BLKÖ:Paur zu Traut, Joseph

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 21 (1870), ab Seite: 379. (Quelle)
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Paur zu Traut, Joseph (k. k. Oberstlieutenant und Mitter des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Brüssel im Jahre 1769, gest. zu Lemberg 7. Jänner 1824). Im September 1787 trat er als Cadet in das Infanterie-Regiment Preiß ein, wurde Fähnrich, machte als solcher den Türkenkrieg mit und rückte im Laufe desselben in Würdigung seines Wohlverhaltens außer seinem Range im Februar 1790 zum Lieutenant und später bei der Einnahme der Weißenburger Linien in gleicher Weise zum Oberlieutenant vor. Im Feldzuge des Jahres 1799 war er bereits Hauptmann bei Bender-Infanterie Nr. 41 und kämpfte mit dem Regimente in Graubündten. Wenige Monate vor Beginn der Freiheitskriege wurde P. Major im Regimente und in den ersten Tagen des Jahres 1813 Oberstlieutenant. Bei Hochheim am 9. November g. J. erkämpfte er sich das Ritterkreuz des Maria Theresien-Ordens. Der Angriff auf den stark verschanzten Posten war angeordnet. Sobald das feindliche Geschützfeuer nachzulassen begann, formirte P. sein Bataillon in zwei Massen; mit einer halben Compagnie, den Zimmerleuten und der mit Schanzzeug versehenen Mannschaft rückte er im Sturmschritte auf der Straße gegen Hochheim vor, ließ die Pallisaden niederreißen, stieg, sobald eine hinreichend große Oeffnung durchbrochen war, vom Pferde und drang mit seiner Mannschaft in die Stadt. Zwei Gassen waren schon in seiner Gewalt, und eben wollte er sich des Schlosses bemächtigen, als er die große Schanze auf dem Friedhofe gewahrte. Rasch sammelte er seine Mannschaft, warf sich mit derselben mit Ungestüm auf den Feind, machte fünf Officiere und zwei Compagnien zu Gefangenen und erbeutete zwei Kanonen. Nachdem er die Gefangenen sofort zurückgeschickt und ein kleines Commando in der Schanze postirt hatte, wendete er sich gegen das Mainzer Thor. Er mußte mit dem Bajonette sich durchschlagen und stand plötzlich einer feindlichen Compagnie, die eine Fahne bei sich hatte, gegenüber. Ohne Säumen griff er sie an, zwang sie, die Waffen zu strecken, nahm ihr die Fahne ab und hatte so Hochheim durch seine Bravour in unsern [380] Besitz gebracht. Im Capitel vom Jahre 1815 wurde ihm für seine Waffenthat das Maria Theresienkreuz zuerkannt. In der Folge kam P. nach Lemberg, wo er als Interims-Regimentscommandant im Alter von 55 Jahren starb.

Hirtenfeld (J.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, kl. 4°.) S. 1262 u. 1749.