BLKÖ:Pleschner Edler von Eichstett, Eduard

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Pletz, Joseph
Band: 22 (1870), ab Seite: 429. (Quelle)
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Pleschner Edler von Eichstett, Eduard (Industrieller, geb. zu Prag 13. Juni 1813, gest. ebenda 24. Mai 1864). Sein Vater war ein angesehener Großhändler zu Prag, der sogar ein eigenes Schiff auf dem Meere hatte. Der Sohn betrat anfänglich die wissenschaftliche Laufbahn, beendete das Gymnasium und die philosophischen Studien in Prag und begann bereits das Studium der Rechte, als ein Krankheitsfall in der Familie ihn von der juridischen Laufbahn ablenkte und veranlaßte, sich dem Kaufmannsstande zu widmen. P. übernahm das Geschäft seines Vaters und wurde am 4. Jänner 1836 dem Gremium des Prager Handelsstandes incorporirt. Gleich im Beginne der kaufmännischen Laufbahn widmete er sich außer seinem Geschäfte auch dem öffentlichen Leben, namentlich im Bereiche seines Berufsfaches. So wurde er Beisitzer des bestandenen Wechsel- und Mercantilgerichtes, dann des Handelssenates bei dem Landesgerichte. Seinen rastlosen Bemühungen ist es vorzugsweise zu danken, daß der Handelssenat in einen selbstständigen Mercantil-Gerichtshof, das dermalige k. k. Handelsgericht, umgewandelt wurde. Im Jahre 1848 wurde er Mitglied der Handels-Gremialrepräsentanz und nach Halla’s Ableben im Jahre 1851 Präses des Handels-Gremiums, welche Stelle er erst im Jahre 1863, ein Jahr vor seinem Tode, niederlegte. P. hatte sich durch sein unermüdliches Wirken für das öffentliche Wohl und seine Betheiligung an Allem, was gut, nützlich und edel, die allgemeine Achtung seiner Mitbürger in hervorragender Weise und ein bleibendes Andenken erworben; er nahm unter seinen Mitbürgern einen der ehrenvollsten Plätze ein. Humanität in des Wortes edelster Bedeutung war ein Grundzug seines Charakters, und schon während seiner Studienzeit war er bemüht, seinen mittellosen Mitschülern durch Theilnahme an der Veranstaltung von Wohlthätigkeitsconcerten Unterstützungen zuzuwenden. Von seinen verdienstlichsten Handlungen nach dieser Richtung hin sind unter anderen folgende anzuführen: Im Jahre 1831 leitete er eine große Subscription für die Krombholz’sche Krankenbett-Stiftung ein und legte damit eigentlich den Grund für dieselbe. – Obgleich sein ausgebreitetes Geschäft seine volle Thätigkeit in Anspruch nahm, so widmete er sich doch bald nach Eintritt in dasselbe der Armenpflege, wurde im Jahre 1839 Armenvater, 1840 Bezirksdirector und noch im nämlichen [430] Jahre Ober-Directionsmitglied. – Als im Jahre 1840 der Appellationsrath Ritter von Müller den Verein zum Wohle hilfsbedürftiger Kinder in’s Leben rief, war P. seine kräftigste Stütze, seinen Bemühungen gelang es, für dieses wohlthätige Institut die ansehnliche Summe von 10.000 fl. zu sammeln, überdieß leitete er das Cassageschäft desselben durch volle acht Jahre. – Im Jahre 1841 kaufte P. behufs der Errichtung einer Civilschwimmschule das Belvedere auf seinen Namen, überließ dasselbe ohne Gewinn der Gesellschaft von Actionären, die sich mittlerweile gebildet hatte und leitete durch sieben Jahre unentgeltlich ihr Cassawesen. Im nämlichen Jahre besorgte er auch bei dem Prager Handelsstande die große Subscription zur Unterstützung der abgebrannten Stadt Steyer und erzielte einen ansehnlichen Betrag. – Bei der furchtbaren Ueberschwemmung, von welcher im Jahre 1845 die Stadt Prag heimgesucht worden, hatte P. durch acht Tage an 1700 Personen unentgeltlich verpflegt, er wurde bei dieser Gelegenheit mit der großen goldenen Medaille ausgezeichnet. – Im J. 1845 ernannte Erzherzog Stephan, damaliger Landeschef von Böhmen, P. zum Director des Hilfsvereins für die durch Hungersnoth bedrohten Riesengebirgsbewohner. Als solcher bereiste er die betreffenden, im Königgrätzer, Bunzlauer und Bidschower Kreise gelegenen Gegenden auf eigene Kosten und erstattete über die damalige Lage der Verhältnisse einen umfassenden Bericht, übernahm die mercantilische Leitung der 16 Agentschaftsbezirke, welche er mit großen Opfern an Zeit, Mühe und eigenen Mitteln durch drei Jahre verwaltete und deren Geschäfte zu Ende führte. – Im Jahre 1847 wurde er Censor und später Director der Bank in Prag und erwarb sich in dieser Eigenschaft ein solches Vertrauen, daß ihm die Gegensperre der Silber- und Notencasse übertragen wurde. – Im bewegten Jahre 1848 bewies er sich als Patriot in des Wortes bestem Sinne: im Jahr 1851 wurde er zum Stadtrath gewählt und später zum Mitglied des Stadtverordneten-Collegiums. Er hatte auch wesentlichen Antheil an der Begründung des böhmischen Invalidenfondes; regte schon damals die Gründung einer Handelsakademie an, deren Capital sich in verhältnismäßig kurzer Zeit auf die Summe von über 40.000 fl. gesteigert hat. – Bei der im Jahre 1851 eingetretenen Theuerung des Brennmaterials in Prag war P. Mitglied des Comité’s, welches sich zur Beischaffung wohlfeilen Brennmaterials gebildet hatte, übernahm in dieser Eigenschaft die Abschließung sämmtlicher Verträge über die Lieferung wohlfeiler Brennkohle mit den Gewerkschaften in Aussig und machte die dießfälligen nothwendigen Reisen auf eigene Kosten. – Seiner Anregung und der von ihm veranstalteten Sammlung verdankt der Handelsstand Prags eine Krankenstiftung für welche in kürzester Zeit ein Capital von 10.000 fl. zu Stande gebracht wurde; überdieß erwarb er sich als Handelsvorstand nicht geringe Verdienste durch eine zweckmäßige Ordnung des Archivs und eines geregelten Geschäftsganges und durch die gute Gebarung des dem Handelsstande gehörigen Fondes, welcher sich während seiner sechsjährigen Wirksamkeit auf das Dreifache vermehrte. – Ebenso sammelte er für die durch eine Feuersbrunst schwerheimgesuchte Stadt Friedland eine nicht unbedeutende Summe. – Als Ausschuß der Gesellschaft patriotischer Kunstfreunde [431] besorgte er unentgeltlich die Verwaltung der Gesellschaftscasse, des der Gesellschaft gehörigen Hauses und der Gallerie. – Dem Karolinenthaler Kirchenbaue wendete er den gesammelten Betrag von 4000 fl. zu, auch brachte er ansehnliche Beiträge für das Radetzky-Monument zusammen, und so lange er als Präses des Handelsstandes fungirte, erhielt das Spital jährlich nahe an 1200 fl. und das reorganisirte Armen-Institut fast 2000 fl. C. M. – Der Glanzpunct seiner verdienstvollen Wirksamkeit aber bleibt die im Jahre 1856 eröffnete erste österreichische Handels-Lehranstalt in Prag, Den seit Jahren gehegten Wunsch wurde er durch den Beschluß der sämmtlichen Mitglieder des Prager Handlungsvorstandes zu erfüllen ermöglicht. Von dieser Zeit an entwickelte P. eine sich jeder Schilderung entziehende unermüdliche Thätigkeit. Ueber seinen Antrag wurde das alte, dem Handlungsstande gehörige Haus verkauft und das neue zur Errichtung der Anstalt mit 55.000 fl. C. M. angekauft; er ließ die zum Umbaue des Hauses erforderlichen Pläne entwerfen, sammelte das zum Baue fehlende Geld, begann unter eigener Leitung im April 1856 den Adaptirungsbau und endete ihn am 31. September desselben Jahres. Alle Hindernisse, die sich ihm in pecuniärer oder anderer Beziehung entgegenstellten, überwand er durch seinen energischen Willen, sein kluges, vorsichtiges Benehmen und seine nicht zu ermüdende Ausdauer. Nachdem der Bau auf das Zweckmäßigste hergestellt war, leitete er zur Ausstattung der Anstalt eine Correspondenz nach allen Richtungen ein und brachte so eine reichhaltige Sammlung von Natur- und Fabriksproducten, Modellen, Zeichnungen und eine Bibliothek unentgeltlich in Stand, und was er auf diesem Wege nicht zu erlangen vermochte, stellte er aus eigenen Mitteln um den Betrag von mehreren 1000 fl. bei. So vielfältige Verdienste wurden mehrfach von Seite seiner Mitbürger, wie Allerh. Ortes gewürdigt. Von Seite der Ersteren sprachen ihm der Handelsstand, die Handlungskammer und die Stadt Prag selbst ihre Anerkennung durch Ueberreichung von Dankadressen aus. Höchsten Orts wurde ihm im Jahre 1852 das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens und 1857 erfolgte seine Erhebung in den Adelstand mit dem Ehrenworte und Prädicate Edler von Eichstett. P. war seit 1835 mit Veronika Wischin aus Modletitz verheirathet und stammen aus dieser Ehe neun Kinder (sechs Söhne, drei Töchter).

Adelstands-Diplom ddo. 3. Juni 1857. – Bohemia (Prager polit. und belletrist. Blatt, 4°.) 1864, Beiblatt zu Nr. 123. – Fremden-Blatt. Herausg. von Gustav Heine (Wien, 4°.) 1864, Nr. 143. – Wappen. Ein der Länge nach dreitheiliger Schild. Im mittleren goldenen Felde wächst aus einem aus dem Fußrande hervorgehenden grünen Berge ein Eichenreisig mit neun Eicheln zwischen acht Blättern, je zwei und eine Eichel zu oberst gesetzt. Im rechten rothen Felde ein zweischwänziger silberner Löwe mit ausgeschlagener rother Zunge, über sich gezücktem Schwerte an goldenem Griffe, einwärts aufgerichtet. Im linken blauen Felde ein rothbezungter goldener Greif, ebenfalls einwärts aufgerichtet und mit den Vorderpranken einen kleinen goldenen geneigten Kahn tragend, auf dem ein von Gold und Schwarz quergetheiltes zweispitziges Fähnlein auf goldenem Schafte pfahlweise aufgesteckt ist. Auf dem Schilde ruht ein rechtsgekehrter gekrönter Turnierhelm, aus dessen Krone ein goldener, rechts mit rother, links mit blauer Außenfarbe versehener Adlerflug hervorwächst und dem das Wappenbild des mittleren Feldes (das Eichenreisig auf grünem Hügel) eingestellt ist. Die Helmdecken sind rechts roth, links blau, zu beiden Seiten mit Gold unterlegt.