BLKÖ:Niemierzycowa, Antonia

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Niemtschek, Franz
Band: 20 (1869), ab Seite: 349. (Quelle)
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Niemierzycowa, Antonia (polnische Dichterin, geb. in Galizien im Jahre 1720, gest. zu Lemberg im Jahre 1780). Entstammt einer wohlhabenden galizischen Edelmannsfamilie, Namens Jelowiecki. Die erste Erziehung erhielt sie bei den Bernardinerinen in Lemberg, dann, nachdem sie in’s Elternhaus zurückgekehrt, von einem gelehrten, eigens aus Warschau zu diesem Zwecke berufenen Polen. Neben der Muttersprache, deren Studium sie mit besonderem Eifer betrieb, lernte sie auch noch italienisch, deutsch und französisch. Dabei besaß sie ein ungewöhnlich gutes Gedächtniß, so daß sie ein größeres Lesestück, wenn sie es einmal gehört, aus dem Gedächtnisse treu zu wiederholen im Stande war. Sie liebte auch die Musik und war nicht nur eine fertige Pianistin, sondern componirte verschiedene Musikstücke und schrieb zu manchen von ihr selbst gedichteten Liedern selbst die Musik. Als sie 26 Jahre alt war, heirathete sie einen gebildeten und vielfach unterrichteten polnischen Edelmann, Namens Karl Niemierzyc, in dessen reicher Büchersammlung sie Nahrung genug für ihre geistige Beschäftigung fand. Sie schrieb nun und übersetzte fleißig Werke fremder Sprachen, wovon sie jedoch nur den allerkleinsten Theil durch den Druck veröffentlichte, das meiste blieb in den Sammlungen der Familie aufbewahrt. Als König Stanislaus August den polnischen Thron bestieg und Alles, was Geist und Talent besaß, an seinem Hofe versammelte, begab sich auch unsere Dichterin nach Warschau und verweilte daselbst zwei Jahre, eine Zierde der ersten Zirkel der Hauptstadt. Der König selbst, den ihre heitere Stimmung sehr ansprach, liebte, wie Janocki berichtet, ihre Gesellschaft. Nichtsdestoweniger kehrte sie, ihrer Vorliebe für Einsamkeit folgend, schon nach zwei Jahren nach Lemberg zurück, wo sie bis an ihren Tod, der sie im Alter von 60 Jahren dahinraffte, verblieb. Von ihren Schriften ist nur sehr wenig im [350] Drucke erschienen, und zwar: „Duchowne piešni“, d. i. Geistliche Lieder (Lemberg 1743), es sind religiöse Dichtungen, theils Originale, theils Nachbildungen französischer Gedichte von Rousseau; – „Dobra Polka“, d. i. Die gute Polin (ebd. 1743), eine Uebersetzung des französischen Originals la bonne Polonaise von de Prechac, einem französischen Romandichter des 17. Jahrhunderts, der als Seitenstück zu dem genannten auch „le beau Polonais. Nouvelle galante“ (Paris 1681 und dann öfter) herausgegeben hat; – „Rada dla mojej przyjaciólki“, d. i. Rath für meine Freundinen (ebd. 1750, 8°.), auch Bearbeitung nach einem französischen Originale; – „Fenix rzadki w swiecie albo Awantura Walewskiego“, d. i. Der auf der Welt seltene Phönix, oder Walewski’s Abenteuer (ebd., 8°.), ein Roman in gebundener Rede, dem Hieronymus Juszyński nicht das Beste nachrühmt. Ihren religiösen Dichtungen soll es nicht an Innigkeit und der Sprache nicht an Wohllaut fehlen.

Encyklopedija powszechnia, d. i. Allgemeine Encyklopädie (Warschau 1864, S. Orgelbrand, gr. 8°.) Bd. XIX, S. 413. – Juszyński (Hieronym X. M.), Dykcyonarz poetow polskich, d. i. Lexikon polnischer Poeten (Krakau 1820, Jos. Matecki, 8°.) Bd. II, S. 8.