BLKÖ:Negro, Salvatore dal

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Nächster>>>
Nehez, Karl
Band: 20 (1869), ab Seite: 133. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Salvatore Dal Negro in der Wikipedia
Salvatore Dal Negro in Wikidata
GND-Eintrag: 117617296, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Negro, Salvatore dal|20|133|}}

Negro, Salvatore dal (Naturforscher, geb. zu Venedig 12. November 1768, gest. zu Padua 12. März 1839). Sohn unbemittelter Eltern, seine Erziehung erhielt er im Patriarchen-Seminar San Ciprian zu Murano, wo er die philosophischen Studien beendete, dann trat er, für die theologische Laufbahn sich entscheidend, als Cleriker in der Pfarrkirche Santa Maria Magdalena ein und begann das Studium der Theologie. Nachdem er dasselbe vollendet und zum Priester geweiht worden, begab er sich im Jahre 1791 mit einem Male nach Padua, wo er an der dortigen Hochschule das Studium der Rechte begann, welches er nun mit allem Eifer betrieb und daraus am 14. Mai 1796 die Doctorwürde erlangte. Von nun an ward Padua bis an sein Lebensende sein bleibender Aufenthaltsort. Da eben das Lehramt der Philosophie erledigt war, bewarb sich N. um dasselbe und erhielt es auch. Wie sehr ihn nun die Rechtswissenschaft und auch die philosophischen Disciplinen anzogen, widmete er sich doch bald mit großem Eifer, ja fast ausschließlich, dem Studium der Experimental-Physik, welche zu jener Zeit an der Paduaner Hochschule der berühmte Simon Stratico vortrug. Auch Stratico, sobald er die ungewöhnliche Eignung N.’s für diesen Gegenstand gewahrte, widmete ihm alle Theilnahme und setzte es durch, daß ihm Negro als Assistent beigegeben wurde. An der Seite seines Meisters experimentirte N. durch mehrere Jahre und machte in dieser Wissenschaft so treffliche Fortschritte, daß, als Stratico im Jahre 1803 eine andere Bestimmung erhielt, Negro auf dessen Posten, anfänglich nur provisorisch, später bleibend, berufen wurde. In diesem Lehramts wirkte nun N. unter der kais. österreichischen Regierung über dreißig Jahre bis an seinen im Alter von 71 Jahren erfolgten Tod. N. war ein tüchtiger Vertreter seines Faches und stand an der Universität im hohen Ansehen. Durch viele Jahre versah er das Directorat der philosophischen Facultät, drei Jahre hintereinander fungirte er als Vice-Rector und im Jahre 1829 als Universitäts-Rector. Als Fachmann hatte er es verstanden, sich eine solche Autorität zu erwerben, daß er zugleich mit dem Vicentiner Abbate Vivorio in die Wasserbau-Commission gewählt wurde, welche die Aufgabe hatte, den von Angelo Artico entworfenen Plan zur Regelung der reißenden Brenta zu prüfen; ebenso ward er in die Commission zur Berathung der [134] Reformen im Münz- und Gewichtswesen berufen, und immer und überall, wo es über neue Erfindungen, Maschinen und sonstige physikalische Fragen ein Gutachten einzuholen und Rathschläge zu vernehmen galt, wurde N. von amtlicher Seite beigezogen. Zur Zeit, in welcher N. eben in vollster Manneskraft sich befand, nämlich zu Ende des verflossenen und in den ersten Jahrzehnden des laufenden Jahrhunderts, beschäftigten die Erscheinungen der Elektricität vorherrschend die Kreise der Gelehrten und Naturforscher. Auch Negro wendete den neuen Erscheinungen seine volle Aufmerksamkeit zu und veröffentlichte schon im Jahre 1799 eine Schrift über eine neue Methode, elektrische Maschinen zu construiren. Dann richtete er sein besonderes Augenmerk auf die hydrometallische Elektricität und veröffentlichte seine darüber angestellten Beobachtungen. Er erfand einen neuen Elektrometer, eine sehr sinnreiche Maschine, die kleinsten Zeittheile zu messen, welche er Oligocronometro nannte und mit welcher er in neuer Weise das Galileische Gesetz vom Fall der Körper bestätigte, jede Schnelligkeit, ja selbst jene der Gewehrkugeln auf große und kleine Distanzen zu messen im Stande war. In der letzteren Zeit machte er Versuche über den Magnetismus, wobei er auch manche neue Erscheinungen zu beobachten Gelegenheit hatte. Insbesondere trug er sich mit der Hoffnung, den Elektromagnetismus an Dampfes Stelle anwenden zu können, und man fand, als er starb, in seinem Laboratorium verschiedene Vorrichtungen und Versuche, welche aus diese seine Absicht hinzielten, auch neben anderen kleineren sinnreichen Erfindungen einen von ihm construirten Dinamomagnetometer. Die von Negro durch den Druck veröffentlichten Schriften sind: „Nuovo metodo di construire macchine elettriche di grandezza illimitata e nuovi esperimenti diretti a rettificare l’apparato elettrico“ (Padua 1801); – „Dell’ elettricismo idrometallico“ (ibid. 1802). Von seinen in gelehrten Fachzeitschriften abgedruckten Abhandlungen sind anzuführen in den Nuovi Saggi di Padova: „Nuovo oligo-cronometro“ (I, 1817); – „Sulla velocità iniziale dei projetti“ (II, 1825; III, 1831); – „Nuove esperienze ed osservazioni elettro-magnetiche“ (III, 1831); – „Sopra la proprietà dei perimetri dei due metalli costituenti gli elementi voltiana“ (IV, 1838); – in den Memorie della Società italiana: „Dinamo-magnetometro“ (XXI, pte. II, 1837); – in den Annali scientifichi della Lombardo-Venezia: „Nuove proprietà degli elettromotori elementari“ (III, 1833); – „Esperimenti diretti a confermare le nuove proprietà degli elettromotori di Volta“ (III e IV, 1834); – „Nuova machina elettromagnetica“ (IV, 1834); – „Nuovi esperimenti sul magnetismo temporario“ (V, 1835); – „Descrizione degli arieti elettro-magnetici, tanto semplici, quanto composti“ (VIII, 1838). Negro’s Verdienste wurden in mehrfacher Weise gewürdigt: Kaiser Franz zeichnete den gelehrten Physiker durch den Orden der eisernen Krone 3. Classe aus. die Akademien von Padua, Turin, Wilna, Mantua, die Atheneen von Venedig, Brescia und Treviso nahmen N. in den Schoß ihrer Mitglieder auf und seiner Zeit war N. auch Mitglied der Vierzig. welche die berühmte Società di Modena bildeten.

Dandolo (Girolamo), La Caduta della repubblica [135] di Venezia ed i suoi ultimi cinquant’ anni. Studii storici ((Venezia 1857, Naratovich, 8°.) p. 275. – Poggendorff (J. C.), Biographisch-literarisches Handwörterbuch zur Geschichte der exacten Wissenschaften (Leipzig 1859, Johann Ambr. Barth, gr. 8°.) Bd. II, Sp. 265.