Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 25 (1873), ab Seite: 291. (Quelle)
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Renn, Paul (österreichischer Poet, geb. zu Klagenfurt 27. November 1806, gest. ebenda 15. November 1860). Sein Vater Andreas Renn, aus dem salzburgischen Tauernlande stammend, war Steinschleifer und wurde von dem Cardinalbischofe von Gurk, Altgrafen[WS 1] Salm, nach Klagenfurt berufen, wo er für ihn und zum Verkaufe verschiedene kleine Kunstarbeiten, als Früchte, Schwersteine u. dgl. m. in Marmor ausführte. Der Sohn Paul, das jüngste von fünf Kindern, wurde so wie der älteste Sohn Andreas, ungeachtet der ärmlichen Verhältnisse der Eltern, für die Studien bestimmt und gehörte am Gymnasium seiner Vaterstadt immer unter die vorzüglichsten Schüler. Die Eltern meinten, er sollte in den Benedictinerconvent, der die Lehrer für das dortige Gymnasium und Lyceum lieferte, eintreten. Allein die freiere Richtung seines Geistes und vorzugsweise die sich frühe zeigende Neigung zur Poesie ließen ihn andere Bahnen in’s Auge fassen. Er begab sich nach Wien, um die Rechte zu studiren. Er hatte dort auf die Unterstützung einiger Gönner gehofft, die sich jedoch nicht erwahrte; da sein Wille der ausdauernden Kraft entbehrte, drang er nicht durch und kehrte, von allen Subsistenzmitteln entblößt, noch vor Vollendung des ersten Universitätsjahres nach Klagenfurt zurück. Sein Vater war schon seit Jahren todt. Lectionen boten ein nicht genügendes Auskommen; ohne den Freitisch in einem wohlwollenden Hause wäre er der Noth preisgegeben gewesen. Unter solchen Verhältnissen mußte ein neuer Lebensweg, der Aussicht auf Unterhalt eröffnete, eingeschlagen werden. Paul Renn wählte das chirurgische Studium, das er, so weit die Lehranstalt zu Klagenfurt reichte, mit Auszeichnung betrieb und das Diplom als Patronus erhielt. Er war nun durch einige Jahre Secundararzt im Krankenhause zu Klagenfurt und erwarb sich als solcher die Achtung und Neigung der Directoren und Primarärzte. Einer derselben, Dr. Heindl, wurde zum Director des Spitals in Lemberg befördert, er forderte Renn noch vor der Abreise dringend auf, die medicinischen Studien zu machen und lud ihn zu diesem Endzwecke zu sich nach Lemberg ein. Im Vertrauen auf dieses Anerbieten erschien Paul Renn ungefähr ein Jahr später plötzlich im Hause des Dr. Heindl zu Lemberg. Das Sprichwort: Aus den Augen, aus dem Sinne, bewährte sich aber auch dießmal; Renn wurde zwar im Hause des Dr. Heindl aufgenommen, allein der Gastfreund sollte als Famulus nützbar werden. So bildete sich ein unhaltbares Verhältniß, unter dem auch das medicinische Studium nicht gefördert wurde, und nach ungefähr einem Jahre kehrte Renn, um nichts als an Erfahrungen reicher, nach Klagenfurt zurück. Während seines Lemberger Aufenthaltes hatte er im liebreichen Umgange des Professors Dr. Karlmann Tangl den einzigen Trost gefunden. Abermals war ein Lebenserwerb zu suchen, denn in einer chirurgischen Officin zu fungiren, [292] verschmähte Renn ungeachtet seines Nothstandes, ebenso, als eine Officin zugleich mit einer ihm angebotenen Braut zu erwerben. Sein Klagenfurter Gastfreund, der Landschaftsecretär Karl v. Tschabuschnigg, brachte ihn jetzt als Praktikanten in ständische Dienste; Renn wurde bald darauf mit Führung des Einreichungsprotokolls betraut, und da er sich auch im Conceptfache sehr brauchbar erwies, später in den Rathsitzungen als Schriftführer verwendet, und nach dem Umschwunge der Dinge im J. 1848 zum provisorischen Secretär ernannt. Paul Renn hatte in dieser Weise endlich einen sicheren Hafen erreicht; er lebte zu Klagenfurt in gemüthlicher Behaglichkeit und war in der Lage, sich auch Reiseausflüge, nach der Residenz, nach Oberitalien u. a. zu vergönnen. Die Freundschaft mit dem Sohne seines Wohlthäters, mit Adolph Ritter v. Tschabuschnigg, übte mächtigen Einfluß auf Renn’s zu weiches, jeder That- und Willenskraft baares Gemüth. Und so lange der Freund in Klagenfurt weilte, war Alles gut. Als aber Ritter von Tschabuschnigg im Jahre 1854 nach Gratz übersiedelte, war es auch um Renn, der nun allein, verlassen dastand, geschehen. Er ermattete in seinem Berufe, und dieß um so mehr, als er deßhalb gerügt wurde. Endlich verlor er ganz und gar alle Arbeitslust und Kraft, suchte letztere, wo nur Aufregung zu finden war, und erschlaffte endlich ganz. Er starb zu Klagenfurt an der Hirnerweichung am 15. November 1860, gerade an dem Tage, an welchem die Landesregierung Kärnthens ihre Functionen einstellte. Ungeachtet seines empfänglichen, ja liebebedürftigen Herzens war er unvermält geblieben. Dieß ist der bescheidene, äußere Lebenslauf einer innerlich tief poetischen Seele; Renn huldigte seit seinem fünfzehnten Lebensjahre den Musen; er war der Kunst gegenüber allerdings mehr eine empfängliche als eine hervorbringende Natur. Als ihm, fast noch als Knaben, Schiller’s Gedichte das erste Mal in die Hand fielen, war er vom Kusse des Genius wie berauscht; er blieb damals selbst für seine Familie einige Tage unsichtbar. Die Gedichte an Laura narkotisirten ihn völlig. Die gleiche Neigung zur Dichtkunst stiftete zwischen ihm und Adolph von Tschabuschnigg schon in der Kinderzeit das erwähnte Freundschaftsbündniß, das durch alle wechselnden Verhältnisse bis zu Renn’s Tode nachhielt. Tschabuschnigg setzte auf seiner[WS 2] Familienbegräbnißstätte zu Klagenfurt dem Freunde ein Denkmal auf dem unter Weiden eine Strophe von Renn zu lesen ist: „Unsere Liebe weiht der Tod ein, Laura, | Und die Thränenweiden, auf unser Grab sich senkend, | Uebersilbert das Mondlicht, daß sie steh’n wie | Blühende Myrthen“. Renn fing frühe an, Gedichte zu schreiben, die an einfacher Innigkeit, naturwüchsiger Anmuth sich mit den Erzeugnissen mancher berühmten Feder vergleichen dürfen. Auch in der erzählenden Prosa versuchte er sich und schrieb einige kleine, reizende Phantasiestücke und Humoresken, als: „Ponte di Brenta“, „Aus dem Leben eines Prosectors“ u. a. Die „Carinthia“, der Gratzer „Aufmerksame“, die Lemberger „Mnemosyne“ und die damaligen belletristischen Wiener Journale brachten viele derselben, noch mehrere die kleineren Almanache, insbesondere die im Verlage bei Pfautsch erschienen. Pfautsch und Voß verlegten im Jahre 1850 auch seine „Gedichte“. Sie haben die große Tour durch Deutschland nicht gemacht, [293] aber wer sie liest, empfängt den wohlthuenden Eindruck, den ein Strauß frischer Wald- und Wiesenblumen an einem Frühlingsmorgen auf uns hervorbringt. Paul Renn hat sich in der Bücherwelt zwar keinen hochtönenden Namen erworben, aber gleichwohl: er war ein Dichter. Sein gleichfalls bereits verewigter Freund Vincenz Rizzi hat ihm in der „Deutschen Monatschrift aus Kärnthen“ in einer kritischen Würdigung seiner Poesien ein literarisches und zugleich Freundes-Denkmal gesetzt.

Carinthia (Klagenfurter Unterhaltungsblatt, 4°.), herausgegeben von Ernst Rauscher, 53. Jahrgang (1863), Nr. 31 u. 32. „Paul Renn, eine Erinnerung“. – Kehrein (Joseph), Biographisch-literarisches Lexikon der katholischen deutschen Dichter, Volks- und Jugendschriftsteller im 19. Jahrhunderte (Zürch, Stuttgart, Würzburg 1870, L. Wörl, gr. 8°.) Bd. II, S. 49. – Gratzer Zeitung 1860, Nr. 283. – Deutsche Monatschrift aus Kärnthen (Klagenfurt, gr. 8°.) 1850, Nr. 11, S. 353.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Atgrafen.
  2. Vorlage: seinem.