Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 23 (1872), ab Seite: 180. (Quelle)
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Powondra, Thomas (gelehrter Theolog, geb. zu Kremsier in Mähren 25. Jänner 1786, gest. zu Trient 27. März 1832). Besuchte die unteren Schulen an dem Gymnasium der Piaristen zu Kremsier, trat 1801 in ihren Orden und versah 1802 als Novize und Kleriker eine Lehrerstelle an der Hauptschule zu Leipnik in Mähren, 1803 zu Benneschau in Böhmen und 1804 an der ersten lateinischen Classe zu Budweis. Als Kleriker begann er auch die philosophischen Studien in der Hauslehranstalt des Ordens, welche er nach seinem Austritte aus demselben als Privatschüler beendete. 1805–1806 studirte P. zu Olmütz, ging dann nach Wien, wo er in die Wiener Erzdiöcese und in das dortige erzbischöfliche Seminar aufgenommen wurde, in welchem er 1810 seine theologischen Studien vollendete. Am 2. September 1810 zum Priester ordinirt, trat P. zunächst in die Seelsorge, wurde zuerst Cooperator an der Pfarre Pillichsdorf, wo er bis November 1812 blieb und dann als Professor der Moral- und Pastoral-Theologie an das Lyceum zu Linz berufen wurde. Sein Aufenthalt daselbst dauerte nur zwei Jahre, denn schon 1814 erhielt P. die Professur der Pastoraltheologie, später jene der Pädagogik zu Olmütz, wurde bald darauf erzbischöflicher Consistorialrath und endlich 1822 Lyceums-Bibliothekar daselbst. Der bedeutende Ruf, den sich P. als Professor erworben, bewog die Regierung, ihn im Jahre 1823 zum Regierungsrath, Beisitzer der k. k. Studien-Hofcommission, Director der philosophischen Studien und zum Präses der philosophischen Facultät an der Wiener Hochschule zu befördern. Als Mitglied der k. k. Studien-Hofcommission arbeitete P. 1824 den Schulplan für die [181] philosophische Facultät der Prager Universität aus, nach welchem dieselbe zwei Jahrgänge und statt der bisherigen zwei Directoren, der mathematischen und philosophischen Studien, nur einen für diese beiden Fächer gemeinschaftlichen Director erhielt. Mit Allerh. Entschließung des Kaisers Franz I. vom 4. März 1828 wurde P. die Stelle eines Dompropsten zu Trient verliehen, welche er bis zu seinem, vier Jahre später im Alter von 56 Jahren erfolgten Tode bekleidete. P. war auch als Fachschriftsteller thätig, und zwar gab er selbstständig heraus: „Systema theologiae pastoralis“, 6 Bde. Wien 1818 u. 1819); in Zeitschriften veröffentlichte er, im „Hesperus“ von André, 1809: „Blick auf die literarische Bildung der Piaristen-Novizen zu Leipnik“ – in Frint’s „theologischer Zeitschrift“, 1815: „Praktische Bemerkungen über die vorschriftmäßige Führung des Gestions-Protocolles der in den k. k. deutschen Erbstaaten aufgestellten Schul-Districts-Aufseher“, und ebenda im Jahrgange 1819: „Uebersichtstafel der in den k. k. deutschen Erbstaaten des österreichischen Kaiserthums für Christen bestehenden entkräftenden Ehehindernisse“. P. war ein energischer Schulmann und von Candidaten für theologische Lehrkanzeln sehr gefürchtet.

Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. IV, S. 267. – Tomek (Wenzel Wladiwoj), Geschichte der Prager Universität (Prag 1849, k. k. Hofbuchdruckerei Gottlieb Haase Söhne, gr. 8°.) S. 346.