BLKÖ:Reichardt, Alexander

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Reichan, Alois
Band: 25 (1873), ab Seite: 161. (Quelle)
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Reichardt, Alexander (Sänger, geb. im Jahre 1818). Ueber seine Kinder- und Jugendjahre, wie über seine Abkunft ist nichts bekannt; im Jahre 1833, damals 18 Jahre alt, betrat er in Lemberg zum ersten Male die Bühne. In der Oper „Der Mohr von Venedig“ sang [162] er neben dem berühmten Wild, der die Titelrolle gab, die Partie des Rodrigo, und mit so glücklichem Erfolge, daß Wild, auf den jungen Sänger aufmerksam geworden, denselben der Administration des k. k. Hof-Operntheaters in Wien empfahl, die ihm nun einen dreijährigen Contract, jedoch mit der Verpflichtung seiner weiteren Ausbildung durch bessere Meister, übersandte. R. ging nun nach Wien, wo er bei Gentiluomo und Pietro Unterricht nahm und bald solche Fortschritte machte, daß er neben der Jenny Lutzer im „Liebestrank“ die Partie des Memorino mit glänzendem Erfolge singen konnte. Allmälig bildete er sich zu einem vortrefflichen Opernsänger heran; huldigte aber nebenbei und mit besonderer Vorliebe dem Gesange deutscher Lieder, vorzüglich jener von Beethoven und Schubert, und mit solchem Erfolge, daß sein Ruf als trefflicher Liedersänger in die höchsten Kreise drang und er in dieselben oft geladen wurde. Paul Fürst Eßterháßy ernannte den jungen Künstler zu seinem Kammersänger. Im Jahre 1841 unternahm R. seine erste Kunstreise nach Deutschland und sang auf den Hofbühnen in Berlin, Hannover, überall mit glänzendem Erfolge. Der ihm reichlich gezollte Beifall steigerte nur noch mehr seinen Bildungsdrang, und er entschloß sich, nach Paris zu gehen, um dort seine Kunststudien zu vollenden und namentlich den damals gefeierten Tenoristen Roger singen zu hören. Der Erfolg blieb nicht aus. Nach seiner Rückkehr nach Wien steigerte sich die Theilnahme des Publicums für den Sänger, dessen Fortschritte in der Kunst bald erkannt wurden, nur noch mehr, und die Direction der philharmonischen Gesellschaft, welche nur auf Künstler ersten Ranges ihr Augenmerk richtete, gewann ihn für mehrere, von ihr veranstaltete Concerte. Bald darauf engagirte ihn der englische Concert-Unternehmer Beall für eine Kunsttour durch England, Schottland und Irland, wo er überall glänzende Erfolge feierte. Die Namen Pischek , Staudigl und Reichardt, alle drei Oesterreicher, bildeten das glänzende deutsche Sänger-Kleeblatt, welches damals in England gefeiert wurde. Die Gesangsnummern Reichardt’s in den Concerten, welche zu jener Zeit Hector Berlioz in London veranstaltete, bildeten den Glanzpunct derselben. Aus England begab er sich nach Hamburg, wo er im dortigen Stadttheater die Rolle des Frau Diavolo, dann jene des Grafen Almaviva, Tamino u. A. mit hinreißender Bravour sang und für die dortige Bühne unter den vortheilhaftesten Bedingungen gewonnen wurde. Noch sang R. später auf anderen Bühnen und um die Mitte der Sechziger-Jahre concertirte er in Wien, aber damals schon mit gebrochenen Stimmmitteln, da Hanslick in seiner „Geschichte des Concertwesens in Wien“ (1869), S. 419, seiner als eines „längst stimmverlassenen Tenoristen“ gedenkt.

Illustrirte Zeitung (Leipzig, J. J. Weber, kl. Fol.) XIX. Bd. (1852), Nr. 489, S. 317 [daselbst auch sein Bildniß im Holzschnitt ohne Angabe des Zeichners]. – Porträt. Unterschrift: Facsimile des Namenszuges, darunter: k. k. Hofopern- und fürstl. Eßterházy’scher Kammersänger. Lithographie von Eduard Kaiser, 1847. Gedr. bei J. Höfelich (Wien, Diabelli, Fol.).