Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 25 (1873), ab Seite: 372. (Quelle)
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Révay, Johann Graf (Bischof von Zips, geb. zu Czaszkócz im Thuroczer Comitate Ungarns 8. August 1748, gest. zu Savnik 9. Janner 1806). Von der Danielischen Linie. Ein Sohn des Grafen Johann R. aus dessen Ehe mit Juliane geb. Freiin von Bossanyi. Für den geistlichen Stand bestimmt, erhielt R. im Elternhause eine sorgfältige Erziehung, kam alsdann auf die Schule nach Tyrnau und von da in die Theresianische Ritter-Akademie nach Wien, wo er die rechtswissenschaftlichen und theologischen Studien beendete, worauf er zu Jablonitz, einem seiner Güter in Ungarn, die h. Weihen empfing. Nun beredete ihn der Wiener Erzbischof Graf Migazzi, eine Reise nach Rom zu unternehmen, und von der Kaiserin Maria Theresia selbst mit Empfehlungsschreiben an den h. Vater und die vornehmsten Höfe Italiens versehen, trat R. diese Reise an und traf im Jahre 1771 in Mailand ein, wo er der Hochzeitsfeier des Erzherzogs Ferdinand mit der Prinzessin Beatrix von Modena beiwohnte und von dem erlauchten Brautpaare in wohlwollendster Weise empfangen wurde. In Rom angekommen, fand er bei Papst Clemens XIV. die gnädigste Aufnahme und gewann die Cardinäle Colonna, Borghese und de Santa Croce zu vertrauten Freunden. Daselbst setzte er auch seine theologischen Studien fort und machte sich insbesondere in der Rota romana mit dem Gerichtswesen der römischen Curie bekannt. Von Rom aus besuchte er Neapel, wo er am dortigen Hofe auch in freundlichster Weise empfangen wurde. Nach zweijähriger Abwesenheit kehrte er in seine Heimat zurück, wo er, alle ihm zugedachten Ehren ablehnend, von Stufe zu Stufe durch sein eigenes Verdienst vorzurücken die Absicht hatte. Zunächst verweilte er in Tyrnau, und dort bewarb er sich um die eben in Erledigung gekommene Pfarrerstelle zu Ofen. Aber die Kaiserin, seinem Wunsche nicht willfahrend, ernannte ihn im Jahre 1774 zum Domherrn von Zips. Auf diesem Posten brachte er nahezu zehn [373] Jahre, bis 1783, zu, begleitete seinen Bischof Karl von Salbeck auf dessen Visitationsreisen, wo er sich bald durch seine vortrefflichen Anträge zu Verbesserungen u. dgl. m. das volle Vertrauen seines Kirchenfürsten erwarb und überdieß durch die Verschönerung der dortigen Domkirche im italienischen Style ein bleibendes Andenken stiftete. Im Jahre 1783 verlieh ihm Kaiser Joseph die Würde des GroBpropsten von Neutra, zu welcher der Kaiser, nachdem Révay’s Oheim, der Bischof von Neutra, Anton Graf Révay, noch im nämlichen Jahre mit Tod abging, das Vicarat des erledigten Bisthums hinzufügte, welches R. durch vier Jahre verwaltete, bis ihn nämlich der Kaiser am 26. August 1788 auf den Bischofstuhl von Zips berief. Auf diesem Posten entfaltete R. eine segensvolle Wirksamkeit; er bereiste zunächst alle Bezirke seines Sprengels, überall, namentlich in den verarmten, gegen die galizische Grenze gelegenen Districten, Abhilfe schaffend. Zur Hebung der Kirchendisciplin organisirte er in seiner Diöcese die Districtual-Convente, auf welchen theologische Aufgaben bearbeitet, Dissertationen aus dem Gebiete der Theologie gehalten, kurz, auf die Förderung der wissenschaftlichen Richtung unter der Geistlichkeit hingewirkt wurde, wobei der Bischof selbst durch seine gehaltvollen Hirtenbriefe in ersprießlichster Weise mitwirkte. Auch war er in dieser Periode als Präses der galizisch-ungarischen Grenzberichtigungs-Commission thätig und half die mitunter scharf aneinander gerathenden Parteien beschwichtigen und die Streitfragen in einer alle Theile gleich zufriedenstellenden Weise lösen. Kaiser Franz I. ernannte ihn zum wirklichen geheimen Rathe. Als das unglückliche Kriegsjahr 1805 allseitig große Opfer heischte und namentlich nach unseren traurigen Niederlagen bei Ulm und Austerlitz die Bestürzung eine allgemeine war, da brachte der Bischof nicht nur große Summen seiner Ersparnisse, sondern auch sein ungemein reiches Silberservice, dadurch den Anderen mit dem hochsinnigsten Beispiele vorangehend, auf dem Altare des Vaterlandes dar. Es würde zu weit führen, hier alle seine Acte der Humanität und seines Wohlthätigkeitssinnes zu verzeichnen, doch der bedeutendsten mag in Kürze Erwähnung geschehen. In dem eben damals in Rücksicht des Curgebrauches zu Bedeutung gelangenden Gesundbrunnen zu Neulublau erbaute er auf eigene Kosten mehrere Gebäude zur freien Wohnung für die daselbst sich aufhaltenden Kranken; für Studirende in Pudlein und Leutschau errichtete er ansehnliche Stipendien und wirkte auch sonst noch durch Prämien und Unterstützung armer Studenten zur Förderung des Unterrichtes und Schulwesens; ferner machte er eine große Stiftung für die barmherzigen Brüder zu Kirchdorf in der Zips und begründete durch zahllose Wohlthaten an Arme und Dürftige seines Kirchensprengels sich ein unauslöschliches Andenken in der Bevölkerung, bei deren akatholischem Theile er durch seine Toleranz und Liberalität in hoher Achtung stand. Im 58. Jahre seines Lebens, im 18. seines Bisthums, raffte der Tod diesen edlen Wohlthäter der Menschheit dahin.

Ungarischer Plutarch oder Nachrichten von dem Leben merkwürdiger Personen des Königreichs Ungarn und der dazu gehörigen Provinzen. Aus authentischen Quellen geschöpft ... von Carl Vincenz Kölesy und Jakob Melzer (Pesth 1816, J. Eggenberger, 8°.) Bd. III, S. 220. – Nagy (Iván), Magyarország családai czimerekkel és nemzékrendi táblákkal, d. i. Die Familien Ungarns mit Wappen und Stammtafeln (Pesth 1860, Moriz Ráth [374] 8°.) Bd. IX, S. 717. – (Hormayr’s) Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst (Wien, 4°.) XV. Jahrg. (1824), Nr. 152 u. 153, S. 824: „Denkmale der Wohlthäter des ungarischen Clerus", von Dr. L. Hohenegger.