Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 26 (1874), ab Seite: 148. (Quelle)
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Rieser, Michael (Maler, geb. zu Schlittens in Tirol 6. September 1828). Von seinem Vater, einem armen Schullehrer, erhielt R. die erste Erziehung, dann besuchte er die Schule in dem benachbarten Benedictinerstifte Fiecht und zuletzt die Hauptschule in Schwaz. Da zu weiterem Schulbesuche die Mittel fehlten, sollte R. die Handlung erlernen, und kam zu diesem Zwecke, nachdem er 15 Jahre alt war, zu seinem Onkel Johann Rieser, der als Handelsmann in Danzig lebte. Es stand dem jungen Manne, wenn er sich in diesen Beruf gefunden hätte, eine glückliche Zukunft bevor, aber Hang und Liebe zur Kunst überwogen die Aussicht auf materielle Vortheile, und so besuchte denn R. statt des Kaufmanns-Comptoirs die Danziger Kunstschule und betrat dann, nachdem ihm sein Onkel für ein Jahr Unterstützung zugesagt, die eben nicht immer rosige Laufbahn des Künstlers. Im Alter von 20 Jahren begab er sich nach München, wo er in den Jahren 1848 bis 1850 an der dortigen Akademie der bildenden Künste arbeitete. Indessen gewann ihm sein Talent mehrere kunstsinnige Freunde, durch deren werkthätige Beihilfe es ihm ermöglicht ward, seine Studien an der Wiener Kunstakademie, wohin er sich im Jahre 1852 begab, fortzusetzen. Dort trat er in die Fachschule des Directors Christian von Ruben und kam bald in die Lage, durch einige Arbeiten, die er verkaufte und ihm auch ein Stipendium eintrugen, sich eine selbstständigere Stellung zu verschaffen. Neun Jahre arbeitete R. an der Akademie in Wien und vollendete in dieser Zeit, da er sich fast ausschließlich der religiösen Historienmalerei widmete, viele Altarbilder für mehrere Kirchen in der Monarchie, von denen insbesondere zu erwähnen sind: eine „Heilige Familie“, im Besitze Sr. kais. Hoheit des Erzherzogs Franz Karl, vier Altarbilder für den regierenden Fürsten Alois Liechtenstein, und ein großes Altarbild, darstellend „Die Taufe Christi am Jordan“, für die Kirche zu Kladrub. In Folge dieses letzteren Bildes erhielt er auch im Jahre 1861 ein kaiserliches Reisestipendium, das ihn in die Lage versetzte, Italien, [149] vornehmlich Rom, zu besuchen. Nach dritthalbjährigem Aufenthalte im Lande der Kunst, während dessen er das seiner Zeit viel genannte Bild: „Abend vor Christi Geburt“ gemalt hatte, das in der zweiten großen internationalen Kunstausstellung zu Wien 1870 zu sehen war und dann in den Besitz der ständischen Gallerie in Prag um den Preis von 750 fl. gelangte, kehrte er nach Wien zurück, wo er im Jahre 1868 wirkliches Mitglied der Akademie der bildenden Künste und noch im nämlichen Jahre Professor der k. k. Kunstgewerbeschule an dem österreichischen Museum wurde, auf welchem Posten er noch zur Stunde thätig ist. In neuester Zeit beschäftigte er sich mit einer Reihe von Cartons, Kohlenzeichnungen für die Glasfenster in Nancy. Oeffentlich ausgestellt hat R. nur wenig, so in der Jahres-Ausstellung 1858 in der Akademie der bildenden Künste bei St. Anna, nebst einem weiblichen Bildnisse, eine „Heilige Familie“, vielleicht die oberwähnte, von Erzherzog Franz Karl angekaufte, und im Jahre 1859 ebenda ein Altarblatt: „Der Tod des heiligen Wenzel“, gleichfalls für die Kirche zu Kladrub. Anläßlich dieses letzteren spricht sich die Fachkritik nach einigen allgemeinen Bemerkungen über die Richtung der Ruben’schen Schule, aus welcher Rieser hervorgegangen, dahin aus, daß es „den Bedingungen eines Altarblattes vollkommen entspricht, aber daß auch auf die Technik ein bedeutendes Gewicht gelegt und dasselbe nach jeder Richtung durchgebildet sei“.

Innsbrucker Nachrichten 1868, Nr. 151. – Wiener Zeitung 1859, S. 2386. – Kataloge der Jahres-Ausstellungen bei St. Anna (Wien, 8°.) 1858, S. 8, Nr. 107; S. 16, Nr. 236; 1859, S. 14, Nr. 240. – Katalog der II. internationalen Kunstausstellung in Wien, 1870, Nr. 131.