BLKÖ:Schösler, Johann Joseph

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 31 (1876), ab Seite: 199. (Quelle)
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Schösler, Johann Joseph (Humanist, geb. zu Römerstadt im Olmützer Kreise Mährens im Jahre 1761, gest. zu Troppau 3. Mai 1824). Die über sein Leben berichtenden Quellen übergehen seinen Lebens- und Bildungsgang und führen den Leser mitten in die Ergebnisse seiner Thätigkeit, die freilich ganz darnach angethan sind, seinem Namen im Kreise seiner Mitbürger eine dankbare Erinnerung zu sichern. S. bekleidete viele Jahre hindurch die Stelle eines Bürgermeisters von Troppau. Vor Allem ist es der Park der Stadt Troppau, eine der schönsten Erholungsanlagen, wie deren in solcher Ausdehnung wohl wenige Städte aufweisen können, mit dem Schösler’s Name untrennbar verbunden ist, denn er war es, der die Bewohner der Stadt zur Gründung desselben eigentlich angeregt und die dauernde Instandhaltung desselben gesichert hat. Eine einfache, an einem im dunkeln Baumschatten versteckten Plätzchen aufgestellte, mit dem Namen des Gründers versehene Denksäule erinnert die folgenden Geschlechter an den um das Gemeindewohl auch sonst noch verdienten Mann. Ferner eine andere, nicht minder verdienstliche Schöpfung ist S.’s Werk. Im Jahre 1814 forderte S. zur Gründung eines städtischen Museums auf, in welchem die verschiedenen Natur- und Kunstproducte des Landes als in einem Centralpuncte vereinigt werden sollten. Ein edler Wetteifer entstand alsbald unter den Bewohnern der Stadt und des Flachlandes. Landgeistliche, Beamte, Jäger sammelten für den angedeuteten Zweck und am 27. Mai 1821 konnte bereits das Museum eröffnet werden, welches eine ansehnliche Bibliothek und reiche Sammlungen von Mineralien, Vögeln, Schmetterlingen, Käfern, Alterthümern, Modellen und anderen Sehenswürdigkeiten enthält und eine gemeinnützige Zierde der Stadt bildet. Ferner ließ S. die hart zwischen der Stadt und den Vorstädten ruinenhaft sich erhebenden alten Wälle und wüsten Reste der ehemaligen, in der neuen Zeit überflüssig gewordenen Stadtmauer und Wachtthürme abbrechen und setzte an ihrer Stelle anmuthige Anlagen in Art eines englischen Gartens, welche bald ein sehr beliebter Erholungsort für Alt und Jung wurden. Die in den Jahren 1812 und 1817 von Hungersnoth schwer heimgesuchte ärmere Bevölkerung Troppau’s fand an Bürgermeister S. den werkthätigen Beseitiger der dringendsten Noth: im Jahre 1829 gründete er nun auch den Armenfond, ging zu diesem Zwecke in Person von Haus zu Haus und brachte gleich bei der ersten Sammlung über siebentausend Gulden C. M. [200] zusammen, welche eine treffliche und sichere Grundlage der von ihm später völlig organisirten Armenversorgung bildeten. Was S. sonst im Stillen Gutes that, wie uneigennützig er aus eigenen Mitteln arme Talente unterstützte, wie er Kunst und Wissenschaft förderte, bei epidemischen Krankheiten überall helfend und rathend beisprang, Armen persönlich Labung und Arznei reichte, das Alles lebte in der Erinnerung seiner Zeitgenossen, aus deren Ueberlieferung es auch zur Kenntniß der späteren Geschlechter gelangte.

Moravia (Brünner Unterhaltungsblatt, 4°.) 1844, S. 3. 4, 122. – d’Elvert (Christ.), Geschichte der k. k. mähr.-schlesischen Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde u. s. w. Mährens und Schlesiens (Brünn 1870, Rud. M. Rohrer, gr. 8°.) Beilagen S. 173. – Vaterländische Blätter für den österreichischen Kaiserstaat (Wien, 4°.) Jahrg. 1820. S. 171.