BLKÖ:O’Livier, Künstlerfamilie

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 21 (1870), ab Seite: 57. (Quelle)
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Noch ist einer Künstlerfamilie O’Livier zu denken, nämlich dreier Brüder: Johann Heinrich Ferdinand,[WS 1] Waldemar Friedrich[WS 2] und Heinrich,[WS 3]von denen namentlich der Erste, Johann Heinrich Ferdinand, öfter auch nur Ferdinand genannt, zu Oesterreich in näherer Beziehung steht. Ferdinand, 1785 zu Dessau geboren, war von seinem Vater zum Pädagogen bestimmt und erhielt spät erst, 1804, von ihm die Erlaubniß, sich der Kunst, für die er ein entschiedenes und bedeutendes Talent zeigte, ausschließlich zu widmen. Er ging nun nach Dresden, wo eben damals ein reges Kunstleben blühte. Im Jahre 1806 berief ihn aber sein Landesherr zu diplomatischen Zwecken in seine Dienste und O. ging nach Paris, wo er einige Jahre verweilte und es ihm dabei nicht an Gelegenheit fehlte, seine Kunststudien fortzusetzen. Anfangs 1810 verließ er Paris und kehrte nach Dessau zurück, aber die politischen Verhältnisse des unter französischem Drucke seufzenden Deutschland bewogen ihn, zugleich mit seinem Bruder Friedrich in Oesterreich eine Zuflucht zu suchen, und im Jahre 1811 begab sich O’Livier nach Wien. Er verweilte bis zu Beginn der Dreißiger-Jahre daselbst und verließ es erst, um einem Rufe als Professor der Kunstgeschichte und functionirender Generalsecretär der königlichen Akademie der Künste nach München zu folgen, wo er im Jahre 1841 starb. Während seines mehrjährigen Aufenthaltes in Wien unternahm O. auch eine Künstlerfahrt nach Italien. In Wien schloß sich Olivier an den berühmten Landschaftsmaler Joseph Anton Koch [Bd. XII, S. 184] an, bereiste zu wiederholten Malen Steiermark und Salzburg, jedesmal gefüllte Mappen mitbringend, deren Blätter, in der Ausführung sich wesentlich von der bisherigen Vedutenmanier unterscheidend, die Aufmerksamkeit der Kenner auf die bis dahin kaum gewürdigte außerordentliche Schönheit jener Gebirgsländer richtete. O. stellte auch in den Jahres-Ausstellungen im kais. Akademie-Gebäude zu St. Anna mehrmals aus, so im Jahre 1806 einen „H. Hubertus“, mit Jagdgefolge und landschaftlichem Hintergrunde; – eine „Waldgegend“ – und eine „Gegend mit einer Burgruine“; – im Jahre 1826 eine „Gebirgslandschaft“ und den „Garten des Kapuzinerklosters in Salzburg“; – im Jahre 1828 den „Eingang des Schlosses Weikersdorf bei Baden“ – und ein paar „italienische Ansichten“. Auch gab er im Jahre 1823 bei Kunike in Wien eine Folge von eigenhändig lithographirten Blättern heraus mit dem Titel: „Sieben Gegenden aus Salzburg und Berchtesgaden nach den sieben Tagen der Woche, verbunden durch zwei allegorische Blätter“; diese Blätter gehören zu den vorzüglichsten Leistungen, die bis dahin im landschaftlichen Fache erschienen waren. Außer Landschaften malte O. auch historische Darstellungen; [58] in allen seinen Werken aber gibt sich neben technischer Vollendung ein echt künstlerisches Wesen in Stoffwahl, Auffassung, Anordnung und Ausführung kund. Nach seiner Uebersiedelung nach München malte er nur wenig mehr. – Sein Bruder Friedrich weilte in den Jahren 1811 und 1812 in Wien, trat aber dann in’s Lützow’sche Freicorps. Als er im Jahre 1824 nach Wien zurückkehrte, übte er daselbst die Porträtmalerei aus, bis er im Jahre 1829 nach München übersiedelte, wo er mehrere größere Arbeiten ausführte. – Auch der dritte Bruder Heinrich, der sich der Geschichtsmalerei widmete und mehrere größere Werke ausgeführt hat, brachte einige Zeit in Wien zu, wo er Pordenone’s berühmte „H. Justina“, vor welcher der Herzog Ercole von Ferrara kniet, copirte. Später kehrte er in seine Vaterstadt, zurück, wo er einige Zeit die Stelle eines Wirthschaftsrathes bekleidete, dann aber begab er sich nach Berlin, wo er Zeichnen- und Sprachunterricht ertheilte. Im Jahre 1848 starb er zu Dessau. [Kataloge der Jahres-Ausstellungen in der Akademie der bildenden Künste bei St. Anna in Wien, Jahre 1816, 1826 und 1826. – ’’Neuer Nekrolog’’ der Deutschen (Weimar, Bernh. Fr. Voigt, kl. 8°.) XIX. Jahrg. (1841), S. 204 u. f.]

Anmerkungen (Wikisource)