BLKÖ:Schönmann, Joseph

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Schönlaub, Fidelis
Band: 31 (1876), ab Seite: 167. (Quelle)
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Schönmann, oder Schoenmann, Joseph (Historienmaler, geb. zu Wien am 19. April 1799). Sohn mittelloser Eltern, besuchte aber, fast noch ein Kind, bereits die Landschafts-Zeichnungsschule des Professors Mößmer [Bd. XVIII, S. 431] an der k. k. Akademie der bildenden Künste in Wien, wo sich sein hervorragendes Malertalent mit jedem Tage mehr kundgab. 1812, damals erst 13 Jahre alt, erhielt er bereits den ersten Preis für die Zeichnung des besten Kopfes, im folgenden Jahre jenen für Figurenzeichnung, 1816 den Preis für eine Zeichnung nach der Antike und 1820 den zweiten Preis für Malerei. Von dieser Zeit an lieferte der noch junge Künstler mehrere historische Compositionen, welche ebenso seinen Fortschritt in der Kunst, wie sein besonderes Geschick in der eingeschlagenen Richtung an den Tag legten. Von seinen Arbeiten aus dieser Zeit sind hervorzuheben mehrere große Oelbilder, u. a. ein „Jupiter“, dann „Johannes der Täufer in der Wüste“ und eine „H. Familie“, welch letztere in der Jahres-Ausstellung bei St. Anna 1816 zu sehen war. Zugleich malte er in dieser Zeit, angeregt durch die von Hormayr eingeleitete und belebte Richtung für vaterländische Geschichte, in welcher Karl Ruß [Bd. XXVII, S. 277] so Außergewöhnliches geleistet, einige Darstellungen aus der vaterländischen Geschichte und that sich auch als tüchtiger Porträtmaler hervor. Im Jahre 1832 begab sich der Künstler als Pensionär der k. k. Akademie nach Rom, wo er viele Jahre weilte und manche treffliche Arbeit zu Tage förderte. S. bedurfte nur eines kunstsinnigen Mäcens, der das Talent erkannte, um es in einer seinem Können entsprechenden Weise zu beschäftigen, und S.’s Name wäre gewiß neben dem besten jener Tage genannt worden. Aber der Mäcen fehlte, und wenn S. sich dessenungeachtet emporgearbeitet, so verdankt er dieß seiner eigenen Kraft, seinem unablässigen Ringen. Wann S. nach Wien zurückgekehrt, ist nicht bekannt. Im Jahre 1844 befand er sich noch in Rom, wo er bereits im Jahre 1838 von der Accademia dei Virtuosi als Ehrenmitglied aufgenommen wurde. Zehn Jahre später nahm ihn die k. k. Akademie der bildenden Künste in Wien unter ihre Mitglieder auf. Außer in Künstlerkreisen war der Name des Künstlers, dessen Leben ganz in seinen Arbeiten aufging, wenig bekannt, erst als die Fresken der neuen Kirche in Altlerchenfeld die Aufmerksamkeit [168] des kunstsinnigen Publicums erregten, wurde auch Schönmann’s Name wiederholt genannt, denn seinem Pinsel waren die Darstellungen des rechten Seitenschiffes anvertraut worden. Von S.’s Arbeiten gelangte der verhältnißmäßig kleinste Theil zur öffentlichen Ansicht und zur Kenntniß des Publicums. In den Jahres-Ausstellungen in der k. k. Akademie der bildenden Künste zu St. Anna ist nur höchst selten das eine oder andere seiner Werke vorgekommen, so z. B. im Jahre 1820: „Ein Modell-Act“. Oelbild; – „Die Ruhe der heiligen Familie“; – im Jahre 1822: „Dido’s Tod“; – im Jahre 1828: „Porträt des Grafen M. C. von Wickenburg“; – „Hector fordert den Paris auf, in die Schlacht zu ziehen“; – dann nach einer ein Vierteljahrhundert währenden Pause im April 1854 die im Auftrage des Fürsten Auersperg gemalten Votivbilder: „Verkündigung Mariens“; – „Die HH. Wilhelm und Vincenz“, als Namenspatrone des Fürsten und der Fürstin von Auersperg, für einen gothischen Flügelaltar bestimmt; – und im Jahre 1858: „Gott erscheint dem Moses im brennenden Dornbusche“. Von anderen Arbeiten des Künstlers sind mir bekannt vor Allem die in der kais. Belvedere-Gallerie befindliche, im J. 1833 in Rom gemalte „heilige Familie“: Maria, in einer Landschaft sitzend, drückt das ein Kreuz in der Hand haltende und schlummernde Jesukind an die Brust; im Hintergrunde nähert sich Joseph; das Bild, auf Leinwand gemalt, oben zugerundet (5 Schuh 3 Zoll hoch. 3 Schuh 6 Zoll breit), ist: Jos. Schönmann, Romae 1833 bezeichnet; – von anderen während seines römischen Aufenthaltes gemalten Bildern sind zu nennen: „St. Joseph mit dem Jesuskinde als Fürbitter der Gläubigen“, 1840 gemalt und durfte im Quirinal zur Ansicht des Papstes ausgestellt werden; – „Der H. Sigismund“, im Auftrage eines ungarischen Cavaliers für Mailand gemalt. Sonst sind von S.’s Werken noch bekannt: ein „H. Joseph“, für die St. Antonikirche in Triest; – „Franz Graf Saurau“, lebensgroß, im Ornate des goldenen Vließes, jetzt im Joanneum zu Gratz, aus des Künstlers früheren Jahren, und der Cyklus von Fresken in der Altlerchenfelder Kirche, und zwar in der Abschlußwand des rechten Seitenschiffes: „Noah“; – „Abraham“; – „Moses“ und „Aaron“; – über dem Seiteneingange zur Rechten: „Die Berufung des Moses am brennenden Dornbusche“; – in der einen Kuppel des rechten Seitenschiffes: „Moses vor König Pharao, die Freilassung seines Volkes begehrend“; – „Christus, die Versuchung des Teufels in der Wüste verkündend“; – „Eleazar wirbt für Isaak und Rebecca“; – „Christus wirbt am Jacobsbrunnen um die Seele einer Sünderin“; – in der zweiten Kuppel: „Jacob’s Traum von der Himmelsleiter“; – „Die Engel Gottes steigen vom Himmel über den Menschensohn herab“; – „Adam und Eva“; – „Christus und Kirche“. Der Künstler, so beachtenswerth in seinen Werken, ist verhältnißmäßig wenig bekannt. Seine Glanzzeit fällt in die vormärzliche Periode, in die Zwanziger- und Dreißiger-Jahre, in welcher das obgleich durch tüchtige Kräfte vertretene Kunstleben in Wien noch wenig Aufmerksamkeit erregte. In der nachmärzlichen Periode aber gehörte der in den Jahren vorgerückte Künstler zu den Alten, und den verstanden die Jungen nicht, wie denn auch ihm das Treiben derselben wohl nicht immer ganz klar werden mochte.

(Hormayr’s) Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst (Wien, 4°.) 1824, Nr. 142, S. 772, in der „Atelierschau“. – Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1839, E. A. Fleischmann, [169] 8°.) Bd. XV, S. 476. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon u. s. w. (Hildburghausen, gr. 8°.) Zweite Abtheilung, Bd. VII, S. 1228. – Die Künstler aller Zeiten und Völker. Angefangen von Professor Fr. Müller, fortgesetzt von Dr. Karl Klunzinger (Stuttgart 1860, Ebner u. Seubert, gr. 8°.) Bd. III, S. 482. – Kataloge der Jahres-Ausstellungen in der k. k. Akademie der bildenden Künste bei St. Anna, 1816, S. 23, Nr. 136; 1820, S. 22, Nr. 212; S. 24, Nr. 246; 1822, S. 23, Nr. 212; 1828, S. 24, Nr. 227, 230; 1858, S. 11, Nr. 152. – Der Salon. Herausg. von Johannes Nordmann (Wien, gr. 8°.) 1854, Beilage des Kunstblatt Nr. 7, S. 53: „April-Ausstellung“.