BLKÖ:Pauer, Bernhard Adolph
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 21 (1870), ab Seite: 358. (Quelle) | |||
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[360] aufreizender Reden gegen das Ministerium, die Säbelherrschaft und wegen Verbreitung eben solcher Schriften nach den damals noch herrschenden Ausnahmsgesetzen zur Verantwortung gezogen und zu sechs Wochen Profoßenarrest verurtheilt wurde. Nach überstandener Haft mußte er Wien sofort verlassen, er kehrte demnach zur Fortsetzung seiner Studien nach Prag zurück. Als er ein Jahr später die Erlaubnis erhielt, nach Wien zurückzukehren, setzte er seine Studien daselbst fort, aber die Ungunst materieller Verhältnisse hinderte ihn an deren Vollendung, er begab sich nun in seine Heimat und schrieb Correspondenzen für mehrere Zeitungen. Im Herbste 1855 ging er wieder nach Wien, wo er mehrere Monate als Lehrer in einer Erziehungsanstalt und bei einer ungarischen Magnatenfamilie thätig war. Im Jahre 1858 erlangte er die medizinische Doctorwürde, begab sich nun in das Riesengebirge und übte zuerst in Pilnikau und Umgebung, dann in Marschendorf und Johannisbad die ärztliche Praxis aus. Anfangs November 1859 übersiedelte er nach Trautenau, immer noch als Correspondent für in- und ausländische Blätter thätig. Als am 27. Mai 1861 die Stadt Trautenau von dem furchtbaren Brandunglücke getroffen ward, weckte sein ergreifender Bericht über dasselbe die Theilnahme für die verheerte Stadt in solcher Weise, daß von allen Seiten reiche Spenden zuflossen. Da erhielt er am 20. October desselben Jahres von Dr. Porak, dem čechischen Bürgermeister der deutschen Stadt, ganz unerwartet das Decret der Ausweisung aus Trautenau. Die Ausweisung war in Folge seiner journalistischen Thätigkeit verfügt worden. Dieser Eingriff in die persönliche Freiheit des Mannes, dem die Stadt so viel verdankte, machte allenthalben Aufsehen und beschäftigte lange in den Blättern die öffentliche Meinung. Das Bezirksamt Hohenelbe als erste politische Instanz, hob die Ausweisung auf, die höheren Stellen bestätigten sie wider alles Erwarten, jedoch wurde die Ausweisung niemals vollzogen. So lebte denn P. unangefochten in Trautenau, bis er sich wegen eines gegen Dr. Porak gerichteten Artikels in der „Reichenberger Zeitung“ neuerdings verantworten mußte und zu einmonatlichem Arreste verurtheilt wurde, den er vom 26. Jänner bis 26. Februar 1864 in Königgrätz abbüßte. Aus der Haft entlassen, lebte er seinem ärztlichen Berufe und ließ im Jahre 1865 eine von der Fachkritik anerkennend gewürdigte Schrift über Johannisbad: „Das riesengebirgische Gastein“, erscheinen. Der unglückselige Krieg des Jahres 1866 rief ihn auf die Schlachtfelder seines Vaterlandes. Am 27. Juni 1866, während des Gefechtes vor Trautenau, war P. der erste österreichische Arzt, welcher die ärztliche Binde des Genfervertrages an seinen Arm steckte und den Verwundeten beider Armeen ärztliche Hilfe leistete. Während der preußischen Occupation wirkte P. als Vorstands-Stellvertreter der auf Kriegsdauer eingesetzten neuen Stadtrepräsentanz von Trautenau und machte sich in dieser Stellung um die schwerheimgesuchte Stadt sehr verdient. Als am 2. November 1866 Se. Majestät der Kaiser in Trautenau anwesend war, wurde P. für sein verdienstliches Wirken mit dem goldenen Verdienstkreuze mit der Krone ausgezeichnet, nachdem ihm schon wenige Wochen früher die Stadt selbst das Ehrenbürgerrecht verliehen hatte. Im Frühjahre 1867 wurde er von den Landgemeinden der Bezirke Trautenau, Arnau, Marschendorf [361] und Schatzlar in den böhmischen Landtag und von diesem am 13. April d. J. in das Abgeordnetenhaus des österreichischen Reichstages gewählt. In Anerkennung seines mannhaften, aufopfernden Verhaltens haben ihm zu Anbeginn des Jahres 1867 auch mehrere Gemeinden seines Wahlbezirkes die Ehrenmitgliedschaft verliehen.
Pauer, Bernhard Adolph (Arzt und Reichsrath-Deputirter, geb. zu Pilnikau in Böhmen 7. Juni 1827). P. ist der Sohn eines Lichtziehers in Pitnikau, erhielt den ersten Unterricht daselbst, besuchte dann, 1839–1840, die Hauptschule in Königinhof und 1840 bis 1844 das Gymnasium in Braunau. Die Humanitätsclassen beendete er in Gitschin, die philosophischen Studien in Prag. An den denkwürdigen Ereignissen des Jahres 1848 nahm er weiter keinen Antheil, nur, daß er im Sommer g. J. von seinen Collegen in den Ausschuß der deutschen Studenten gewählt wurde. Das im October 1849 in Prag begonnene Studium der Rechte gab er schon nach einem halben Jahre wieder auf, sich jenem der Medicin widmend, welche er bis 1851 in Prag, dann aber in Wien hörte, bis er am 26. Februar 1852 in Folge- Presse (Wiener polit. Blatt) 1862, Nr. 243: „Erklärung des Dr. Pauer ddo. Trautenau 30. August 1862“; – dieselbe, Nr. 246, in der kleinen Chronik: „In Sachen Dr. Pauer’s“. – Bohemia (Prager polit. und Unterhaltungsblatt, 4°.) 1863, Nr. 36, S. 369: „Proceß Pauer“.