BLKÖ:Niemiecsky, Daniel
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 20 (1869), ab Seite: 347. (Quelle) | |||
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[348] Saar in Mähren 13. Februar 1762, gest. zu Brünn im Jahre 1820). Erscheint in čechischen Werken Německý geschrieben. Sein Vater, gleichfalls Daniel, war in Neustadt seßhaft, Syndicus und Schulrector allda. Der Sohn besuchte erst die unteren Schulen seines Geburtsortes, kam im Jahre 1775, damals 12 Jahre alt, auf das Gymnasium nach Iglau, wo er zugleich Chorsänger bei der Stadtpfarrkirche war. Im Jahre 1780 besuchte er die Humanitätsclassen in Prag, beendete daselbst die philosophischen Studien, erlangte daraus im Jahre 1785 die Doctorwürde und begann nun das Studium der Medicin. Unter einem betrieb er mit großer Vorliebe die Musik, spielte bei den Dominikanern in Prag die Orgel, auch diente er in der Zwischenzeit ein ganzes Jahr als Cadet im Linien-Infanterie-Regimente Franz Graf Kinsky und begab sich dann, um sich für den ärztlichen Beruf vorzubereiten, im October 1785 nach Wien, wo er am 6. December 1788 die medicinische Doctorwürde erhielt. Er trat nun sofort in die Praxis, begab sich aber zu diesem Zwecke nach Brünn, von wo er nach achtmonatlichem Aufenthalte nach Wien zurückkehrte und bald einer der gesuchtesten Aerzte der Residenz wurde. Auf Alles, was die Gesundheitspflege im Staate betraf, sein Augenmerk richtend, legte er der Regierung mancherlei zeit- und zweckgemäße Anträge vor. Im Jahre 1796 erhielt er die Gestattung, zu Wien eine Kräutercur-Anstalt für arme Leute zu errichten. Er beobachtete dabei ein ihm eigenthümliches Verfahren, machte mehrere glückliche Curen und hatte großen Zulauf. Im Jahre 1810 errichtete er in Brünn eine ähnliche Anstalt, welche sich auch bald großen Zuspruchs erfreute. Dabei legte er der Landesregierung einen Vorschlag zur Reform des Medicinalwesens im Lande, dann einen Organisationsplan des Beschauamtes vor, das zu jener Zeit gar noch nicht in einer der Wichtigkeit der Sache entsprechenden Weise geübt wurde, begründete – um der ärmeren Classe die Anschaffung der Medicamente zu erleichtern und ihr den kostspieligen Ankauf aus der Apotheke zu ersparen, eine Niederlage einheimischer getrockneter, der Gesundheit besonders zuträglicher Pflanzen, welche um sehr billige Preise zu kaufen waren und brachte auch einen Antrag, betreffend die Vereinfachung der Pharmacie, bei der Regierung ein, in welchem er auf einheimische Pflanzen aufmerksam machte, welche treffliche Surrogate für die kostspieligen fremden, vornehmlich indischen Pflanzen bildeten und wodurch einerseits der Abfluß großer Summen in’s Ausland vermieden und der selbst ärmeren Bevölkerung die Anwendung von Mitteln ermöglicht ward, welche in ihrer Wirkung den theuersten nahe, ja oft ganz gleich kamen. Auch machte er sehr glückliche Versuche, aus Aepfeln, gelben Rüben, Kirschen, Pflaumen, Birnen, Himbeeren, Johannisbeeren und anderen ähnlichen Saftfrüchlen, wie auch aus süßen Wurzeln Syrupe und Zuckersurrogate zu bereiten, und erhielt, nachdem er sehr gelungene Proben seiner Bereitungsart vorgelegt, auch die Bewilligung zur Erzeugung derselben im Großen. N. war auch als Schriftsteller thätig und hat folgende Werke veröffentlicht: „Pertractatio de plantis parasiticis aliisque segeti obstantibus. Cum pluribus iconibus aeneis“, Tomi duo (Francfort. a. M. 1795, gr. 8°.); – „Anleitung zur Pflanzenkur, nebst einer neuen Eintheilung des Pflanzenreiches und dessen Einfluss auf die Luft“ (Wien 1799, gr. 4°.; neue Aufl. [349] 1800) [in Kayser’s „Bücherlexikon“ steht der Titel irrig: Anleitung zur Pflanzencultur u. s. w.“]; – „Necessaria ad vitae normam naturae contemplatio etc.“, Tomi tres (Viennae 1803–1809, 4°. maj.), eine deutsche Uebersetzung dieses Werkes veranstaltete B. Engel unter dem Titel: „Zur Richtschnur des Lebens unentbehrliche Betrachtung der Natur in Rücksicht auf Menschenwohlfahrt mit physik. moralischen Anmerkungen“, 2 Bände (Wien 1803, gr. 4°.; 2. Aufl. 1809); – „Ueber die Entstehung, Fortpflanzung und Tilgung der Insecten und derjenigen Würmer, die in den Eingeweiden der Menschen wohnen“, mit einer Kupfertafel (Straßburg [Wien] 1807, 4°.); – „Erläuterung der von K. J. von Besnard ausgestellten Kurart, nebst einer gründlichen Widerlegung der in dieser Abhandlung enthaltenen Meinungen über den Gebrauch des Quecksilbers in venerischen Krankheiten“ (Brünn 1812, 8°.). Wie schon oben bemerkt, war N. ein großer Freund der Musik, spielte selbst trefflich Piano und Violine und hat Mehreres für seine Instrumente geschrieben, wovon jedoch nichts im Stiche erschienen ist.
Niemiecsky, Daniel (Arzt und Naturforscher geb. zu Neustadt nächst- Czikann, Die lebenden Schriftsteller Mährens, S. 111. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. IV, S. 51. – Slovník naučný. Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Lad. Rieger (Prag 1859, Kober, Lex. 8°.) Bd. V, S. 768 u. 769 [unter dem Namen Německý]. – Porträt. Gestochen von Weinrauch, erschienen im Jahre 1808.