Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Sandrini, Paolo
Band: 28 (1874), ab Seite: 189. (Quelle)
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Sandrini, Luigia (Opernsängerin und Gesangslehrerin, geb. im Haag im Jahre 1782, gest. zu Dresden am 26. October 1869). Eine geborne Caravoglia; ihre Mutter, eine ebenfalls ausgezeichnete italienische Sängerin, brachte Luigia zur Welt, als sie nach Haag eine Kunstreise unternommen hatte. Luigia wurde dann als Kind nach Messina gebracht, wo sie schon mit 14 Jahren die Bühne in kleinen Parthien betrat. Eigentlichen musikalischen Unterricht erhielt sie nur in höchst mangelhafter Weise, und blos durch ihr angeborenes Talent und durch das Anhören namhafter Sänger erwuchs sie zur trefflichen Künstlerin. Später trat sie in Bologna als Ersatz für die Primadonna Signora Rossini, Mutter des Componisten, ein. Im Jahre 1802 kam sie als erste Sängerin zur italienischen Oper nach Prag, wo sie mit Siboni und Bassi wirkte und bald der Liebling des Publicums wurde. Paer schrieb 1804 die Sophie in „Sargino“ für sie. Bei Guardasoni’s Tode wurde die italienische Oper aufgelöst, doch blieb die S. als Mitglied der deutschen Oper unter Liebig noch einige Zeit in Prag. Sie hatte sich inzwischen mit Paolo S., [190] einem Oboisten des Prager Theaters, verheirathet [siehe die Quellen] und folgte 1808 einem Rufe als Primadonna der italienischen Hofoper nach Dresden. Hier wirkte sie durch lange Jahre mit entschiedenem Glücke, sang 1813 mehrere Male vor Napoleon I. und später die Vestalin, welche der berühmte Talma ihr einstudirt hatte, vor Alexander I.; auch war sie durch Paer’s Vermittelung in allen jenen Hofconcerten beschäftigt, welche während des Aufenthaltes der Kaiserin Maria Louise in Dresden und später in Prag abgehalten wurden. Zu ihren Glanzparthien gehörten in ihren jüngeren Jahren die Vestalin, Emmeline, Susanna, Ninetta u. s. w. Ihre Stimme war hoher metallreicher Sopran, von der brillantesten Geläufigkeit unterstützt, ihre äußere Erscheinung sehr anziehend, ihr Spiel höchst lieblich und ergreifend. Im Komischen entwickelte sie einen liebenswürdigen Muthwillen. In den späteren Jahren sang sie komische Alte in der deutschen Oper und gefiel allgemein; selbst ihr fremdartiger Dialekt wurde ihr vom Publicum gern nachgesehen. Als 1832 die italienische Oper in Dresden aufgelöst wurde, folgte sie einem Rufe nach Prag als Gesangslehrerin am dortigen Conservatorium, bildete mehrere ausgezeichnete Schülerinen, gab 1839 jene Stellung auf und beschäftigte sich blos mit Privatunterricht, kehrte 1845 nach Dresden zurück und setzte hier im Vereine mit ihrer Tochter, der auch als Componistin ehrenvoll bekannten Marie Börner-Sandrini (geb. 14. Juli 1809), den Gesangsunterricht fort; zu ihren Schülerinen zählten auch die beiden königlichen Prinzessinen Elisabeth, nachherige Herzogin von Genua, und Anna, nachmals Großherzogin von Toscana. Sie starb im hohen Alter von 87 Jahren.

Neues Universal-Lexikon der Tonkunst. Angefangen von Dr. Julius Schladebach, fortgesetzt von Ed. Bernsdorff (Dresden, R. Schäfer, gr. 8°.) Bd. III, S. 427. –