BLKÖ:Nendtwich, Karl Maximilian

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Nerly, Federigo
Band: 20 (1869), ab Seite: 184. (Quelle)
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Nendtwich, Karl Maximilian (Naturforscher, geb. zu Fünfkirchen in Ungarn 31. December 1811). Sein Vater war Apotheker und so hatte der Sohn gute Gelegenheit, sich frühzeitig mit chemischen Versuchen zu befassen und Interesse für jene Wissenschaft zu gewinnen, der er sich später als seinem Berufstudium zuwenden sollte. Im Jahre 1824 schickte ihn sein Vater nach Käsmark, wo er bis zur Beendung der Gymnasial- und philosophischen Studien verblieb. Im Jahre 1829 begab er sich nach Pesth, um dort das Studium der Medicin zu beginnen. Er vollendete dasselbe und erlangte im Jahre 1836 das medicinische Doctorat, bei welcher Gelegenheit er als Dissertationsschrift die „Enumeratio plantarum in territorio Quinque Ecclesiensi sponte crescentium; praemisso tractatu generali de natura geognostica montium, deque situ, climate et vegetatione ejusdem regjonis“ (Budae 1836) herausgab. Indem er sich noch den Prüfungen zur Erlangung der Diplome aus der Augenheilkunde und Geburtshilfe unterzog, war er nun einige Zeit als Assistent der Chemie und Botanik thätig, als welcher er einen „Grundriss der Stöchiometrie nebst einem geschichtlichen Ueberblicke derselben“ (Ofen 1839, gr. 8°.) als Leitfaden für seine Zuhörer veröffentlichte. Im Jahre 1843 wurde er zum Lehrer der Chemie am ungarischen Gewerbeverein in Pesth ernannt und erfreuten sich seine in dieser Stellung gehaltenen Sonntagsvorträge eines ganz besonderen Zuspruchs. Auf diesem Posten wirkte er bis zum Jahre 1847, nun erfolgte seine Ernennung zum Professor der Chemie an der königl. Josephs-Industrieschule, und als im Jahre 1854 diese Anstalt reorganisirt und als k. k. Polytechnicum nach Ofen übersetzt wurde, seine Versetzung in gleicher Eigenschaft an dieselbe. N. hat sich als Naturforscher namentlich im Gebiete der Chemie einen ehrenvollen Namen erworben und um sein Vaterland in mannigfacher Weise verdient gemacht. So nahm er besonders werkthätigen Antheil an der Gründung des kön. ungar. naturwissenschaftlichen Vereins, ferner an den Versammlungen der ungarischen Aerzte und Naturforscher, ersterer hat ihn schon im Jahre 1845 zum ordentlichen Ausschußmitgliede für die Section der Chemie erwählt, wie im Jahre 1858 auch von Seite der kön. ungarischen Akademie der Wissenschaften seine Wahl zum correspondirenden Mitgliede stattfand. Er hat auf mehreren Reisen Deutschland, Frankreich, Belgien, England, später sogar Amerika in rein wissenschaftlichen Zwecken besucht. Sein eigenes Vaterland durchwanderte er nach verschiedenen Richtungen und machte die Steinkohlenlager desselben zum Gegenstande seiner besonderen Untersuchungen. Als Episode seines Lehramtes wird von einem seiner Biographen ausdrücklich angegeben, daß er im Jahre 1848 von seiner Professur an der k. Joseph-Industrieschule an die Pesther Hochschule berufen, im Jahre 1849 aber bei der nach allen Seiten ihre Macht fühlbar machenden Reaction seines Postens entsetzt wurde, worauf er wieder zu seiner früheren Stelle an der Industrieschule zurückkehrte. N., als Fachschriftsteller seit Jahren thätig, hat außer den bereits angeführten noch folgende Werke und Abhandlungen herausgegeben: „Az életmütlen müipari vegytan alapismeretei“, d. i. Grundzüge der anorganischen industriellen [185] Chemie (Pesth 1845, 8°.); – „Chemisch-technische Untersuchung der vorzüglicheren Steinkohlen-Lager Ungarns“ (Wien 1851, gr. 8°.), auch im Jahrgange 1851 der Sitzungsberichte mathem. naturw. Classe der kais. Akademie der Wissenschaften abgedruckt; – „Grundriss der allgemeinen technischen Chemie. 3 Abtheilungen, 1: Metalloide; 2: Metalle; 3: Organische Chemie“ (Pesth 1854–1858, Heckenast, mit 149 Holzschn. im Texte, 8°.); – „Amerikai utazasom“, d. i. Reise in Amerika, 2 Bände (Pesth 1857); – „A vegytan elemei, Regnault G. V. eredeti munkája nyoman irva. Első és második rész. Nyolcvan fametszettel. Második javitott és tetemesen bövitett kiadás“, d. i. Grundzüge der Chemie. Nach G. V. Regnault’s Originalwerk bearbeitet. Zweite verb. und bedeutend verm. Auflage. Zwei Theile (Pesth 1863, Kilian, 8°.); – „A temesi bánság földje, gazdasági és müipari tekintetben“, d. i. Der Boden des Temeser Banates hinsichtlich der Landwirthschaft und Kunst-Industrie (Pesth 1863, Eggenberger). Von seinen zahlreichen, in Sammelwerken und gelehrten Zeitschriften abgedruckten kürzeren Aufsätzen und Abhandlungen sind besonders anzuführen die „Természettudományi levelek“, d. i. Die naturwissenschaftlichen Briefe, und „Geologiai levelek“, d. i. Geologische Briefe, beide Serien im „Magyar Muzeum“ abgedruckt, letztere aber wegen Mangel entsprechender Holzschnitte unvollendet; in den Verhandlungen der 3. Versammlung ungarischer Naturforscher zu Neusohl im Jahre 1846: „Ueber den Aragonit von Herrengrund und Rezbanya“, deutsch übersetzt von C. A. Zipser; in den Verhandlungen der 21. Versammlung deutscher Naturforscher zu Gratz im Jahre 1844: „Der Bergtheer von Muraköz und Hagymadfalva in chemisch-technischer Beziehung“; in den Jahrbüchern des k. magyarischen Naturforscher-Vereins (in magyarischer Sprache): „Analyse des Meteorsteins von Myliena in Croatien“ (Bd. I, 1841–1845); – „Ueber den Steinregen von Iván“ (ebd.); – „Analyse der Hildegardenquelle in Ofen“ (ebd. Bd. III), erschien auch in deutscher Uebersetzung (Pesth 1858); – „Analyse der Elisabethquelle“ (ebd.); – „Analyse des Mineralwassers von Borsódtopologa“; in dem Jahrbuche der kais. kön. geologischen Reichsanstalt, im I. Bande: „Steinkohlenpflanzen von Vassas und von Steierdorf“ (I, 356, 707); – „Bergtheer von Peklenieza“ (VII, 742 Anm., 743–746). Mehrere kleinere Aufsätze N.’s sind überdieß in den Bulletins der kön. ungarischen Akademie der Wissenschaften und in den Mittheilungen der Freunde der Natur in Wien erschienen. Als Mitglied der ungarischen Akademie ist N. auch auf sprachlichem Gebiete durch Erfindung technischer, in der Chemie vorkommender Ausdrücke thätig. N. ist Einer in der kleinen Anzahl ungarischer Gelehrten, der des Uebergewichtes und Einflusses deutscher Wissenschaft auf den Geist und die Entwickelung Ungarns und anderer Nationen nicht nur sich bewußt, sondern davon auch überzeugt ist und daher, wie gut magyarisch er auch gesinnt, doch dem Deutschthum gegenüber mit anerkennender Achtung auftritt.

Magyar irók. Életrajz-gyüjtemény. Gyüjté Ferenczy Jakab és Danielik József, d. i. Ungarische Schriftsteller. Sammlung von Lebensbeschreibungen. Von Jacob Ferenczy und Joseph Danielik (Pesth 1856, Gustav Emich, 8°.) S. 226. – Jelenkor. Politikai és társas élet Encyclopaediája, d. i. Die Gegenwart. Politische und Real-Encyklopädie [186] (Pesth 1858, G. Heckenast, gr. 8°.) S. 36. – Toldy (Ferenc), A Magyar nemzeti irodalom története a legrégibb időktől a jelenkorig rövid előadásban, d. i. Geschichte der ungarischen Nationalliteratur von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart (Pesth 1864–865, Gust. Emich, gr. 8°.) S. 346, 347, 348. – Kanitz (Aug.), Geschichte der Botanik in Ungarn (Hannover 1863, 12°.) S. 112 – und S. 203 in der zweiten, aus dem 33. Bande der „Linnaea“ abgedruckten Auflage derselben Schrift, welche unter dem Titel: „Versuch einer Geschichte der ungarischen Botanik“ (Halle 1865, Gebauer-Schwetschke, 8°.) erschienen ist. – Poggendorff (J. C.), Biographisch-literarisches Handwörterbuch zur Geschichte der exacten Wissenschaften (Leipzig 1859, J. Ambr. Barth, gr. 8°.) Bd. II, Sp. 269.