Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Nikola, Joseph
Band: 20 (1869), ab Seite: 354. (Quelle)
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Niklas, Joseph (Architekt, geb. zu Wolin in Böhmen im Jahre 1817). Seine erste Ausbildung erhielt er an der [355] .Hauptschule zu Krumau, wo er auch unter einem die Vorbereitung zum Studium technischer Wissenschaften empfing. Mit Unterstützung seines Oheims P. Franz Merta wurde es ihm möglich, die Studien an dem Prager polytechnischen Institute fortzusetzen, welche er im Jahre 1836 vollendete. Nach seinem Austritte aus dem Institute wendete er sich dem Baufache zu, für das er seit früher Jugend eine besondere Vorliebe gehegt, und trat zur Erlangung der erforderlichen praktischen Ausbildung bei dem Prager Baumeister Heinrich Frenzl in Verwendung. Vier Jahre arbeitete er bei demselben in allen Zweigen des Bauwesens, dann legte er, mit den erforderlichen theoretischen und praktischen Kenntnissen ausgestattet, im Jahre 1839 bei der Prager Landes-Baudirection die Maurermeisterprüfung ab. Obwohl ihm durch die nun erlangte Befähigung ein selbstständiger Wirkungskreis eröffnet ward, so zog ihn vorderhand doch die wissenschaftliche Richtung mehr an als die streng praktische Thätigkeit in Uebernahme und Leitung eines Baues, und so führte er denn in der ersten Zeit mehrere Arbeiten aus, die sich hauptsächlich auf den constructiven Theil der Bauten bezogen. Auch kam er bald darauf nach Wien, wo er in die Dienste des ständischen Baumeisters Leopold Mayer [Bd. XVIII, S. 155, Nr. 93], dessen Scharfblick im Erkennen tüchtiger Talente bekannt war, eintrat, der ihm auch sofort die Ausführung des 1841 begonnenen und im Jahre 1845 beendigten Ergänzungsbaues des niederösterreichischen ständischen Landhauses in Wien übertrug. Im Zuge dieser Arbeit galt es, die Frage zu lösen: „Wie man festgemauerte Wände über den vorhandenen großen Versammlungssälen ausführen könne, um in den folgenden Geschossen passende Wohnräume zu erhalten“. Diese Frage bildete nicht nur den Gegenstand öffentlicher Besprechung, sondern wurde auch als Preisfrage gestellt. Auch Niklas unterzog sich der Beantwortung derselben, und unter den verschiedenen Vorschlägen über das zu erwählende Constructionssystem wurde seine Ansicht als eine durch Einfachheit, augenfällige Solidität und verhältnißmäßige Billigkeit sich auszeichnende angenommen und in einer Art durchgeführt, daß sie nunmehr den wichtigsten constructiven Theil des ganzen Gebäudes bildet. Nach Vollendung dieses Baues unternahm er zur weiteren künstlerischen Ausbildung eine größere Reise, auf welcher er Deutschland, Frankreich und Italien besuchte und die großen Werke verschiedener Bauperioden der berühmtesten Baumeister an Ort und Stelle studirte. Alsdann kehrte er nach Prag zurück und war daselbst einige Jahre mit der Leitung mehrerer Privatbauten nach eigenen Entwürfen beschäftigt, auch arbeitete er in dieser Periode eine Folge von Zeichnungen zu Gegenständen gewerblichen Inhalts. Im Jahre 1849 erhielt er die Assistentenstelle bei dem Lehrfache der Baukunst am Prager polytechnischen Institute, wurde aber schon im folgenden Jahre wirklicher Lehrer seines Faches an der k. k. böhmischen Oberrealschule[WS 1], in welcher Stellung er während der Erkrankung des Professors der Baukunst am polytechnischen Institute im Jahre 1856 die Supplirung dieses Lehrfaches übernahm. Unter den von N. ausgeführten bedeutenderen Bauten N.’s sind neben mehreren größeren Privathäusern anzuführen: das Neustädter Theater in Prag, die Schlösser Dub zu Prachatic, Jetřichovic zu Selce und Skřivanek zu Neu-Bydzow; von [356] anderen nach seinen Entwürfen und Angaben ausgeführten Gegenständen sind bemerkenswerth: der Bronzeluster im Sophiensaale in Prag, die großen bronzenen Kirchenkandelaber in Cetinje für den Fürsten von Montenegro, der große Hochaltar in der Kirche zu Hořepnice, die Seitenaltäre der Kirche zu Třeboratice, der Altar für eine russische Kirche in Moskau. Auch war N. in seinem Fache schriftstellerisch thätig und hat in Gemeinschaft mit Franz Sanda die zweite Auflage der čechischen Uebersetzung des bekannten Werkes von Joh. Phil. Joendl [Bd. X, S. 225] über die Landbaukunst unter dem Titel: „Poučení o stavitelstvi pozemním. Druhé vydaní dle potreby času a pokroku védy ...“ (Prag 1862 u. 1863, Kober, mit Abbildungen im Texte und mehreren Tafeln), und in Gemeinschaft mit ebendemselben das Werk: „Slohy stavitelské od nejstarších dobh až na dobu nynějsí“, d. i. Baudenkmäler von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart (Prag 1864, Kober, mit 67 Holzschnitten) herausgegeben.

Jelinek (Carl Dr.), Das ständisch-polytechnische Institut zu Prag (Prag 1856, Gottl. Haase Söhne, 8°.) S. 253. – Slovník naučný. Redakt. Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Lad. Rieger (Prag 1859, Kober, Lex. 8°.) Bd. V, S. 835.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Oberrrealschule.