Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Sacco, Johanna
Band: 28 (1874), ab Seite: 19. (Quelle)
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Sacco, Luigi (Arzt, geb. zu Varese im Mailändischen 9. März 1769, gest. zu Mailand 26. December 1836). Sohn unbemittelter Eltern, welche jedoch in der Lage waren, ihrem Sohne die wissenschaftliche Laufbahn zu ermöglichen. Unter elterlicher Obhut beendete er die unteren, dann die Grammatikalclassen und begab sich, 17 Jahre alt, an die Hochschule nach Pavia, wo er die philosophischen Disciplinen sich zu Eigen machte und dann dem Studium der Naturwissenschaften, der Medicin und Chirurgie oblag. Es war für letztere eben die goldene Zeit der Hochschule angebrochen, da an derselben Männer wie Peter Franck, Spallanzani, Scarpa und andere tüchtige Kämpen der Wissenschaft lehrten. Im Jahre 1792, also im Alter von 23 Jahren, erlangte S. die medicinische Doctorwürde. Sacco begab sich nun nach Mailand, wo er einer der eifrigsten Schüler des berühmten Moscati [Bd. XIX, S. 113] wurde. Als Mitglied der damals in Mailand bestandenen Società Patriotica di scienze, lettere ed arti veröffentlichte S. verschiedene Arbeiten in den Schriften dieser Gesellschaft, von denen jene über das Präpariren von Insecten in einer Weise, daß ihre natürlichen Formen auf die Dauer erhalten bleiben, ihm die Preismedaille der Gesellschaft eintrug. In seinem wissenschaftlichen Feuereifer unternahm er zum Zwecke der Bereicherung seiner Kenntnisse eine Reise durch Italien und trat mit den bedeutendsten Koryphäen der Wissenschaft, welche damals auf der Halbinsel lebten, in persönlichen und brieflichen Verkehr. Da geschah es im Juni des Jahres 1799, daß Dr. Jenner’s berühmte Entdeckung der Vaccination und ihres Schutzes gegen die Blattern in Europa bekannt wurde. Sacco, von der Bedeutenheit dieser Entdeckung durchdrungen, bemächtigte sich mit allem Eifer derselben, studirte sie auf das gründlichste und im September 1800 ward dieselbe in Italien eingeführt. Sacco wurde sofort zum Generaldirector der Vaccination in der Lombardie ernannt und ihm alle Hilfsmittel an die Hand gegeben, ihn in seinen, die Ausübung dieser Entdeckung ermöglichenden Maßnahmen zu fördern. Ueberall, wo die Seuche wüthete, nach Bologna, Brescia wurde S. berufen, erschien als rettender Engel, und die Municipien jener Städte ehrten das Andenken an die ihnen von S. gebrachte Hilfe durch eine auf ihn geprägte Denkmünze. Noch mehr: Aus ferner Fremde, aus Bagdad, von den Küsten Persiens, aus Arabien, Hindostan wendete man sich an S. um Impfstoff, und Doctor De Carro (Bd. II, S. 295] macht in einem an Sacco gerichteten Briefe die interessante Bemerkung: „es wird immer eine bezeichnende Thatsache bleiben, daß, während England mit Hilfe Jenner’s die ersten Keime des Impfstoffes dem Westen darbot, die Lombardie - durch Sacco’s Hilfe denselben dem Orient spendete“. Aber nicht praktisch allein war S. durch Förderung und Verbreitung: der Vaccination thätig, auch wissenschaftlich [20] beschäftigte er sich mit der Untersuchung dieses Gegenstandes, und das Ergebniß derselben war sein Werk: „Trattato di vaccinazione, con osservazioni sul giavardo e sul vajuolo pecorino“ (Milano 1809, 4°., mit nach der Natur aufgenommenen illum. Abbildungen). Das Werk fand in Fachkreisen eine so begeisterte Aufnahme, daß in Frankreich, Deutschland, ja in England selbst, wo doch der Entdecker des Impfstoffes für die wissenschaftliche Verwerthung seiner Entdeckung thätig war, Uebersetzungen von Sacco’s Werke ausgeführt wurden. Sein ganzes Leben hindurch widmete S. diesem Gegenstande die größte Aufmerksamkeit und noch in späten Jahren, als nämlich im Jahre 1832 die Versammlung der Naturforscher und Aerzte in Wien tagte, befand sich unter den wissenschaftlichen Einläufen jener Tage Sacco’s Abhandlung: „De vaccinationis necessitate rite pertotum orbem instituenda“. Aber nicht einseitig in seinen Studien, beschränkte sich S. nicht ausschließlich auf die Impfung, sondern richtete sein Augenmerk auch auf die übrigen Erscheinungen, welche auf medicinischem Gebiete zu Tage traten: so unterzog er die Acupunctur sorgfältigen Beobachtungen und Studien, zog das Jod in den Bereich seiner Untersuchungen und überzeugte sich von der Wichtigkeit dieses, jedoch mit Vorsicht und Mäßigung anzuwendenden Heilmittels; und machte mir dem Chlor die interessantesten Versuche, sowohl was sich auf seinen anticontagiösen und desinficirenden Charakter, als auf seine als inneres Heilmittel betreffenden Eigenschaften bezieht. Aber noch auf einem anderen, dem Arzte ferner liegenden Gebiete, auf jenem der Landwirthschaft begegnen wir S., auf welchem er nach zwei Richtungen, der sanitären und der volkswirthschaftlichen, thätig war. In ersterer richtete er sein Augenmerk auf die durch Sümpfe und deren miasmatische Ausdünstungen so ungesunde Gegend von Colico, wodurch eine der sonst reizendsten Partien der Lombardie, jene des Lario, förmlich verödete. Schon früher waren nach dieser Richtung verschiedene Versuche gemacht worden, welche doch ohne Erfolg geblieben waren. Glücklicher war Sacco, dessen Ausdauer nicht ermüdete und von so günstigen Erfolgen begleitet ward, daß die kaiserliche Regierung später die Angelegenheit selbst in ihre Hände nahm und die überraschendsten Erfolge erzielt wurden. In volkswirthschaftlicher Hinsicht richtete er bei dem stets sich steigernden Verbrauch des Zuckers auch auf dieses Product seine Aufmerksamkeit und beschäftigte sich mit genauen Untersuchungen der rothen Rübe, deren reicher Zuckergehalt ihm deren Anbau eben im Hinblick auf die Zuckererzeugung wünschenswerth erscheinen ließ. Er veranlaßte, daß sich Chemiker und Landwirthe sorgfältig mit dem Studium dieses Gegenstandes beschäftigten, worauf auch die lohnenden Erfolge nicht ausblieben. Noch sei eines interessanten und wenig bekannten Umstandes aus Sacco’s Leben gedacht. Sacco nämlich war es, welcher der Erste die Cultur der Camelie in der Lombardie verbreitet und diese schöne Blume im Lande heimisch gemacht hat. Im Hinblick auf diesen Umstand brachte auch Sacco’s alter Gärtner, als die Enthüllung des Denkmals stattfand, einen großen Strauß dieser prächtigen Blume in den Festsaal, in welchem die Erinnerung an den Verewigten in Reden begangen wurde. So erscheint denn Sacco als ein Wohlthäter der Menschheit, als ein Humanist in des Wortes edelster Bedeutung. [21] Seine wissenschaftliche Bedeutung und seine Leistungen nach dieser Richtung sind von den Aerzten Carlo Ampellio Calderini und Cesare Castiglioni in den Annali di Medicina bei Gelegenheit des Ablebens Sacco’s, das im Alter von 67 Jahren erfolgte, geschildert worden. Sein Andenken ehrte man zwanzig Jahre später durch Errichtung eines im großen inneren Hofraume des Spedale maggiore zu Mailand aufgestellten, seinem Gedächtnisse gewidmeten Denkmals, welches ihm die Accademia fisio-medico-statistica von Mailand setzen ließ und dessen feierliche Enthüllung am 29. April 1858 in Gegenwart des kaiserlichen Statthalters Freiherrn von Burger stattfand. [Die Beschreibung des Denkmals steht in den Quellen.] Noch sei bemerkt, daß Dr. Sacco’s Verdienste weder von Seite des Staates noch sonst von der Mitwelt ungewürdigt blieben. Er war Mitglied des lombardischen Institutes der Wissenschaften und vieler wissenschaftlichen Akademien und Gesellschaften Italiens und des Auslandes; außerdem besaß er viele Auszeichnungen und Belohnungen seines Vaterlandes und fremder Staaten, und Se. Majestät Kaiser Franz belohnte ihn für die Urbarmachung des Gebietes von Colico mit einer ansehnlichen Geldsumme und mit dem Orden der eisernen Krone 3. Classe. Aus seiner Ehe hinterließ der edle Menschenfreund nur eine Tochter, welche trotz der sorgfältigsten Pflege nicht im Stande war, die Lebenstage des Vaters zu verlängern.

Ferrario (Giuseppe), Vita ed opere del grande vaccinatore italiano Dottore Luigi Sacco e sunto storico dello innesto del vajuolo umano del vaccino e della rivaccinazione. Memoria del cavaliere Dottore – – (Milano 1858, Franc. Sanvito, 8°.) [die ausführlichste, Sacco’s Verdienste um die Vaccination umständlich würdigende Schrift]. – Il Corriere del Lario (Como) 1858, No. 21, p. 83. – Manuale della Provincia di Como per l’anno 1859, p. 72. – Monumento al Cavaliere Dottore Luigi Sacco eretto nello spedale maggiore ecc. ecc. (Milano 1858, Lex. 8°.). – Biographisch-literarisches Lexikon der Thierärzte aller Zeiten und Länder u. s. w. Gesammelt von G. W. Schrader, vervollständigt und herausgegeben von Dr. med. Eduard Hering (Stuttgart 1863, Ebner u. Seubert, gr. 8°.) S. 374 [nach diesem gest. am 25. December 1836]. – Atti dell’ Accademia fisio-medico-statistica (Milano, 8°.) Anno X (1854–55), p. 57 e s.; – dieselben, Nuova Serie, volume II, p. 128, 280, 349, 418, 421, 435; volume III, p. 169, 206, 214 e seq.Dr. Luigi Sacco’s Monument im Spedale maggiore di Milano. Die Errichtung eines Denkmals für Dr. Sacco wurde von der Accademia fisio-medico-statistica di Milano im Jahre 1855 beschlossen und die Angelegenheit einem Ausschusse der Accademia, bestehend aus dem Baron Vacani und Professor Rusconi [Bd. XXVII, S. 275) übergeben. Die Ausführung des Denkmals wurde dem Bildhauer Giovanni Pandiani im August 1857 übertragen, und noch vor Jahresfrist, am 29. April 1858, konnte die feierliche Enthüllung in Anwesenheit des kaiserlichen Statthalters stattfinden Der kaiserl. Rath Gianelli von Seite des Mailänder Istituto, Dr. Franz Ferrario als Schüler und Freund Sacco’s und Carlo Carcano als Repräsentant der Stadt Varese, des Geburtsortes Sacco’s, widmeten bei diesem Anlasse dem Verewigten ehrende Nachrufe. Die Kosten des Denkmals beliefen sich auf 2793 Lire, zu denen der Marchese Rocca Saporiti allein 800 Lire beigesteuert hatte. Die Inschrift des marmornen Denkmals, welche sich unter einem Basrelief befindet, das den humanen Arzt in ganzer Figur im Momente der Impfung darstellt, lautet: „A Luigi Sacco | Medico insigne | primo inoculatore del Vaccino in Lombardia | L’Accademia fisio-medico-statistica | unamime questo marmo decretava | e col concorso dell’ insubre riconoscenza | al riparitore di tante vite | nel MDCCCLVIII poneva | nacque in Varese il IX marzo MDCCLXIX mori in Milano il XXVI Dicembre MDCCCXXXVI. Eine Abbildung des Monumentes mit der Inschrift ist in gr. 8°. erschienen und an dem unteren Rande folgendermaßen bezeichnet: Frati Pandiani [22] inv0 e sculp0. Frai Bramati dis0 ed inc0. – Medaillen auf Dr. Sacco. 1) Avers. Porträtbüste Sacco’s mit der Umschrift: ALOYSIUS SACCO MEDIOL. MFD. ET CHIR. PROF. Revers. Innerhalb zweier auf dem Verbindungsknoten von einer geringelten Schlange umschlungenen Eichenzweige die Worte: JENNERI . EMULO | AMICI. BONONIENSES | A. I AB. ITAL. REP. CONS. – 2) Avers. Vor Sacco’s Büste, die auf einem Quadersteine ruht und auf den eine Kuh eingemeißelt ist, führt der durch eine um seinen Arm sich ringelnde Schlange kenntlich gemachte Aesculap ein nacktes Kind, das einen Kranz trägt, bestimmt, Sacco’s Haupt zu bekränzen. Die Umschrift lautet: SIC MORBUS MORBO CURATUR. Unter dem Abschnitt, auf welchem die beschriebene Gruppe steht, befinden sich die Worte: VIII KALENDAS MAII ANNO I REIP. ITALICAE MDCCCII. Revers. Auf der Fläche der Medaille die Inschrift: ALOYSIO. SACCO | JENNERIANAE . INSTITUTIONIS . PRIMO. IN. COENOMANIS | PROPAGATORI . BENEMER. | MUNICIPIUM . GRATES. – 3) Avers. mit der Inschrift: NAPOLEO GALLORUM IMPERATOR ITALIAE REX. A LUIGI SACCO PER AVERE IL PRIMO ERETTO NEL REGNO UNA FABBRICA DI ZUCCARO DI BARBABIE TOLE – 1841. Diese in Gold ausgeführte Medaille hat keine Reversseite.