Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 25 (1873), ab Seite: 14. (Quelle)
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Ráth, Karl (ungarischer Geschichtsforscher, geb. zu Raab in Ungarn 29. August 1829, gest. ebenda im April 1868). Sein Vater war Bürger und Getreidehändler in Raab und sein Großonkel der als Begründer der ersten ungarischen Zeitung bekannte Mathias Ráth [s. d. Folgenden]. Frühzeitig verwaist, leitete die Mutter Susanna Kéler, eine Edelmannstochter, seine Erziehung. R. besuchte das evangelische Gymnasium seiner Vaterstadt und kam im Jahre 1841 nach Preßburg, wo er bis 1848 an dem dortigen Lyceum seine Studien fortsetzte. Einfluß auf dieselben, namentlich ihn auf die Geschichte und ihre Schätze hinweisend, nahm zunächst Johann Turcsányi und nach diesem P. Bonifaz Moár, Professor der Diplomatik an der Raaber Akademie. Frühzeitig begann R. schriftstellerisch thätig zu sein; er lag noch den Studien ob, als er bereits im „Hazánk“, einer zu Raab von Paul Kovács herausgegebenen periodischen Schrift, eine kurze Geschichte seiner Vaterstadt Raab veröffentlichte. Auch sammelte er um jene Zeit mit aller Sorgfalt und unermüdlichem Eifer die Materialien zu seinem später veröffentlichten Werke über die Reisen der ungarischen Könige, in welchem er es sich zur Aufgabe stellte, die zahlreichen chronologischen und anderen Irrthümer, welche in Bearbeitung dieses Gegenstandes von seinen Vorgängern begangen worden, zu berichtigen und die von ihnen nicht berücksichtigten Perioden neu zu bearbeiten. Die politischen Wirren des Jahres 1848 rissen auch R. aus seinen Studien, er trat in die Honvéd-Armee, machte mit derselben einige Gefechte mit, kehrte aber dann zu seinen wissenschaftlichen Arbeiten zurück, denen er bis zur Stunde treu geblieben. Behufs seiner geschichtlichen Forschungen [15] sammelte er selbst Urkunden und alte Schriftdenkmäler und brachte bereits in dieser Richtung eine eigene werthvolle und reiche Sammlung zu Stande, theils machte er sorgfältige Aufzeichnungen aus den Archiven, die er besuchte, unter denen jene von Raab, Eisenburg und Veszprim anzuführen sind. Seine kleineren Arbeiten veröffentlichte er bisher im „Magyar Muzeum“ und im „Törtenelmi tár“, unter denen hervorzuheben sind eine Geschichte der Raaber Obergespane, die Mittheilungen von hundert Briefen des Palatins Nikolaus Eßterházy u. dgl. m. In der theologischen Zeitschrift „Religio“ theilte er mehrere, den Raaber Kirchensprengel betreffende Aufsätze mit. Für seine archäologischen Forschungen begründete er in Gemeinschaft mit Flor. Rómer eine besondere periodische Schrift, welche beide Forscher mit Unterstützung des Bischofs Johann Simor herausgaben[WS 1]. Leider ereilte ihn der Tod im Alter von 38 Jahren. Die Titel der von R. bisher veröffentlichten selbstständigen Werke sind: „A magyar királyok hadjáratai, utazásai és tarkózkodási helyei“, d. i. Kriegszüge, Reisen und Wohnorte der ungarischen Könige (Pesth 1861, Osterlamm; 2. Aufl. 1867; 3. wohlf. u. verm. Aufl. 1868, 8°.); – „II. Rákóczy Ferencz emlékirata a magyar hadjáratról 1703–1711“, d. i. Franz Rákóczy II. Denkwürdigkeiten und Kriege in den Jahren 1703–1711 (Pesth 1861, Ráth; 2. Aufl. 1866, 8°.); – gemeinschaftlich mit Flóris Rómer: „Győri történelmi és régészeti füzetek“, d. i. Raaber geschichtliche und alterthumswissenschaftliche Hefte. I.–V. Bd. (Raab 1861 u. f., Sauerwein, 8°.), das ist das oberwähnte Werk, welches Ráth und Rómer mit Unterstützung des Bischofs J. Simor herausgaben; – „A bodonhegyi erősített kasztély története Sopron megyében“, d. i. Geschichte der befestigten Burg Bodonhegy im Oedenburger Comitate (Raab 1864, 8°.). Ueberdieß hat R. bereits reiche Materialien gesammelt zu einer Geschichte der Palatine und Siebenbürger Fürsten, ein Seitenstück zu den oberwähnten Zügen und Fahrten der Könige Ungarns und zu einer Geschichte des Protestantismus im Raaber Comitate. R. war Mitglied des Raaber Lesevereins, der ihn auch zu seinem Bibliothekar gewählt hat. Als solcher hatte er auch die mehrere Tausend Bände starke Bibliothek des Vereins geordnet und beschrieben.

Danielik (József), Magyar irók. Életrajz-gyüjtemény. Második az elsőt kiegészítő kötet, d. i. Ungarische Schriftsteller. Sammlung von Lebensbeschreibungen. Zweiter, den ersten ergänzender Theil (Pesth 1858, Gyurian, 8°.) S. 263. – Wiener Zeitung 1868, Nr. 91, in der Rubrik „Sterbefälle“.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: herausgegaben.