BLKÖ:Schaffgotsch, Christoph Leopold Gotthard Graf
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 29 (1875), ab Seite: 72. (Quelle) | |||
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Johann Ulrich (II.) [S. 75, Nr. 18] aus dessen Ehe mit Barbara Herzogin zu Brieg und Liegnitz. Als nach Hinrichtung seines nachher unschuldig befundenen Vaters dessen Herrschaften eingezogen wurden, kam der damals 13jährige Christoph Leopold mit seinen Geschwistern nach Olmütz und später, um die Rechte zu studiren, nach Ingolstadt. Im Jahre 1638 wurde ihm die väterliche Herrschaft Greiffenstein gegeben. Nachdem er 1641 selbst die Huldigung entgegengenommen, ging er auf Reisen, von denen er im Jahre 1645 zurückkehrte und alsdann in kaiserliche Kriegsdienste trat. Als im Jahre 1647 die Stadt Eger an die Schweden überging, war er der einzige, damals jüngste Hauptmann, welcher die Capitulation nicht unterzeichnete und mit [73] seiner Compagnie bis auf den letzten Mann sich zu vertheidigen entschlossen war. Diese Treue blieb höchsten Ortes nicht unbemerkt und Graf Christoph Leopold wurde von dem Kaiser ausgezeichnet. Auf dessen Wunsch trat der Graf aus dem Kriegs- in den Staatsdienst über; es wurde ihm 1649 die durch das Ableben des Burggrafen Grafen von Dohna erledigte Stelle eines Oberamtsrathes in Schlesien angeboten; der Kaiser gab ihm 1650 seine väterliche Herrschaft Kynast zurück und verlieh ihm das von seiner Familie seit jeher bekleidete Obersterbhofmeisteramt in den Fürstenthümern Schweidnitz und Jauer, das Erbhofrichteramt in den Weichbildern Schweidnitz, Striegau und Bolkenhain und den erblichen Grafentitel. Im Jahre 1652 fungirte Graf Christoph Leopold zum ersten Male als kais. Commissär auf dem Fürstentage in Schlesien, im November 1654 ernannte ihn Kaiser Ferdinand III. zum Oberamtsrath und im Februar 1655 zum Vicepräsidenten bei der schlesischen Kammer; zehn Jahre später, am 1. September 1665, aber Kaiser Leopold I. zum wirklichen schlesischen Kammerpräsidenten. Im November letzteren Jahres wurde er auch Landeshauptmann der Fürstenthümer Schweidnitz und Jauer und versah dieses Amt viele Jahre. Auch wurde er mit mehreren diplomatischen Sendungen betraut, im Jahre 1667 nach Polen aus Anlaß des Ablebens Maria Louisens von Gonzaga, Gemalin des Königs Johann Kasimir von Polen; 1668, als nach Abdankung des Königs Johann Kasimir die Königswahl der vielen Bewerber wegen Schwierigkeiten darbot; durch seinen Einfluß fiel die Wahl auf Michael Korybut und erfolgte dessen Vermälung mit Eleonora Maria von Oesterreich, Tochter Kaiser Ferdinand’s III., welche er auch dem Könige im J. 1670 zuführte. Als Korybut starb, begab sich Graf Christoph nochmals nach Polen zur neuen Königswahl, früher aber, bereits 1672, erhielt er das Directorat des kön. Oberamtes im Herzogthume Schlesien. Auf der vorerwähnten letzten Mission nach Polen gewann er so das Vertrauen der Magnaten und anderer einflußreicher Personen des Hofes, daß man nichts Geringeres im Sinne hatte, als ihm selbst die Königskrone anzutragen. Als nach dem Ableben des letzten Fürsten aus dem Hause der Piasten die schlesischen Herzogthümer Liegnitz und Wohlau dem Kaiser anheim fielen, bestellte dieser den Grafen S. zur Aufsicht über beide Länder. Als im Jahre 1683 König Sobiesky mit seinem Heere dem hartbedrängten Wien zu Hilfe eilte, wurde ihm der Graf S. als kaiserlicher Bevollmächtigter entgegengeschickt und blieb nun der Graf an des Königs Seite bis zum Entsatze der Stadt. Nun verwendete ihn der Kaiser bei vielen anderen Gelegenheiten, wo es einer verläßlichen Vertrauensperson bedurfte, so war er nicht weniger denn eilf Mal Principal-Commissär auf den schlesischen Fürstentagen, und sechs Mal Commissär, vertrat auch bei vielen Bischofswahlen die Person des Kaisers. Als ihm der König von Spanien im Jahre 1694 den Orden des goldenen Vließes verlieh, schmückte ihn der Kaiser in Wien persönlich Angesichts des Hofstaates mit demselben. Im höheren Alter legte der Graf seines leidenden Zustandes wegen die Aemter nieder. Er starb im hohen Alter von 80 Jahren und aus seiner (im Jahre 1656) mit Agnes Freiin von Racknitz geschlossenen Ehe hinterließ er eine zahlreiche Nachkommenschaft, welche aus der II. Stammtafel ersichtlich ist und aus welcher sein Sohn Graf Johann Anton Gotthard in einem besonderen Artikel S. 80 behandelt ist. Graf Christoph Leopold war nicht nur ein Edelmann von echtem Schrott und Korn, sondern ein gediegener Staatsmann, der mit großer Menschenkenntniß tüchtiges Wissen, seltene Willenskraft und unbedingte Hingebung an seinen Herrn und Gebieter verband. [Lucae (Fridericus), Schlesiens curieuse Denkwürdigkeiten (Frankfurt a. M. 1689, Friedr. Knoch, 4°.) (vergleiche das ausführliche Register). – Gryphius (Christian), Hochgräfl. Schaffgothisches Ehren-Mahl (Liegnitz 1708, 8°.). – Porträte- 1) G. de Groos fec. (kl. Fol.); – 2) A. Bloem del. (C. Meyssens sc.) (kl. Fol.), Schwarzk.; – 3) J. Oertl sc. (kl. Fol.), Schwarzk., selten.] –
4. Christoph Leopold Gotthard Graf S. (geb. 8. April 1623, gest. 30. Juni 1703), von der schlesischen Linie; ein Sohn des unglücklichen