begann. Es sind davon bisher die Karten: Europa, Asien, Afrika, Australien, Italien, Britische Inseln, die Hemisphären, Nordamerika, Südamerika, Frankreich, Schweden und Norwegen und das europäische Nordrußland erschienen; – und das im Jahre 1868 begonnene neue große Kartenwerk „Central-Europa“ in 40 Blättern, Maßstab 1 zu 576.000, wovon dem Herausgeber dieses Lexikons bisher die 8 Blätter: Galacz, Odessa, Mozyr, Kiew, Danzig, Posen, Warschau und Pinsk zu Gesichte gekommen sind. Scheda’s Kartenwerke erfuhren wiederholte Auszeichnungen; auf der Londoner Ausstellung 1862 wurde ihm für seine Karte von Europa die Medaille erster Classe zuerkannt, aber auch an den dem militärisch-geographischen Institute auf anderen Ausstellungen zuerkannten Preisen hat S. mit seinen Karten unbestrittenen Antheil. Seine Majestät der Kaiser schmückten S. mit ah. Cabinetsschreiben vom 14. Februar 1863 mit dem Orden der eisernen Krone dritter Classe, nachdem ihm vorher schon die Könige von Preußen, Sachsen, Holland, Belgien, Sicilien, die Großherzoge von Hessen und Toscana und andere Fürsten ihre Orden verliehen hatten. Die geographischen Gesellschaften zu Berlin, Darmstadt und Wien haben den berühmten Chartographen in den Schooß ihrer Mitglieder aufgenommen. Im Jahre 1864 wurde S. den Statuten des Ordens der eisernen Krone gemäß in den erbländischen Ritterstand erhoben.

Ritterstands-Diplom ddo. 10. Juli 1864. – Literarisches Centralblatt für Deutschland, herausg. von Friedrich Zarncke (Leipzig, Avenarius, 4°.) 1865, Sp. 422; 1867, Sp. 1299, über Scheda’s chartographische Arbeiten. – Oesterreichische Wochenschrift für Wissenschaft, Kunst und öffentliches Leben (Beilage der amtlichen Wiener Zeitung) (gr. 8°.) Jahrg. 1865, S. 545: „Scheda’s chartographische Arbeiten“, von Steinhauser. – Wappen. Ein quer- und halb in die Länge getheilter Schild. Oben im blauen Felde neun silberne Sterne (4 über 3 und 2); im unteren rechten Felde in Gold ein Erdglobus mit Gestell, im unteren linken Felde in Roth ein schrägrechts gerichtetes blankes Schwert mit goldenem Kreuzgriffe. Auf dem Schilde ruhen zwei zu einander gekehrte gekrönte Turnierhelme. Die Krone des rechten Helms trägt einen geschlossenen, vorn von Blau über Silber und hinten abgewechselt quergetheilten Adlerflug; auf jenem des linken lehnt ein überbogener geharnischter Arm mit über sich gezücktem Schwerte an goldenem Kreuzgriffe in der mit einem Panzer bekleideten Hand. Die Helmdecken sind rechts blau mit Silber, links roth mit Gold unterlegt.