BLKÖ:Rozum, Johann Wenzel

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Rózsavölgyi, Marcus
Band: 27 (1874), ab Seite: 193. (Quelle)
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Rozum, Johann Wenzel (čechischer Schriftsteller, geb. zu Lounovice im Budweiser Kreise Böhmens 7. September 1824, gest. zu Prag 13. April [194] 1858). Kam noch als Kind nach Rozmital, wo er seine Jugend verlebte. Da er frühzeitig seinen Vater verlor, überwachte die Mutter seine Erziehung und brachte ihn dann nach Prag in’s erzbischöfliche Seminar. Auf dem Altstädter Gymnasium setzte R. seine Studien fort, hörte an der Prager Hochschule die philosophischen Disciplinen und wendete sich dann der Pädagogik zu, für welche er besondere Neigung fühlte. Anfänglich wirkte er als Erzieher in verschiedenen Familien, dann wurde er im J. 1851 provisorischer Lehrer der čechischen Sprache an der höheren deutschen Realschule in Prag, welche Stelle ihm im Jahre 1856 bleibend verliehen wurde. Bald darauf begann er zu kränkeln und zuletzt erlag er seinen Leiden im Alter von erst 34 Jahren. Schon im Jahre 1847 begann seine literarische Thätigkeit, indem er eine Schrift Dr. Bolzano’s [Bd. II, S. 35] in’s Čechische übersetzte [die bibliographischen Titel der Werke folgen weiter unten]. Nun gab er in den Jahren 1848–1857 eine Reihe von Jugendschriften, theils Original, theils Uebertragungen vorzüglicher deutscher Bücher dieser Gattung heraus, welche zu den besten Arbeiten der čechischen Literatur auf diesem Gebiete gezählt werden. Unstreitig sein bedeutendstes literarisches Unternehmen ist aber die Herausgabe der altböhmischen Bibliothek (Biblioteka staročeská), von welcher in den Jahren 1853–1856 sieben Theile, bedeutende Schriften älterer böhmischer Schriftsteller enthaltend, erschienen sind. Auch versuchte er es mit der Herausgabe einer illustrirten Jugendschrift: „Goldene Aehren“ (zlate klasy), wovon er jedoch nur einen Jahrgang (1854) herausgegeben hat. Ferner war er Mitarbeiter an den beiden pädagogischen Zeitschriften „Škola“ und „Škola a Život“, welche letztere er auch mitbegründen half. In der letzten Zeit, ja noch auf seinem Sterbelager arbeitete er an einem Lehrbuche der čechischen Sprache für Deutsche und hatte zu diesem Behufe eine überaus werthvolle, in ihrer Art als Unicum dastehende Sammlung aller bis auf die Gegenwart erschienenen böhmischen Grammatiken mit bedeutendem Kostenaufwande sich angeschafft. Die Titel seiner Originalschriften sind: „Hádanky. Pro naši milou mládež“, d. i. Räthsel. Für unsere liebe Jugend (Prag 1849; 2. verm. Aufl. 1852; 3. veränd. Aufl. 1854; 4. Aufl. 1862, 18°.); – „Ezop mudrc o otroctvi. Ctěni pro lid a mládež“, d. i. Aesop der Weise in der Sclaverei. Lesestück für Volk und Jugend (Prag 1850, mit 4 Bildern; neue Aufl. 1853,16°.); – „Mravoučení z přísloví česko slovanských. Pro mládež dospělejší“, d. i. Sittenlehre in čechisch-slavischen Sprichwörtern. Für die reifere Jugend ... (ebd. 1851, 8°.); – „Nauka o slohových videch a zástupkách“, d. i. Die Lehre von den Redefiguren und Tropen (ebd. 1851,16°.); – „Krasořečník pro mládež gymnaziálních a reálních škol“, d. i. Der Declamator für die Jugend in Gymnasial- und Realschulen (Prag 1852; 2. verbess. Aufl. 1853, 16°.); – „Mlsný Vašíček. Veselohra ve třech jednáních“, d. i. Das naschhafte Wenzelchen. Lustspiel in 3 Aufzügen (ebd. 1852, 16°.); – „Bibliotéka staročeská mládeži po vyšším vzdělání bažící“, d. i. Altböhmische Bibliothek. Für die nach höherer Ausbildung strebende Jugend (ebd. 1853–1856, 16°.); der 1. Theil enthalt Kato’s Denksprüche in der čechischen Uebersetzung des Comenius; die Rede des Isokrates von den Pflichten in der Uebersetzung des Daniel Adam von Veleslavin; – Cicero’s Paradoxen; desselben von der Freundschaft, [195] beide in der Uebersetzung Gregor Hruby’s von Jelen; und Bruchstücke aus dem Evangelium; – der 2. Theil enthält die Originalschriften von Daniel Adam von Veleslavin und dessen Lebensbeschreibung; – der 3.: die Erlebnisse des Wenzel Wratislaw von Mitrowitz auf seiner Reise nach Constantinopel und dessen Lebensbeschreibung; – der 4.: Proben aus sämmtlichen Uebersetzungen Veleslavin’s; – der 3. und 6.: Xenophon’s Cyropädie in der čechischen Uebersetzung von Abr. v. Güntherode; – der 7.: Zusätze zu Xenophon’s Cyropädie von Ebendemselben; – „Písně národní v Čechách. Mládeži vybrál a s nápěvy vydal ...“, d. i. Volkslieder in Böhmen. Für die Jugend gesammelt und mit den Gesängen herausgegeben (Prag 1854, 12°.); – „Obrázková abeceda. Dárek pro naše milé žáčky a žákyně“, d. i. Bilder-ABC. Geschenk für unsere lieben Schüler und Schülerinen (ebd. 1854, kl. 8°.); – „Seznam českých knih, obrazů a hudebních vytvorů ... kněhkupcum, kněhovníkům a vůbec milovníkům literatury české“, d. i. Verzeichniß böhmischer Bücher, Bilder und Musikalien ... für Buchhändler, Bücherfreunde und vornehmlich für Freunde der čechischen Literatur (Prag 1854, kl. 8°.); – „Zlaté klasy. Časopis obrázkový ku vdělaní a zábavě mládeže“, d. i. Goldene Aehren. Zeitschrift mit Bildern zur Belehrung und Unterhaltung der Jugend (Prag 1854, gr. 8°.), nur den 1. Jahrgang gab Rozum, den zweiten und dritten (1853 u. 1856) gaben Houška und Jos. Kolář heraus; – „Konvalinky, drobné povídky ...“, d. i. Maiblumen, kleine Erzählungen u. s. w. (ebd. 1854); – „Malý krasořečník. K užitku studujici mládeže v nižších reálkach ...“, d. i. Der kleine Declamator. Zum Gebrauche der studirenden Jugend in den unteren Realschulen u. s. w. (ebd. 1856, 12°.); – „Slovanské bájesáloví. V základních jeho částkách nastínil“, d. i. Slovenische Mythen (ebd. (Prag 1857); – „Krasořečenky ku prospěchu mládeže v národních školách“, d. i. Declamationsstücke für die Jugend in den Volksschulen zusammengestellt (ebd. 1857, 12°.). Außerdem veröffentlichte Rozum mehrere Uebersetzungen deutscher Erziehungs- und Jugendschriften, so: „Was Gott thut, ist wohl gethan“, von Salzmann; „Kern der Pädagogik“, von Niemeyer; „Fabeln und Bilder“, von Schneider; „Der verständige und ehrliche Bauer“, von Christoph Schmidt; – „Der ehrliche Miethsmann“, von Gotthelf; – die Fabeln Lessing’s. R. zählt zu den verdiensteten čechischen Pädagogen der Neuzeit, der zu früh aus einer Wirksamkeit, der er durch tüchtige Bildung und humanen Sinn völlig gewachsen war, gerissen wurde.

Prazské Noviny 1858, Nr. 89. – Moravské Noviny 1858, Nr. 28. – Lumír (čechisches belletrist. Blatt) 1858, Nr. 89. – Prager Morgen-Post (polit. Blatt) 1858, Nr. 105.