BLKÖ:Rosenberg, Peter Wok von

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 27 (1874), ab Seite: 10. (Quelle)
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19. Peter Wok von Rosenberg (geb. 1. October 1539, gest. 6. November 1611), ein Sohn Jost’s von Rosenberg und Anna’s von Roggendorf und ein Bruder des prachtliebenden Wilhelm von R., nach dessen Tode Peter Wok dessen mächtigen Besitz übernahm. Peter Wok (Wok heißt so viel als Wolf) war um 1560 Kämmerer des Kaisers Maximilian, machte in den Jahren 1562 und 1563 Reisen in Deutschland und nach England. Im Jahre 1594 führte er ein böhmisches Kriegsheer nach Ungarn und half Komorn vor den Türken retten. In seiner Heimat vergrößerte und verschönerte er seinen Dynastenbesitz, erbaute das Schloß in Bochin, Zeughaus, Dreifaltigkeitskirche und Armenspital in Krumau u. s. w. Er führte einen großartigen Hofstaat, so wurde in seinem Schlosse zu Wittingau täglich an 14 Tafeln gespeist. Peter Wuk war der einzige in seiner Familie – alle übrigen waren katholisch – Hussit und seine ganze Umgebung bestand aus seinen Glaubensgenossen. Als er sein Ende nahen fühlte, wollte er dem Hussitismus entsagen und zum katholischen Glauben zurückkehren, aber seine Umgebung wußte diesen Schritt zu verhindern. In seinem letzten Willen bedachte er reich die protestantische Schule zu Soběslav, der er auch seine Wittingauer Bibliothek hinterließ, und ordnete an, daß seine Erben ein Convict für Studenten böhmischer Confession und ein Spital für kranke Studenten erbauen sollten. In diesem Convicte sollten 12 Knaben und auch mehr bis zum 25. Lebensjahre mit Kost und Wohnung unterhalten und in den Wissenschaften unterrichtet werden. Ueberhaupt traf er in dieser Richtung höchst humane Bestimmungen, die mit seinem im Leben oft genug bewährten impetuosen Charakter im starken Widerspruche stehen. Der Bestand dieser Stiftung wurde schon zehn Jahre nach dem Ableben des Stifters durch die begonnene und durchgeführte Gegenrevolution unmöglich. Im Leben war Peter Wok in den ersten Jahren seiner Herrschaft und so lange seine Gattin lebte, im hohen Grade leutselig. Seine Gemalin, die er 1580 heimführte, war Katharina von Ludanic; er verlor sie nach 21jähriger glücklicher Ehe im Jahre 1601, ohne von ihr Kinder gehabt zu haben. Nach ihrem Tode wurde er tiefsinnig, und seine Melancholie artete zu Zeiten in solche Tobsucht aus, daß er in Anfällen derselben seine treuesten Diener hinrichten ließ; wenn er dann wieder zu sich kam, bereute er sein Thun, und um sich vor den Unthaten seiner Zornausbrüche selbst zu bewahren, ließ er den bisher in Wittingau wohnenden Scharfrichter nach Soběslav übersiedeln. Wenn er dann in einem Wuthanfalle ein Todesurtheil anordnete, so wurde dasselbe nicht mehr vollzogen, denn in der Zeit, als der Henker von Soběslav nach Wittingau kam. war der Paroxismus vorüber und das Todesurtheil wurde annullirt. Da er keine Leibeserben hatte, hinterließ er seine Reichthümer an Johann Georg von Schwamberg und bestimmte selbst die Erbfolge in der Primogenitur von dessen Familie. Auf Peter Wok wie auf seinen Bruder Wilhelm wurden zu verschiedenen Gelegenheiten Medaillen und Denkmünzen geprägt, welche sämmtlich in Heinrich Otokar Miltner’s „Beschreibung [11] der bisher bekannten böhmischen Privatmünzen und Medaillen. I. Abtheilung. Personenmünzen“ (Prag 1856 u. f., 4°.) auf den Tafeln XLI, Nr. 348–350; XLII, Nr. 351 bis 365, und XLIII, Nr. 366–369, dargestellt und auf S. 469–473 ausführlich beschrieben werden. Von Peter Wok sind auch Aufzeichnungen der Verhandlungen des Jahres 1608 in Mähren und Böhmen vorhanden, welche sich im I. Bande, S. 172 bis 181, von Dudik’s „Mährens Geschichtsquellen“ verzeichnet finden. Mit Peter Wok erlosch das Geschlecht der čechischen Rosenberge (Rožmberk). Eine Verbindung der österreichischen, kärnthnerischen, jetzigen Fürsten von Rosenberg mit den böhmischen Dynasten ist urkundlich nicht nachgewiesen. Doch Dr. Hopf in seinem „Genealogischen Atlas“ gibt auf Stammtafel Nr. 674 die Stammfolge des Gesammthauses, wonach beide, die böhmischen und die österreichisch-kärnthnerischen Rosenberge, nur als zwei Hauptlinien, von den zwei Brüdern Vitek und Heinrich gegen Ende des 12. Jahrhunderts (1194) gestiftet erscheinen. [Erneuerte vaterländische Blätter für den österreichischen Kaiserstaat (Wien, 4°.) Jahrg. 1820, S. 172: „Der letzte Rosenberg“. – Der Bote von der Eger und Biela, 1854, Nr. 81 und 82: „Auszug aus der Rosenberg’schen Chronik“. – Anzeiger aus dem südlichen Böhmen (Budweis, 4°.) 1855, Nr. 43: „Tod und Leichenfeier des letzten Rosenberger’s“. – Katholische Blätter (Linz, 4°.) 1864, Nr. 5–8: „Eine Annexionsgeschichte“. – Prager Morgenpost 1862, Nr. 57 u. s. w., im Feuilleton: „Irrfahrten und Abenteuer einer Entführten“. – Světozor (Prager illustr. Blatt, kl. Fol.) 1868 S. 164: „Potr Vok z Rozmberka“.] –