Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Remdé, Friedrich
Band: 25 (1873), ab Seite: 273. (Quelle)
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Rembold, Ludwig (Professor und Arzt, geb. im Jahre 1785, gest. zu Penzing nächst Schönbrunn bei Wien 4. October 1844). Er bekleidete die Professur der Philosophie an der Wiener Hochschule und trug seinen Gegenstand mit Freimuth und Wahrheitsliebe vor. Der dadurch wachsende Andrang zu seinen Vorlesungen und seine sich steigernde Beliebtheit machten die Regierung aufmerksam; in der damaligen Blüthezeit der Denunciation fehlte es auch nicht an Schleppträgern dieses Lasters und R. wurde gewarnt, sich in seinen Vorträgen streng an das vorgeschriebene Lehrbuch zu halten. Als tiefer Denker und bei der Unmöglichkeit, aus der zum Lehrbuche octroyirten Scharteke Weisheit zu lehren, setzte R. seine Vorträge in gewohnter Weise fort. Da die Regierung sah, daß sich R. durch nichts in seiner Weise beirren ließ, machte sie kurzen Proceß mit ihm und R. wurde im Jahre 1835 ohne Ansuchen seines Lehramtes ex offo enthoben und mit 700 fl. pensionirt. Er verließ nun Wien, um allem Verdachte, als ob er seine Schüler, die mit warmer Verehrung an ihm hingen, aufzuregen suche, vorzubeugen. Er übersiedelte mit Frau und neun Kindern nach Znaim, aber auch dort konnte er mit so zahlreicher Familie mit einer so geringen Summe, als seine Pension war, nicht leben. Da er außer der deutschen Muttersprache noch gründliche Kenntnisse der lateinischen, hebräischen, griechischen, italienischen, französischen und englischen Sprache besaß, hoffte er durch Mitwirkung seiner Freunde eine Professur im Auslande, oder doch eine Anstellung als Privatsecretär oder Bibliothekar zu erlangen. Eine ihm in Aussicht gestellte Berufung nach Göttingen schlug fehl. Ein Bittgesuch um eine eben erledigte k. k. Bibliothekarstelle wurde rundweg abgewiesen. Unter solchen Umständen begann er Privatunterricht zu ertheilen. Gegen die Bemühungen seiner Freunde, die ihm durch Collecten, welche sie von Zeit zu Zeit veranstalteten, seine Lage erträglicher machen wollten, sträubte sich und mit Recht sein männlicher Stolz. So kam er denn endlich zu dem Entschlusse, [274] die Medicin zu studiren. Er begab sich in Folge dessen nach Pesth und begann dort im Jahre 1839, im Aller von 45 Jahren, das medicinische Studium, erlangte die Doctorwürde und ließ sich als praktischer Arzt in Wien nieder. Aber nicht lange war es ihm gegönnt, in dieser Eigenschaft zu wirken. Im Alter von 49 Jahren raffte ihn der Tod dahin. Er hinterließ eine Witwe mit zehn unversorgten Kindern in der bedrängtesten Lage. Die Quellen, die über sein Leben Nachrichten enthalten, berichten, daß er auch Schriftsteller gewesen. Von seinen Arbeiten nach dieser Richtung ist mir nur sein Vorlesebuch in lateinischer Sprache: „Psychologia in usum praelectionum“ (Viennae 1817, Gerold, 8°.) bekannt. Remboldt, der in Penzing bei Wien starb, ist auch auf dem Friedhofe daselbst begraben. Sein Schüler Freiherr von Sina ließ ihm daselbst ein Denkmal errichten, welches mit der folgenden, von dem österreichischen Dichter Johann Gabriel Seidl verfaßten Inschrift geschmückt ist: „Der Wahrheit glühendster Verehrer | Und jeder Lüge offner Feind | Geliebt als Mensch, geschätzt als Lehrer | Als Gatt’ und Vater heiß beweint | Ruht er vom Kampf nun aus im Frieden | Den ihm kein Vorwurf stören kann | Er hat sein Ziel erreicht hiernieden | Er lehrte, lebte, starb – als Mann!“

Hesperus (belletr. Blatt, 4°.) 1825, Nr. 105; 1826, Nr. 135; 1827, Nr. 120; 1830, Nr. 285. – Frankl (Ludwig Aug.), Sonntagsblätter (Wien, 8°.) III. Jahrg. (1844), S. 976; VI. Jahrg. (1847), S. 297.