BLKÖ:Prónay von Tót-Próna und zu Blathnitza, Gabriel (I.) Freiherr

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 24 (1872), ab Seite: 13. (Quelle)
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Prónay von Tót-Próna und zu Blathnitza, Gabriel (I.) Freiherr (Staatsmann, geb. in Ungarn im Jahre 1748, gest. 29. September 1811). Ein Sohn Gabriel’s P. aus dessen Ehe mit Eva von Roth de Kiraly Falva und Bruder des Ladislaus [siehe denselben in den Quellen, S. 12, Nr. 2]. Den ersten Unterricht erhielt er im Elternhause, dann bezog er das evangelische Gymnasium zu Preßburg, wo er seine Studien beendete. Im Jahre 1766 unternahm er eine Reise nach Oberitalien und trat nach seiner Rückkehr von derselben in die kais. Armee, welche er aber, da alle Aussichten zum Kriege fehlten, wieder verließ. Nun wählten ihn die evangelischen Gemeinden A. C. im Pesther Comitate zu ihrem Senioral-Inspector, aus welchem Anlasse er sich dem Studium der theologischen Wissenschaften widmete, um seinem Amte mit Gewissenhaftigkeit vorstehen zu können. Dabei betrieb er mit nicht geringerem Fleiße das Studium anderer wissenschaftlicher Disciplinen, als z. B. der Pädagogik, der Naturgeschichte, insbesondere der Botanik, Oekonomie, Landbaukunst u. dgl. m. In Würdigung seiner Tüchtigkeit ernannte ihn Kaiser Joseph II. im Jahre 1785 zum Ober-Studiendirector des Preßburger Literarbezirkes, im Jahre 1787 zum Titular-Obergespan des Barser-, sowie später zu jenem des Gömörer Comitates. Als nach Kaiser Joseph’s Tode im Jahre 1790 der Status quo der ungarischen Constitution wieder hergestellt wurde, enthob man P. in ehrenvollster Weise seines Studien-Directorates und ernannte ihn zum wirklichen Obergespan des Gömörer Comitates. Als er dann in die Reihe der Candidaten zur Reichskronhüterstelle aufgenommen wurde, erhielt er 1808 die geheime Rathswürde. Im Jahre 1810 übertrug ihm der zu Pesth abgehaltene General-Convent die General-Inspectorstelle der evangelischen Schulen in Ungarn. Baron P. war auch ein tüchtiger Landwirth, auf jede Verbesserung nach dieser Richtung hin sorgfältig bedacht und behielt namentlich den landwirthschaftlichen Fortschritt der Engländer im Auge, deren technisch-ökonomische Erfindungen, soweit sie ihm zweckdienlich erschienen, er auf seinen eigenen Besitzungen in Anwendung brachte; überhaupt war er ein leidenschaftlicher Verehrer englischer Kunst und Wissenschaft. Zudem [14] war P. ein ausgezeichneter Hortolog und Pomolog. Sein eigener Garten, mit seltener Feinheit des Geschmackes angelegt, bot durch den Reichthum edler, sorgfältig gepflegter, mitunter seltener Gewächse auch für den Botaniker mehrfaches Interesse. Seine Verehrung für den englischen Elegiendichter Young bekundete ein demselben in einer sinnig angelegten Kirchenruine, welche von einem zur Schwermuth stimmenden Fichtenhaine umgeben war, aufgestelltes Denkmal. Große Aufmerksamkeit richtete P. auf die Obstbaumzucht und bereicherte seine und der Umgegend Gärten mit den edelsten Obstsorten, welche er sich durch seinen Verkehr mit den vorzüglichsten deutschen Pomologen zu verschaffen wußte; auch ließ er die besten Sorten Weinreben aus fremden Gegenden kommen, auf eigenen Gründen anpflanzen, wodurch er den heimischen Weinbau wesentlich verbesserte. Er stand mit namhaften deutschen Gelehrten und Fachmännern, wie z. B. mit Nicolai, Riem u. A., in brieflichem Verkehre. P. besaß eine gediegene Bildung: außer der Kenntniß der verschiedenen Sprachen seines Vaterlandes auch jene der französischen, englischen und italienischen. Er wurde als Staatsmann, wie als Mensch und Gelehrter gleich hochgeachtet, war ein Humanist in des Wortes edelster Bedeutung und einer der Auserwählten aus der Schaar ungarischer Magnaten, welche in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts so viel zur Hebung der geistigen Cultur Ungarns beigetragen haben. Kaiser Joseph II. erhob ihn und seinen Bruder Ladislaus im Jahre 1784 in den ungarischen Freiherrenstand, Schriftstellerisch war P. zwar nicht thätig gewesen, aber in seinem Nachlasse, zu welchem auch eine von ihm angelegte große und an den besten Werken reiche Bibliothek gehörte, befanden sich auch reiche handschriftliche Materialien mannigfacher Art. Freiherr Gabriel war mit Karoline Freiin von Podmaniczky vermält; seine Nachkommenschaft ist aus der beiliegenden Stammtafel ersichtlich.

Ungarischer Plutarch oder Nachrichten von dem Leben denkwürdiger Personen des Königreiches Ungarn und der dazugehörigen Provinzen. Aus authentischen Quellen geschöpft ... von Carl Vincenz Kölesy und Jakob Melzer (Pesth 1816, J. Eggenberger, 8°.) Bd. IV, S. 313. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. IV, S. 313.