Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Placzek, B.
Band: 22 (1870), ab Seite: 382. (Quelle)
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Plaček, Franz (Abgeordneter im österreichischen Reichstage 1848/49 und čechischer Schriftsteller, geb. zu Belč bei Bürglitz in Böhmen 20. April 1809). Besuchte in den Jahren 1821–1826 die Schulen in Schlan und 1826–1833 in Prag, wo er die rechtswissenschaftlichen Studien beendete. Im letztgenannten Jahre trat er in Niederösterreich bei der politischen Stelle in den Staatsdienst, diente in St. Pölten und in Korneuburg und kam im Jahre 1838 als Concepts-Praktikant zum Kreisamte nach Jungbunzlau, wo er bis zum Jahre 1844 blieb. Im December letztgenannten Jahres [383] wurde er Kreissecretär in Chrudym; dort lernte er in seiner amtlichen Praxis die verschiedenen Verhältnisse der Landbevölkerung kennen, wurde auf manche dieselbe drückenden Mißbräuche aufmerksam und verfaßte darüber eine Abhandlung, welche er in der böhmischen Museal-Zeitschrift veröffentlichen wollte, die damalige Censur jedoch verweigerte die Druckbewilligung. Im April 1848 wurde er in den National-Ausschuß nach Prag berufen, nach dessen Auflösung nahm ihn Gouverneur Graf Thun in sein Präsidial-Bureau. Als die Wahlen für den österreichischen Reichstag stattfanden, wurde P. in den Wahlbezirken Chrudym und Nimburg-Benatek in denselben gewählt und nahm die Wahl des erstern an. Als nach den Octobertagen sich der Reichstag auflöste, ging P. nach Prag und nahm dort an den Berathungen der čechischen Abgeordneten Theil; ging, nachdem der Reichstag sich in Kremsier versammelte, wieder dahin und blieb daselbst bis zu dessen Sprengung. Im Reichstage hielt P. zur Partei der böhmischen Nationalen, überdieß war er im Petitionsausschusse und im Ausschusse für den Gesetzentwurf bezüglich der Aufhebung der Unterthänigkeitsverhältnisse thätig. Nach der vorerwähnten Auflösung des Reichstages wurde P. nach Wien berufen, um an den im Ministerium des Innern gepflogenen Berathungen über die Grundlasten-Ablösung theilzunehmen. Nach deren Beendigung nahm ihn der zum Präsidenten der Grundentlastungs-Landescommission ernannte Ritter von Kletzansky [Bd. XII, S. 78] als ersten Secretär mit. In diesem Geschäfte war P. mehrere Jahre in Böhmen thätig, wurde im Jahre 1857 Statthaltereirath, und als später diese Landescommissionen der Grundlasten-Ablösung mit der Statthalterei vereinigt wurden, kam P. als wirklicher Rath zu derselben. P. war in diesem Zweige seines amtlichen Berufes auch als Schriftsteller thätig und gab das Werk: „Die österreichischen Grundentlastungs-Kapitalien. Eine systematische Darstellung der gesetzlichen Bestimmungen über die steuerämtliche und tabularmässige Behandlung, dann über die Verzinsung und Befriedigung der Grundentlastungs-Schulden und Forderungen, in ihrer Anwendung auf die Verhältnisse von Böhmen. Mit einer histor. statistischen Einleitung und mit 19 Uebersicht-Tabellen und Urkunden-Formularien“ (Prag 1853, André, gr. 8°., 4 Bl. u. 128 S.) heraus. In seinen Jugendjahren beschäftigte er sich auch mit der schönen Literatur und mehrere seiner Gedichte in der Muttersprache erschienen in den damaligen čechischen Unterhaltungsblättern „Rozličnosti“ 1828, „Čechoslav“ 1830, „Květy“ 1843, deren einige von Kniž, Horák und Gregory in Musik gesetzt wurden; auch ist P. Mitarbeiter der čechisch-juridischen Zeitschrift „Pravník“ und der čechischen Real-Encyklopädie „Slovník“. Ein nicht zu unterschätzendes Verdienst aber erwarb sich P. dadurch, daß über seine Veranlassung die Sammlung der Kupferstiche seines Landsmanns, des berühmten Wenzel Hollar, vom Lande angekauft wurde; er hatte frühzeitig sein Augenmerk darauf gerichtet, einflußreiche Freunde für seine Idee zu gewinnen gewußt, und so wurde die berühmteste und vollständigste Sammlung der Werke Hollar’s, welche die Witwe Weber in Bonn besaß, mittelst Landtagsbeschluß vom 16. März 1863 für das böhmische Museum in Prag käuflich erworben.

Slovník naučný, Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Lad. Rieger (Prag [384] 1859, Kober, Lex. 8°.) Bd. VI, S. 417. – Jungmann (Jos.), Historie literatury české, d. i. Geschichte der böhmischen Literatur (Prag 1849, Řiwnáč, 4°.) Zweite, von W. W. Tomek besorgte Ausgabe, S. 610. –