BLKÖ:Ruckstuhl, Anton Freiherr von

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 27 (1874), ab Seite: 209. (Quelle)
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Ruckstuhl, Anton Freiherr von (k. k. Feldmarschall-Lieutenant, geb. zu Trient, nach Anderen zu Riva in Südtirol am 28. November 1800, gest. zu Wien am 10. Juli 1869). Soldatenkind, erhielt er seine Ausbildung in [210] der Wiener-Neustädter Militär-Akademie, aus welcher er am 22. October 1820 als Unterlieutenant in das 3. Feldjäger-Bataillon ausgemustert wurde. Am 16. September 1830 wurde er Oberlieutenant, kam als Capitän am 1. Februar 1835 in das Infanterie-Regiment Nr. 2, am 1. November d. J. als Hauptmann in das Infanterie-Regiment Nr. 21, in welchem er am 29. September 1843 zum Major vorrückte. In letzter Eigenschaft am 1. Jänner 1847 in das Infanterie-Regiment Nr. 38 übersetzt, wurde er in demselben am 11. Juni 1847 Oberstlieutenant, am 2. Jänner 1849 Oberst. Am 12. Juli 1850 wurde er zum General-Major, am 29. Mai 1858 zum Feldmarschall-Lieutenant befördert. Am 30. November 1859 trat R. seiner zerrütteten Gesundheit wegen in den Ruhestand und aus diesem am 28. Juli 1861 wieder in die Activität, aber nur für kurze Zeit über, da er Ende Juli 1861 wieder pensionirt wurde. Am 29. Jänner 1865 neuerdings in den Armeestand aufgenommen, verblieb er in demselben bis zu seinem am 10. Juli 1869 erfolgten Tode. Diese durch eine 6jährige Pause unterbrochene 43jährige Dienstzeit weist mehrere erhebliche Momente, die Erwähnung verdienen, nach. Im Jahre 1821 machte R. den Feldzug gegen Neapel mit, war in dem Gefechte bei Pie di Lugo, bei dem Angriffe von Leonessa und dem Ueberfalle von Monte reale thätig; und wurde während der sechsjährigen Occupation Neapels bei den Expeditionen nach dem Innern und dem Süden der Insel Sicilien, wie nach Calabrien zum Schutze und zur Aufrechthaltung der königlichen Autorität vielfach verwendet. Im Juni 1834 wurde R. dem General-Adjutanten Feldzeugmeister Baron Schönhals im Präsidial-Bureau des Feldmarschalls Grafen Radetzky zugetheilt und verblieb in dieser Stellung bis Ende September 1843. Bei dem Ausbruche der Revolution im Jahre 1848 fungirte R. als Nachfolger Benedek’s als Generalcommando-Adjutant in Galizien, wo er bei dem Bombardement Lembergs durch sein energisches Vorgehen die Stadt vor großer Gefahr bewährte; darauf übernahm er das Commando seines Regiments Graf Haugwitz Nr. 38, mit welchem er in die Romagna gegen Garibaldi und seine Freischaaren auszog und dann bei der engeren Cernirung und Einschließung Venedigs mitwirkte. Als dann Ende 1850 die Organisirung der Gensd’armerie stattfand, kam R. als ad latus zu dem General-Inspector Feldzeugmeister Baron Kempen. Im Juni 1852 wurde er Militär-Districtscommandant in Preßburg, 1855 Chef der dritten Section beim 1. Armee-Commando zu Wien; im Februar 1856 Brigadier beim 8. Armeecorps, Festungscommandant zu Ancona und Leiter des Ausnahmszustandes in den Marken und Provinzen Perugia, Pesaro und Urbino. Während des Feldzuges 1859 stand er als Militär-Sectionschef bei dem damaligen General-Gouvernement des lombardisch-venetianischen Königreichs und als ad latus des Stellvertreters des commandirenden Generals in Verwendung. Nach seinem im October 1866 erfolgten Wiedereintritt in die kais. Armee wurde er dem General-Commando in Wien zugetheilt, und als in dieser Zeit über Wien und die Umgebung der Belagerungszustand verhängt war, zu dem mit aller Vollmacht ausgestatteten Befehlshaber über diesen Rayon ernannt. Auf diesem schwierigen Posten entwickelte R. so viel Tact und Verständniß der Zeitverhältnisse, daß während dieser ganzen Periode auch nicht ein Fall [211] vorkam, den er kraft seiner Vollmacht zu verhandeln bemüssigt gewesen wäre, was namentlich seinem schonungsvollen Verhalten der damals mächtig aufgeregten Wiener Bevölkerung gegenüber zu verdanken ist. Darnach wurde er zum Stellvertreter des Präsidenten bei dem Landes-Militärgerichte in Wien ernannt. In allen diesen Dienstleistungen bewährte sich R. als ausgezeichneter umsichtiger Soldat und namentlich um das durch Strapazen und Seuchen ganz heruntergekommene Regiment Haugwitz, das er vollständig reorganisirt und in den besten Stand zurückgebracht, erwarb er sich unvergeßliche Verdienste. Se. Majestät der Kaiser ehrte die vielfachen Verdienste des wackeren Kriegers durch mannigfache Auszeichnungen, und zwar mit ah. Entschließung vom 25. Februar 1849 durch den Orden der eisernen Krone 3. Classe, mit ah. Cabinetschreiben vom 31. December 1866 mit demselben Orden 2. Cl. mit der Kriegsdecoration 3. Classe, am 4. September 1865 durch Verleihung der geheimen Rathswürde und am 5. Jänner 1866 durch jene der Inhaberswürde des Infanterie-Regiments Kaiser Alexander I. von Rußland Nr. 2. Außerdem besaß R. Decorationen von Rußland und Sr. Heiligkeit dem Papste und war Ehrenbürger der Stadt Preßburg. Im April 1867 erfolgte den Statuten des Ordens der eisernen Krone gemäß seine Erhebung in den österreichischen Freiherrnstand. – Ein August Ruckstuhl, k. k. Capitän-Lieutenant, wurde mit Diplom ddo. 2. April 1820 in den erbländischen Adelstand mit dem Ehrenworte Edler von erhoben, wahrscheinlich ist es der Vater des obigen Feldmarschall-Lieutenants Freiherrn von Ruckstuhl.

Freiherrnstands-Diplom ddo. Wien 8. April 1867. – Oesterreichisch-ungarische Wehr-Zeitung (Wien, gr. 4°.) 1869, Nr. 153, in der Rubrik: „Sterbefälle“. – Neue Militär-Zeitung, (Wien, 4°.) 1869, Nr. 64 u. 65: Nekrolog, von Julius Ebersberg [mit der falschen Angabe seines Todestages; Feldmarschall-Lieutenant Freih. v. R. starb am 10. Juli – nicht Juni – 1869]. – Wappen. Von Roth und Silber quadrirter Schild. 1 und 4: in Roth ein vorwärts gekehrter Mann in mittelalterlicher silberner Schweizertracht mit rothen Schoppen und rundem schwarzen, mit drei silbernen Straußenfedern besteckten Hute, der sich mit beiden Händen auf eine mit ihrem Kolben einwärts aufruhende Arquebüse stützt; 2 und 3: in Silber ein rother, dreifach beringter Köcher, mit drei gestürzten, golden befiederten Pfeilen gefüllt und pfahlweise gestellt. Auf dem Schilde ruht die Freiherrnkrone, auf welcher sich ein in’s Visir gestellter gekrönter Turnierhelm erhebt. Auf der Krone des Helms ragt ein offener, von Roth über Silber quergetheilter Adlerflug empor, welchem ein dem im Schilde vorkommenden ähnlicher Köcher pfahlweise eingestellt ist. Die Helmdecken sind zu beiden Seiten roth, mit Silber unterlegt. Schildhalter sind zwei vorwärts gekehrte aufrechtstehende natürliche Löwen, welche mit den Vorderpranken den Schild anfassen und auf einer goldenen Arabeske stehen, um welche ein rothes Band geschlungen ist, worauf in silberner Lapidarschrift die Devise: „Constanter et fidelis“ sich befindet.