BLKÖ:Révész, Emerich

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Révész, Valentin
Band: 25 (1873), ab Seite: 386. (Quelle)
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Révész, Emerich (ungar. Schriftsteller, geb. zu Neu-Weißensee im Szabolczer Comitate Ungarns 14. Jänner 1826). Von evangelischen Eltern. Sein Vater Paul R. war Ortsnotar, starb aber, als der Sohn kaum neun Jahre alt war; dieser kam nun zu fremden Leuten, die für ihn kein Herz besaßen und ihn zum Theile verwahrlosten, ja sogar darben ließen. Unter so traurigen Verhältnissen verlebte er die Jugendzeit. Die Elementarschulen besuchte er zu Tiszadobi, das Gymnasium in Böszörmeny und Debreczin, wo er auch die akademischen Studien zurücklegte. Schon in dieser Zeit seiner Studien ragte er durch Fleiß und Kenntnisse unter seinen Collegen so hervor, daß ihn dieselben zum Archivar ihres Lesekreises, dann sogar zum Vorstande erwählten. Neben seinen Berufsstudien lag er mit besonderem Eifer jenem der Geschichte und Philologie ob, und – erst 19 Jahre alt – unterzog er sich der Beantwortung der folgenden, von der ungarischen Akademie 1846 aus dem Vermächtnisse Schwartner’s ausgeschriebenen Preisfrage: „Indicare causas, cur regnum ab Hungaris saeculo nono in Europa conditum validius constiterit, ac alla regna tempore migrationis gentium ab Hunnis, Gepidis, Avaribus caeterisque populis ad Danubium et Tibiscum fundata?“ Er hatte sie bereits eingereicht, hielt aber die Arbeit noch für zu unvollkommen und wollte sie vor dem Ausspruche der Commission zurückziehen. Endlich besann er sich eines besseren und erhielt – den Preis. Nach beendeten Studien widmete er sich zunächst dem Lehramte und war bis 1850 am Gymnasium und an der Hochschule thätig, dann entschloß er sich, dem theologischen Fache sich zuzuwenden, und ging nach Wien, wo er am protestantisch-theologischen Institute den Studien oblag, zugleich aber an den Wiener Bibliotheken die auf Ungarn bezüglichen historischen Handschriften und älteren Druckwerke zum Zwecke seiner geschichtlichen Studien und Arbeiten durchforschte. Alsdann unternahm er eine größere Reise, auf welcher er Deutschland, die Niederlande, [387] Belgien, die Schweiz, Piemont, Lombardei und Venedig besuchte. In Berlin hatte er sich längere Zeit aufgehalten und daselbst die Vorlesungen der berühmteren Professoren über theologische und philosophische Gegenstände besucht; zugleich richtete er aber seine Aufmerksamkeit auf die in den Bibliotheken der genannten Länder vorhandenen seltenen ungarischen Werke, und veröffentlichte die Ergebnisse seiner dießbezüglichen Forschungen im Jahre 1852 in mehreren, im „Magyar Hirlap“ abgedruckten Artikeln. Nach seiner Rückkehr erlangte er die Weihen und wurde nun zunächst Professor der ungarischen Literatur am Obergymnasium zu Debreczin. Er behielt diese Stelle auch, nachdem ihm eine Professur der Theologie am reformirten Collegium zu Kecskemet verliehen worden; er lehnte dieselbe ab, um seinen historischen und philologischen Arbeiten mit mehr Muße noch ferner obliegen zu können. Erst, als ihn im Jahre 1854 die evangelische Gemeinde zu Szentes als Pastor berief, nahm er dieses Amt an, welches er jedoch nur zwei Jahre versah, da er im Jahre 1856 dem Rufe der Debrecziner Gemeinde als Prediger folgte. Daselbst versah er zugleich die Stelle eines Kirchenbezirks-Notars. Bei seinem hirtlichen Amte blieb R. weder dem politischen Leben fremd, noch unterbrach er seine schriftstellerischen Arbeiten, von denen weiter unten das Verzeichniß mitgetheilt wird. Als nach dem Umschwunge der politischen Verhältnisse im Jahre 1859 am 14. Februar 1861 die Einberufung des ungarischen Reichstages auf den 2. April g. J. erfolgte, wurde auch R. in Debreczin in das Repräsentantenhaus gewählt und hielt in der 33. Sitzung desselben, am. 31. Mai 1861, seine denkwürdige Rede, in welcher er für den Beschluß stimmte [man vergleiche zum Verständnisse der politischen Situation die Biographie Jambor’s, im X. Bde., S. 60, dieses Lexikons]. Seine damalige Rede machte in allen, selbst in den Kreisen der äußersten ungarischen Opposition dadurch großes Aufsehen, daß er der Erste es wagte: die pragmatische Sanction als höchste Garantie der verfassungsmäßigen Rechte Ungarns zu bestreiten. „Es waltet ein Irrthum ob, ruft R. an einer Stelle seiner Rede aus, wenn die pragmatische Sanction für die höchste Garantie unserer verfassungsmäßigen Rechte oder für eine wie immer geringe Quelle derselben gehalten wird; ja, denn von derselben kann als solcher, in diesem Sinne auf dem Felde der ungarischen staatsrechtlichen Verhältnisse keine Rede sein“ (!). Ueber die Art und Weise seiner Beweisführung gibt die bezeichnete Rede Auskunft. Die Erlassung einer Adresse, verneinend, motivirt er die Fassung eines Beschlusses mit folgenden Worten: „Die factische Gewalt ist in den Händen des Herrschers, in seiner Macht steht es, unseren Beschwerden abzuhelfen und uns unsere Gesetze zurückzugeben; deßhalb müssen wir an ihn eine Adresse richten. So sprechen unsere geehrten Collegen, welche die Adresse empfehlen. Zu meinem Bedauern muß ich aber bemerken, daß sich In den Händen Sr. Majestät nur die physische Macht und Gewalt befindet, nicht aber auch zugleich die Macht und Gewalt der Gesetzlichkeit und Rechtmäßigkeit, und dieß ist eine Ursache mit dafür, daß wir keine Adresse absenden dürfen.“ Was nun seine literarische Thätigkeit betrifft, so äußerte sich dieselbe in folgenden Werken: „A Protestans Egyházalkotmány alapelvei“, d. i. Die Grundzüge der protestantischen Kirchenverfassung [388] (Szarvas 1856); – „Vélemény a magyár Protestans Egyházalkotmány főpontjai fölött“, d. i. Meinung über die Hauptpuncte der ungarischen protestantischen Kirchenverfassung (Debreczin 1857); – „A theologiai tudományok Encyklopaediáj a és Methodologiája“, d. i. Encyklopädie[WS 1] und Methodologie der theologischen Wissenschaften (Pesth 1857), eine Uebersetzung des deutschen Werkes von Hagenbach; – „Etel laka, vagyis Attila hun király birodalmi székhelye“, d. i. Die Etzelburg oder die Reichsresidenz des Hunenkönigs Attila (Debreczin 1859, 8°.); – „A magyar Protestáns egyház szabadságának védelme nemely tekintélyes német tudósok megtámadásai ellen“, d. i. Vertheidigung der Freiheit der ungarischen protestantischen Kirche gegen den Angriff einiger angesehenen deutschen Gelehrten (Pesth 1862, Osterlamm, 8°.); – „Dévay Biró Mátyás első magyar reformátor életrajza és irodalmi müvei“, d. i. Biographie des ersten ungarischen Reformators Mathias Biro de Deva und dessen literarische Werke (ebd. 1862, 8°.); – „Egyházi beszédek. Robertson nyomán“, d. i. Predigten. Nach Robertson, 2 Bde. (ebd. 1864–1866, 8°.); – „Kálvin élete és a Kalvinismus. Emlékül a nagy reformátor halála évének háromszázados fordulatára“, d. i. Calvin’s Leben und der Calvinismus. Erinnerungsblätter zur dreihundertjährigen Jubelfeier des großen Reformators (2. Aufl. ebd. 1864, mit Porträt, 8°.); – „Egyetemes egyháztörténelem“, d. i. Allgemeine Kirchengeschichte, 2 Hefte (Pesth 1865 u. f., 8°.); – „A magyarországi ref. egyház közönséges énekes könyvéről az énekek szerzőinek névsorával“, d. i. Vom Gesangbuche der ungarischen evangelischen Kirche (Debreczin 1866, 8°.); – „A levéltárak megóvásáról és rendezéséről, fötekintettel a magyar protestáns egyházi levéltárai kra“, d. i. Ueber Conservirung und Organisation der Archive (Debreczin 1868, 8°.); – „Temetési beszédek. I. füzet“, d. i. Leichenreden. 1. Heft (Debreczin 1870, 8°.); – „Ünnepi és közönséges egyházi beszédek. I. füzet“, d. i. Reden für Feier- und gewöhnliche Tage (Debreczin 1870, 8°.); – „Adalékok a magyar protestáns iskólak autonomiájának történetéhez. Második jóvitott és bővitett kiadás“, d. i. Beiträge zur Geschichte der ungarischen protestantischen Schulen-Autonomie. Zweite verbess. u. verm. Aufl. (Debreczin 1870, 8°.). Außer diesen selbstständig erschienenen Schriften enthalten Zeitschriften und periodische Sammelwerke Aufsätze von Révész, so u. a. das „Uj magyar Museum“, eine philologische Abhandlung über ungarische Ortsnamen und Recensionen über Erdelyi’s und Ballagi’s Sprichwörtersammlungen u. dgl. m.

Vasárnapi ujság, d. i. Sonntags-Zeitung (Pesth, 4°.) Jahrg 1860, Nr. 17, von Békési Szathmari Károly. – Danielik (József), Magyar irók. Életrajz gyüjtemény. Második, az elsőt kiegészitő kötet, d. i. Ungarische Schriftsteller. Sammlung von Lebensbeschreibungen. Zweiter, den ersten ergänzender Theil (Pesth 1858, Gyurian, 8°.) S. 268. – Der ungarische Reichstag 1861 (Pesth 1861, Osterlamm, 8°.) Bd. II, S. 158. – Kákáy Aranyos), Licht- und Schattenbilder zur Charakteristik des ungarischen Landtages (Pesth 1867, Lauffer, gr. 8°.) S. 15. – Porträt. Holzschnitt in Nr. 17 des Jahrgangs 1860 der „Vasárnapi ujság“. – Kákay entwirft folgende Charakteristik von Révész: „Emerich Révész 1861 Repräsentant. Debrecziner Dupanloup. Er besitzt, scheint es, Gelehrsamkeit. Darüber hätten wir jedoch erst dann ein Urtheil fällen können, wenn das Unterrichtssystem und die Reform der Volkserziehung zu landtäglicher Verhandlung gekommen [389] wäre. Die von ihm aufgestellten nagelneuen Doctrinen von der pragmatischen Sanktion haben zwar nicht für Europa, doch für ihn selber große Folgen gehabt, insoferne er nach dem Ausbruche dieses politischen Nervenparoxismus plötzlich erschöpft in den sicheren ruhigen Schoß seines Predigerberufes zurückfiel – und seitdem nichts mehr von ihm zu hören ist. Uebrigens gehört er seiner Individualität nach unter die Originale. Ein auffallender Zigeunerkopf mit einem starken Berg pechschwarzer Haare und zwei Reihen harter weißer Zähne; er spricht darum auch so „bissig“. Ich zweifle nicht, wenn die österreichische Verfassungsfrage eine – Nuß wäre, er würde sie aufknacken.“

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Enyklopädie.