BLKÖ:Mutz, Richard Adolph
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
---|---|---|---|
korrigiert | |||
<<<Vorheriger
Mutz, Matthäus |
Nächster>>>
Muxel, Joseph Anton | ||
Band: 19 (1868), ab Seite: 485. (Quelle) | |||
[[| bei Wikisource]] | |||
in der Wikipedia | |||
Richard Adolph Mutz in Wikidata | |||
GND-Eintrag: {{{GND}}}, SeeAlso | |||
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
| |||
|
Rothkirch den Schulrath Swoboda zur Erhebung des Thatbestandes abordnete. Schulrath Swoboda, ein Anhänger der nationalen Partei, unterzog sich dieser Aufgabe im Sinne derselben, und Mutz wurde im August 1867 wider alles Vermuthen seines Lehramtes enthoben. Er kehrte sofort in sein Kloster zurück, um in demselben seine neuen Functionen als Archivar, Bibliothekar und Custos des Stiftes Hohenfurth anzutreten. Als nun zu Anbeginn des J. 1868 das Ministerium Giskra an die Spitze der Geschäfte trat, begab sich eine Deputation böhmischer Reichsräthe zu dem Ministerpräsidenten Freiherrn von Beust, um eine genauere Untersuchung dieser Angelegenheit zu erbitten. Eine solche ordnete auch der Unterrichtsminister Hasner an und betraute mit derselben den Schulrath Köhler. Zugleich hatte der Minister die Absicht, an den gegenwärtigen Abt des Stiftes Hohenfurth, Leopold Anton Wackarz [und nicht, wie in den Zeitungsberichten sein Name entstellt wird, Watzkarsch], ein Schreiben zu richten, in welchem er dem Wunsche Ausdruck geben wollte, daß Richard Mutz seinem Posten am Budweiser Gymnasium zurückgegeben werde, wenn die Gewißheit vorhanden war, daß der Abt diesem Wunsche willfahren würde. Diese Gewißheit aber war nicht nur nicht vorhanden, sondern vielmehr jene, daß der Abt die Erfüllung eines solchen Wunsches geradezu abgelehnt hätte, um nicht den Bischof von Budweis, Johann Valentin Jirsjk [486] [Bd. X, S. 186], zu verletzen, welcher an der Abberufung des Professors Mutz nicht unbetheiligt gewesen sein soll. Thatsächlich ist auch die Wiedereinsetzung des Professors Mutz bis zur Stunde nicht erfolgt und so ein würdiger Priester, ein beliebter Lehrer, einer Partei zum Opfer gefallen, welche selbstmörderisch am Bestande des Gesammtstaates rüttelt. Was aber den Standpunct der Regierung betrifft, welche die Abberufung des Professors Mutz verfügte, so wurde derselbe dadurch gerechtfertigt: sie habe sich einzig und allein von der Erwägung leiten lassen, daß die Abhaltung öffentlicher agitatorischer Reden, in welchen sich eine leidenschaftlich erregte Stimmung kundgibt, um so weniger sich mit dem ernsten Berufe eines Lehrers und Jugendbildners vereinbaren lasse, als die Rückwirkung einer solchen Haltung auf die seiner Leitung anvertraute Jugend eine entschieden ungünstige sein muß.
Mutz, Richard Adolph P. (gelehrter Cisterziensermönch des Stiftes Hohenfurth in Böhmen, geb. zu Keblic 17. September 1820). Trat am 10. September 1842, nachdem er die philosophischen Studien beendet, als Noviz in das Cisterzienserstift Hohenfurth, in welchem er die theologischen Studien beendete, im März 1845 die Profeß ablegte und am 9. August 1846 zum Priester geweiht wurde. M. widmete sich dem Lehramte, erwarb die philosophische Doctorwürde und wurde Professor der Philosophie und lateinischen Philologie am Obergymnasium zu Budweis. Daselbst erfreute er sich von Seite seiner Zuhörer und der Stadtbewohner großer Beliebtheit und Achtung, bis die Čechenpartei in Böhmen, die Alles, was deutsche Gesinnung zur Schau trägt, terrorisirt, es dahin zu bringen wußte, daß die Abberufung des so sehr beliebten Professors erfolgte. Die Ursache aber aus welcher diese verfügt wurde, ist folgende: In einer Wählerversammlung, welche am 29. Jänner 1867 zur Wahl eine Landtagsmitgliedes in Budweis abgehalten wurde, hatte auch Pater Mutz im Interesse der Erhaltung des österreichischen Gesammtstaates ebenso begeisterte, als loyale Worte gesprochen. Unter großem Beifalle der Anwesenden hatte M. seine Rede beendet, in welcher er übrigens das Sistirungssystem, das sich für den Kaiserstaat so verderblich erwiesen hatte und dessen vernichtende Wirkungen in der Schlacht bei Königgrätz gipfeln, mit einigen treffenden Bemerkungen gegeißelt. Ueber den Vorgang der Wählerversammlung brachten die čechischen Blätter falsche Nachrichten in das Publicum, in Folge welcher der damalige Statthalter Graf- Presse (Wiener polit. Journal) 1867, Nr. 145: „Correspondenz aus Wien. Zur Affaire des Gymnasial-Professors Mutz“. – Neue freie Presse (Wiener polit. Blatt) 1867, Nr. 981: „Correspondenz aus Prag vom 23 Mai. Zur Affaire Mutz“; Nr. 1058: „Die Abberufung des Professors Mutz“; Nr. 1812: „Correspondenz aus Budweis ddo. 22. April. Zur Angelegenheit des Professors Mutz“. – Fremden-Blatt von Gustav Heine (Wien, 4°.) 1867, Nr. 141.