Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 22 (1870), ab Seite: 46. (Quelle)
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Peschke, Elise (čechische Schauspielerin, geb. zu Prag im Jahre 1833). In čechischen Schriften erscheint sie als Eliška Pešková. Ihr Vater Peschke ist ein geborner Preuße und die Tochter erhielt von früher Jugend eine rein deutsche Erziehung. Frühzeitig gab sich ihre Neigung für die Bühne kund, und da ihr Talent unverkennbar war, sorgten die Eltern zeitlich für eine dieser Richtung entsprechende Ausbildung. Die Schauspielerin Nina Herbst, nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Friederike Herbst [Bd. VIII, S. 361], wurde ihre Lehrerin und schon im Jahre 1849 konnte Elise auf einem Privattheater auftreten, auf welchem sie ihre dramatische Befähigung vollkommen bewährte. Cajetan Tyl, seiner Zeit Dramaturg des čechischen Theaters, richtete alsbald sein Bestreben dahin, das talentvolle Mädchen für die čechische Bühne zu gewinnen und war in seinen Bemühungen so glücklich, [47] daß Elise schon im September 1849 in einem čechischen Stücke aufzutreten im Stande war. Der Erfolg war im Ganzen ein zufriedenstellender, vorderhand aber blieb sie bei der deutschen Bühne und erhielt noch im December genannten Jahres Engagement an derselben. Als sie in einiger Zeit den Regisseur des čechischen Theaters in Prag, Paul Schwanda, aus Semsič heirathete, trat sie im Jahre 1850 zur čechischen Bühne bleibend über, und wurde bald eine der bedeutendsten Künstlerinen derselben. An der Seite der trefflichen Anna Kolár, Gattin des berühmten čechischen Schauspielers Johann Georg Kolár [Bd. XII, S. 305], entwickelte sich das bildsame Talent Elisen’s immer vortheilhafter und schon im Jahre 1855 spielte sie mit ausgesprochenem Erfolge die ersten Rollen im naiven und sentimentalen Fache. So wurde sie allmälig eine der Stützen der in der Entwickelung begriffenen čechischen Bühne. Im Jahre 1862 folgte sie der Einladung einiger Landsleute nach Wien, wo sie im Josephstädter Theater in mehreren čechischen Stücken auftrat und in der Kritik selbst von Seite der deutschen Journalistik verdiente Beachtung fand. Sie spielt vorherrschend naive und sentimentale Rollen, aber auch in anderen Fächern bewährt sie sich als denkende und treffliche Darstellerin. Indem wir jene Rollen in nationalen Stücken übergehen, welche der deutschen Literatur ohnehin fremd sind und dem deutschen Leser keinen Maßstab zur Vergleichung bieten, sollen hier die vorzüglicheren Rollen der aus dem deutschen Repertoir in das čechische aufgenommenen Stücke, in denen sie treffliches leistet, angeführt worden, als: Christoph in „Christoph und Renate“; Käthchen in „Käthchen von Heilbron“; Philippine Welser, Agnes Bernauer in den gleichnamigen Stücken; Elisabeth in „Maria Stuart“, Thekla in „Wallensteins Tod“; Arthur in Shakespeare’s „König Johann“. Noch sei bemerkt, daß die Künstlerin in ihrem Fache auch als Lehrerin thätig ist und schon manches Talent für ihre nationale Bühne herangebildet hat, und daß sie das Repertoire des čechischen Theaters mit mehreren Uebersetzungen fremder dramatischer Arbeiten bereichert hat, welche auch in den zwei Sammelwerken, nämlich in der von Jaroslav Pospišil herausgegebenen „Biblioteka divadelní“ (Prag, 8°.) und in dem von Nikolaus Bolelavsky redigirten „Ochotník divadelní“, d. i. Der Theater-Dilettant (Prag, bei Mikulas u. Knapp, 12°.) im Drucke erschienen sind, und zwar in ersterer: „Die glücklichen Flitterwochen“ (Štastné líbánky), komische Scene nach Horn (Heft 68); – „Der verwunschene Prinz“ (Zakleny prińc), nach Plötz (Heft 69); – „Der Damenkrieg“ (Boj š damami), nach Scribe und Legouvé (Heft 71); – „Der omineuse Einsatz“ (Osudna sazka), Lustspiel in fünf Acten nach Alex. Dumas; – „Die Arrestantin bei Wasser und Brot“ (Uvěznéhná o vodě a chlebě),Posse nach E. Jakobson; – „Nur nebenbei“ (Jen mimochodem), einactiger Schwank nach dem Französischen; in der zweiten Sammlung (Ochotník div.) aber: „Aus Sheridan’s Leben“ (Ze života Richarda Serridana) (Heft); – „Eine geheime Verschwörung zur Zeit der Republik“ (Tajné spiknuti za času republiky), Lustspiel in zwei Acten nach Melesville und Duvergier; – „Er weiß selbst nicht, was er will“ (Sám neví co chce), Schwank von Caltherac, nach einer Novelle von Drobisch. Auch [48] in dem jüngst begonnenen Sammelwerke: „Nové divadelní hry“, d. i. Neue Theaterstücke (Prag, bei Mikulas u. Knapp, 8°.), ist im 3. Hefte ihre Uebersetzung: „Opička z besedy“, der Rausch vom Kränzchen, nach Flotow, enthalten.

Obrazy života, d. i. Bilder des Lebens (zu Leitomischl herausgegebenes Unterhaltungsblatt), Redacteur Jan Neruda. Jahrg. 1860, S. 281 [nach diesem geb. zu Prag am 8. Juni 1833]. – Rodinna Kronika, d. i. Vaterländische Chronik (Prager illustrirtes Blatt, 4°.) Jahrg. 1864, Nr. 101, daselbst ihr Porträt im Holzschnitt. – Slovník naučný. Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Frz. Lad. Rieger (Prag 1859, I. L. Kober, Lex. 8°.) Bd. VI, S. 286, als Pešková Eliška [nach diesem geboren am 1. Juli].