BLKÖ:Riesse, Franz Karl Freiherr

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Rieser, Michael
Band: 26 (1874), ab Seite: 149. (Quelle)
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Riesse, Franz Karl Freiherr (k. k. Feldzeugmeister und Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Brugge in Belgien im Jahre 1721, gest. zu Gratz 20. Mai 1786). Trat, 16 Jahre alt, im Jahre 1737 zur Zeit des bayerischen Erbfolgekrieges als Gemeiner in die kaiserliche Armee, und stufenweise vorrückend, wurde er Hauptmann und Adjutant des berühmten Feldmarschall-Lieutenants Bärnklau [Bd. I, S. 117]. Nach dem Aachener Frieden, bereits Oberstlieutenant im Warasdiner-Creutzer-Regimente, dämpfte er im Jahre 1755 die im Warasdiner Generalate ausgebrochenen Unruhen. Bei Ausbruch des siebenjährigen Krieges wurde er in der Armee eingetheilt. In diesem Kriege zeichnete er sich bei mehreren Gelegenheiten aus, so bei der Einnahme von Brandeis, wo er des Schlosses sich bemächtigte; bei Collin, wo er unserer in Unordnung gerathenen Cavallerie mit einem Bataillon und vier Geschützen zu Hilfe eilte; dann bei mehreren Gelegenheiten, als in der Schlacht bei Breslau, im Gefechte bei Protsch, dann in jenem bei Darmstadt, dann, als er die Preußen auf ihrem Rückzuge aus Böhmen in den Defiléen und Gebirgen angriff und ihnen beträchtlichen Schaden zufügte; insbesondere aber am 2. October 1757, wo er bei Klein-Maßlowitz mit einer Abtheilung von nur 500 Mann zur Deckung des linken Flügels unserer Armee von drei feindlichen Bataillonen angegriffen, ohne Geschütz, tapfer Stand hielt und zuletzt den Gegner völlig zurückwarf und seinen Posten standhaft behauptete, als am nächsten Tage die Preußen ihren Angriff mit vier Bataillonen und sechs Geschützen erneuerten; aber auch R. hatte Verstärkung an Mannschaft und Geschütz erhalten. Bei Domstädtl, am 30. Juni 1758, wo [150] Daun den großen preußischen Convoi wegnahm, zeichnete er sich beim ersten Angriffe so aus, daß er zum Obersten im St. Georger-Regimente befördert wurde. Bei Dresden, am 11. September 1738, stand er mit seiner nur 1300 Mann starken Truppe bei dem sogenannten weißen Hirschen aufgestellt, als ein feindliches Corps, das 10.000 Mann zählte, heranmarschirte. Kaum hatte R. Zeit gehabt, alle Posten an sich zu ziehen, als er schon von etwa 10 Schwadronen Huszaren umringt war. Diese verlängerten ihren Angriff, um die nachrückende preußische Infanterie abzuwarten und dann vereint mit ihr R. und seine Truppe aufzuheben oder niederzumachen. Riesse, die Absicht errathend, ließ seine Leute Quarré formiren und zog sich eine ganze Stunde weit unter beständigem Feuern in bester Ordnung zurück, bis ihm fünf Schwadronen Eßterházy-Huszaren zu Hilfe kamen, mit denen vereint er die Feinde zurückwarf; bei Hochkirch endlich, in der Nacht vom 13./14. October, deckte er die linke Flanke des von den Unseren unternommenen Angriffes und verfolgte den Feind bis über die äußersten Anhöhen. Für diese Waffenthaten wurde R. in der 5. Promotion, vom 23. Jänner 1760 mit dem Ritterkreuze des Maria Theresien-Ordens ausgezeichnet. Auch im Feldzuge des Jahres 1762 that R. bei mehreren Anlässen sich hervor, so bei Köhlen, dann bei Nieder-Ahrensdorf und zuletzt am 6. Juli 1762 bei Adelsbach, wo er die anrückenden Preußen mit dem Bajonette zurückjagte. Im Jahre 1763 wurde R. General-Major, 1773 Feldmarschall-Lieutenant und Commandirender in Innerösterreich und kurz vor seinem im Alter von 65 Jahren erfolgten Tode General-Feldzeugmeister. Den Statuten des Ordens gemäß wurde R. im Jahre 1761 in den erbländischen Freiherrnstand erhoben. Auch war R. vom Jahre 1776 bis 1786 Inhaber, des Infanterie-Regiments Nr. 26, nicht zu verwechseln mit dem Freiherrn Karl Riese, der in den Jahren 1802 bis 1806 die Inhaberstelle des Infanterie-Regiments Nr. 15 bekleidete. Die Schreibung Riese, die hie und da vorkommt, ist unrichtig, im Adels-Diplom, in den Acten des Maria Theresien-Ordens u. s. w. erscheint er überall Riesse geschrieben.

Freiherrnstands-Diplom ddo. 2. Mai 1761. – Hirtenfeld (J.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, kl. 4°.) S. 98 u. 1729. – Wappen. Quadrirter Schild mit Herzschild. 1 und 4: in der Mitte quergetheilt, in der oberen blauen Feldung ein goldener Löwenkopf, in der unteren rothen Feldung zwei senkrechte silberne Pfähle; 2 u. 3: in Silber ein einwärts gekehrter aufrechter Tiger von natürlicher Farbe. Der Herzschild zeigt in Schwarz einen linksgekehrten geharnischten Mann, der seine Rechte in die Seite stemmt und in seiner Linken eine Partisane hält. Auf dem Schilde erheben sich drei gekrönte Turnierhelme. Auf der Krone des mittleren Helms befindet sich der geharnischte Mann des Herzschildes zwischen zwei mit ihren Sachsen einwärts gekehrten, in der Mitte quer Gold über Blau mit gewechselten Tincturen abgetheilten Adlerflügeln; auf der Krone des rechten Helms der Löwenkopf von 1 u. 4 zwischen zwei in der Mitte quer, und zwar vorn oben schwarz und hinten unten roth, dann hinten oben und vorn unten silbern abgetheilten Büffelshörnern, und aus der Krone des linken Helms wächst der Tiger von 2 und 3. Die Helmdecken sind: die des rechten und des mittleren zur Rechten blau mit Gold, die des linken und des mittleren zur Linken roth mit Silber unterlegt.