BLKÖ:Orgéni, Aglaja
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 21 (1870), ab Seite: 91. (Quelle) | |||
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[BN 1] Zeitgenossin. Geburtsjahr und Ort dieser Sängerin, welche als die Tochter eines österreichischen Stabsofficiers bezeichnet wird, sind nicht bekannt. Sie wurde in Baden-Baden von der berühmten Viardet-Garcia, die dort in ihrer Villa, nachdem sie sich von der Bühne zurückgezogen, als Lehrerin einen Kreis begabter Schülerinen um sich sammelt und von Zeit zu Zeit noch im Concertsaale mit ihren Eleven vor einem „Parterre von Königen und Fürsten“ erscheint, herangebildet. In solcher Umgebung entdeckte Herr von Hülsen, General-Intendant der Berliner Hofbühne, die junge Künstlerin und engagirte sie ebenso sehr wegen ihres Talentes, als auch, weil die Primadonna Pauline Lucca, auch eine Wienerin [Bd. XVI, S. 124], zeitweise an einer das Repertoire sehr störenden Heiserkeit leidet. Als die junge Künstlerin im September 1865 im Berliner Hoftheater zum ersten Male auftrat, schrieb Glaßbrenner’s „Montagszeitung“: [92] „Fräulein Orgéni, eine junge Oesterreicherin, erinnert in Bezug auf Volumen, Umfang und Klangfarbe der Stimme an Jenny Lind“. Im Jahre 1866 gewann Director Salvi das Fräulein für einen größeren Gastrollen-Cyklus am Wiener Hof-Operntheater, im Verlaufe dessen sie als Gretchen, Nachtwandlerin, Gilda, Dinorah und Lucia auftrat. Ihr Auftreten war von Beifall, aber von durchaus keinem ungewöhnlichem Erfolge begleitet [vergleiche die „Neue freie Presse“ 1866, Nr. 767, wo Hanslick eine treue Charakteristik ihres Gesanges und ihrer Kunstmittel gibt]. Von Wien begab sie sich nach Breslau, wo sie hingegen mit glänzendstem Erfolge ihr Gastspiel zu Ende führte. Zu welchen Uebertreibungen in der Gegenwart bei Beurtheilung junger Talente geschritten und dadurch jede künstlerische Kritik vorhinein lahm gelegt wird, dafür ein Beweis die Art und Weise, wie die „Deutsche Schaubühne“ über Fräulein Orgéni schreibt und in welcher es heißt: „Aglaja Orgeni ist ein Phänomen, wie es die Schröder-Devrient, die Henriette Sonntag, die Jenny Lind, die Malibran waren. Sie darf nicht mit gewöhnlichen Maßen gemessen werden und ihre Sonne blendet die Augen der Professionskritiker mit solcher Intensität, daß sie den Glanz nicht ertragen und nur die dunklen Blendungsflecken der gereizten Retina empfinden können“ (sic!!!). Die Orgéni ist, der Wahrheit gemäß, eine sehr gute Sängerin, jedoch von nicht außergewöhnlichem Talente, von geringer dramatischer Begabung, mehr für den Concertsaal als die Bühne geeignet und noch großer Fortbildung fähig und bedürftig.
Orgéni, Aglaja (Sängerin).- Presse (Wiener polit. Blatt) 1865, Nr. 403; 1866, Nr. 237, 245. – Neue freie Presse (Wiener polit. Blatt) 1865, Nr. 395; 1866, Nr. 767. – Deutsche Schaubühne, herausg. von Martin Perels, 1867, S. 49.
Berichtigungen und Nachträge
- ↑ Orgéni, Aglaja [Nachtrag zur Biographie auf S. 91]. Aglaja Orgéni ist zu Rima-Szombat im Gömörer Comitate Ungarns im Jahre 1841 geboren und ihr wahrer Familienname soll nach der unten bezeichneten Quelle – nach welcher Rima-Szombat in Galizien liegt. – Görger St. Jörgen sein.
- Künstler-Album. Eine Sammlung von Porträts in Stahlstich nebst biographischem Text (Leipzig 1867, Dürr, 4°.), in der 2. Lieferung. – Porträt. Unterschrift. Facsimile des Namenszuges: Aglaja Orgéni. Nach einer Photographie Stich und Druck von Weger in Leipzig. Stahlst. (4°.). [Band 21, S. 486]