Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Ruttenstock, Jacob
Band: 27 (1874), ab Seite: 312. (Quelle)
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Rutzky, Andreas (k. k. Artillerie-Hauptmann und Militär-Schriftsteller, geb. zu Wagstadt in Oesterreichisch-Schlesien am 14. Jänner 1829). Der Sohn eines Maschinen-Schlossermeisters zu Witkowitz, beendete er die Realschule in Troppau und fand im Jahre 1844 als Praktikant Aufnahme am Eisenwerke Witkowitz, wo er sich im Eisenhütten- und Maschinenwesen auszubilden suchte. Das Jahr 1848 traf ihn daselbst als Maschinenzeichner. Ende Juni letztgenannten Jahres wurde er zum Infanterie-Regimente Schönhals Nr. 29 assentirt, ließ sich jedoch wegen seiner Vorliebe zu den mathematischen Wissenschaften zum 3. Feld-Artillerie-Regimente [313] übersetzen. Von da kam er bereits anfangs März 1849 in das k. k. Bombardier-Corps nach Wien, mußte aber bald darauf mit einem Detachement dieses Corps zur Belagerung von Komorn abrücken. Nach Aufhebung dieser Belagerung setzte er seine Studien im Bombardier-Corps wieder fort. Er übersiedelte mit diesem Corps gegen Ende 1849 nach Olmütz, blieb daselbst in der daraus gebildeten Artillerie-Hauptschule, aus der später die k. k. Artillerie-Akademie entstand, wurde am 1. Juni 1851 zum Feuerwerker und am 1. August 1853, nachdem er den vierten Jahrgang der k. k. Artillerie-Akademie beendet, zum Lieutenant im k. k. 2. Feld-Artillerie-Regimente befördert. Im September 1854 kam er in das neu geschaffene k. k. Artillerie-Comité; im Jahre 1855 wurde ihm die Lehrerstelle der Physik an der Wiener Artillerie-Schulcompagnie übertragen; 1856 ging er in den damals so eben geschaffenen höheren Artillerie-Curs, aus dem er 1858 zum Oberlieutenant befördert und als Professor der Artillerie-Technik und der Artillerielehre an der k. k. Artillerie-Akademie angestellt ward. In Folge seiner Tüchtigkeit und ausgezeichneten Verwendung übertrug ihm der damalige Akademie-Commandant, Oberst Fabisch, die Verfassung des technischen Theiles der Waffenlehre für die k. k. Militär-Akademien. Zur Vollendung dieses Theiles wurde er im Jahre 1860 in das k. k. Artillerie-Comité übersetzt, dessen Commandant Oberst Fabisch kurz vorher geworden war. Von dem technischen Theile, welcher die II. Abtheilung dieser Waffenlehre bildet und der die Erzeugung, Prüfung und Deposetirung der Waffen behandelt, sind von Rutzky verfaßt und in der k. k. Hof- und Staatsdruckerei in den Jahren 1861 bis 1863 erschienen das 1. Heft über Materialien und Rohstoffe; das 2. Heft über das Schießpulver, die blanken Waffen, die Feuergewehre, und das 3. Heft über die Geschützrohre, Laffetten und Fuhrwerke, welche Theile jetzt noch mustergiltig sind und als Lehrbehelfe für die Vorträge an der k. k. technischen Militär-Akademie benützt werden. Rutzky benützt seine Muße zum Studium und zur Forschung im Gebiete des Artilleriewesens, und dies insbesondere bezüglich der damals in Erprobung und in Einführung begriffenen gezogenen Geschütze. Seine Aufklärungen und Rathschläge fanden auch bei dem Entwurfe des neuen gezogenen Feldgeschütz-Materials Beachtung. Das weitere Resultat seiner Studien waren die Schriften: „Bewegung und Abweichung der Spitzgeschosse[WS 1] und daraus abgeleiteten Forderungen für Geschoss-und Geschütz-Construction“ (Wien 1861, Gerold, gr. 8°.), mit 2 Taf.) und „Die Einrichtung und die Construction der gezogenen Geschütze“ (Wien 1864, 2. bedeutend verm. Aufl. 1867, gr. 8°.), welche beide in’s Französische übersetzt wurden. In den Jahren 1862 und 1863 gab Rutzky, im Vereine mit Lieutenant Otto von Grahl, die Schriften heraus: „Das gezogene Schiesswoll-, Feld- und Gebirgsgeschütz (nach Lenk’s System) in seiner Eintheilung, Einrichtung, Ausrüstung, Bedienung und Verwendung“. Mit 9 lith. Tafeln und mehreren Holzschnitten (Wien 1862, Geitler, gr. 8°.); – „Das Schiesspulver und seine Mängel. Ein Beleg für die Nothwendigkeit eines neuen Schiesspräparates“ (Wien 1863, typ. lit. artist. Anstalt, gr. 8°.), die ebenfalls in fremde Sprachen übersetzt wurden; letztere Schrift über das Schießpulver fand an maßgebender Stelle so wenig Anklang, daß man die Versetzung Rutzky’s nach Chioggia bei Venedig und [314] Grahls nach Lemberg damit in Zusammenhang bringt. Man sah darin eine Parteinahme für die vorher in Oesterreich hoch gepriesene und zur Einführung für das Feldgeschütz gelangte und damals eben in Mißcredit gefallene Schießwolle. Noch im Herbste 1863 wurde R. als Lehrer der Physik an die k. k. Artillerie-Schulcompagnie zu Liebenau bei Gratz und 1864 als Professor der technischen Mechanik an den k. k. höheren Artilleriecurs berufen. Daselbst mußte er 1865 die schwierigere Professur der höheren Artillerielehre übernehmen, welche er bis zum Jahre 1871 versah. Am 1. Mai 1866 wurde er zum Hauptmann befördert, und wurde in Folge der damaligen Kriegsereignisse seine Thätigkeit im Lehrfache vorübergehend unterbrochen, indem er das Commando über eine Munitionscolonne erhielt, das er bald nach dem Friedensschlusse wieder abgab. Als im Jahre 1867 der höhere Artilleriecurs nach Wien übersiedelte, mußte er auf höheren Wunsch noch die Professur über das Waffen- und Artilleriewesen an der k. k. Kriegsschule übernehmen, die er durch zwei Jahre inne hatte und 1869 mit der Professur der Artillerielehre am k. k. höheren Geniecurse vertauschte; neben letzterer steht er noch in dem im Jahre 1869 geschaffenen k. k. technischen und administrativen Militär-Comité in Verwendung. In die ebenerwähnte Zeitperiode seiner militärischen Lehramtsthätigkeit fällt die Ausarbeitung der höheren Artillerielehre, wie diese am höheren Artilleriecurse von ihm gelehrt wurde. Von dieser größeren Arbeit sind jedoch nur zwei Theile unter den Titeln: „Die Theorie der Schiesspräparate und die Geschossbewegung in den Feuerwaffen (innere Ballistik)“ (Wien 1870, Sallmayer, gr. 8°.) und „Theorie und Praxis der Geschoss- und Zünder-Construction“ (Wien 1871, ebenda, gr. 8°.) im Drucke erschienen. Die Herausgabe der übrigen Theile dieser Artillerielehre mußte jedoch Rutzky einstellen, weil er im Hinblick auf seine künftige Beförderung in Folge der damals erschienenen neuen Beförderungs-Vorschrift im k. k. Heere um die Einrückung zum Feldtruppendienste einschritt und in Folge dessen auch am Schlusse des Studienjahres 1871 zum k. k. Feld-Artillerie-Regimente Prinz Luitpold von Bayern Nr. 7 einrückte. Der Truppendienst nahm seine ganze Thätigkeit in Anspruch und gestattete ihm nur, während der Wintermonate in den Jahren 1871–1873 Vorträge über Artillerielehre in den Officiers-Abendcursen zu halten. Außer vorgenannten selbstständig erschienenen Schriften hat R. in mehreren wissenschaftlichen Zeitschriften Artikel über Gegenstände des Artillerie- und Waffenwesens veröffentlicht, welche gleich seinen erwähnten Werken anregend auf die Fortschritte in diesen Zweigen wirken. R. befindet sich gegenwärtig als Hauptmann und Commandant der vierpfündigen Fußbatterie Nr. 4 des k. k. Feldartillerie-Regiments Nr. 7 in Wien.

Literarisches Centralblatt für Deutschland, herausg. von Friedrich Zarncke (Leipzig, Avenarius, 4°.) Jahrg. 1864, S. 394. – Oesterreichisch-ungarische Wehr-Zeitung (Wien, 4°.) 1870, Nr. 22.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Spitzgegeschosse.