BLKÖ:Mitscha, Franz Adam Ritter von
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 18 (1868), ab Seite: 373. (Quelle) | |||
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[374] Allerhöchsten Handschreiben vom December 1808 das Ritterkreuz des Leopold-Ordens erhalten hatte, mit Diplom vom 13. September 1810 taxfrei in den erbländischen Ritterstand erhoben. Mehr noch aber als seine obbeschriebene, jedenfalls denkwürdige Dienstperiode haben seine Leistungen auf dem Gebiete der Kunst, und zwar in jener der Musik Anspruch auf bleibende Erinnerung. M. hatte sich von Jugend auf vornehmlich selbst in der Musik ausgebildet und mit besonderem Erfolge das Studium der Harmonielehre betrieben. Er spielte mehrere Instrumente, als: Clavier, Violine, Viola, Violoncell, ersteres mit Meisterschaft, frühzeitig componirte er; Mozart selbst trug einige seiner Compositionen vor, und Kaiser Joseph II., als er mehrere derselben vortragen gehört, forderte ihn auf, sich ganz der Musik zu widmen und wollte ihn zur größeren Ausbildung auf Staatskosten reisen lassen. Seine Compositionen umfassen Kirchen- und profane Stücke; die Anzahl der letzteren ist überwiegend. Die Zeit ihrer Composition fällt während seines Aufenthaltes in Wien und später in Gratz; nach seiner Uebersetzung nach Galizien nahmen ihn die Geschäfte seines amtlichen Berufes zu sehr in Anspruch, um noch viel Zeit seiner Lieblingsneigung zuwenden zu können. Von seinen Compositionen sind bekannt zwei Opern, und zwar: „Bernardon, die Gouvernante“, komisches Singspiel in zwei Acten, veranlaßt durch eine in Prag im Jahre 1761 aufgeführte Posse von Bernardon [s. d. Bd. I, S. 324], unter welchem Namen der Komiker Joseph von Kurz in der Theaterwelt bekannt war; – „Adrast und Isidore, oder die Nachtmusik“, komische Oper in 2 Acten nach Molière; Begleitung: 2 Violinen, Viola, 2 Hoboen, 2 Hörner, 2 Fagotte, Picolo, 2 Trompeten, Pauken und Violoncell. Diese Oper wurde im Jahre 1780 im k. k. Hoftheater in Wien aufgeführt und gefiel ganz besonders dem Kaiser Joseph II., der dem jungen Tonkünstler ein ansehnliches Geschenk übersandte. In ihrer ursprünglichen Gestalt enthielt die Operette 27 Gesangstücke und jeder Act endete mit einem Duette; später, als Mitscha, seiner Bestimmung folgend, nach Gratz übersiedelte, setzte er für jeden Act ein Finale, und in dieser neuen Gestalt wurde die Oper unter Mitscha’s persönlicher Leitung im ständischen Theater zu Gratz aufgeführt; – „David’s fünfzigster Psalm“, Oratorium, Mitscha’s Schwanengesang: Begleitung: 2 Violinen, Viola, Flöte, 2 Hoboen, 2 Hörner, 2 Fagotte, Violoncelle, Bässe. Das ganze Oratorium mit italienischem und deutschem, von Mitscha selbst bearbeitetem Texte, enthält zwölf Gesangstücke. Mitscha componirte dieses Tonwerk während seiner Gefangenschaft, und schickte die Partitur an die Kaiserin Maria Ludovica, des Kaisers Franz dritte Gemalin, mit der ehrfurchtsvollen Bitte, die öffentliche Aufführung in der Fastenzeit zu bewilligen, und den Ertrag unter die Witwen und Waisen der im letzten Kriege Gefallenen vertheilen zu lassen. Es kam jedoch nicht dazu. Erst zwei Jahre nach Mitscha’s Tode, am 16. April 1813, wurde das Oratorium in Lemberg im Redoutensaale aufgeführt. Mitscha’s Sohn Raimund hatte die Aufführung geleitet. Außer diesen größeren Gesangwerken schrieb M. noch Mehreres für den Gesang, darunter eine „Studenten-Cassation“ (Serenade), für 2 Tenors, Baß und Chor für 14 Männerstimmen, mit Begleitung von 2 Hoboen, 2 Clarinetten, 2 Hörnern und 2 Fagotten, [375] außerdem mehrere Arien für Sopran und Tenor, meist mit größerer Instrumentalbegleitung. Zahlreicher sind seine Compositionen für Instrumentalmusik, und zwar: 1) für das Orchester 3 Symphonien in C-dur; – eine in C-moll; – 4 in C-dur; – 2 in G-moll; – 3 in B-dur; – 5 in D-dur; – eine in A-dur; – eine in A-moll; – 3 in F-dur; – 4 in Es-dur; 2) Tänze: 12 Menuetten; – 26 Menuetten; – 12 deutsche Tänze; 3) Concerte für die Violine: eines in F-dur (comp. 1777); – eines in A-dur (1777); – eines in D-dur (1780); – eines in G-dur (1781); 4) Sextetten für die Violine: 6 Notturni in F, D, G, B, Es und C für 2 Violinen, 2 Violen, 2 Waldhörner und Baß; 5) Quartetten und Terzetten für die Violine: sechs Quartetten in D, C, Es, F, A, G-dur; – ein Quartett in D-dur; – ein Allegro in B-dur, mit einem unvollendeten Adagio in Es-dur; alle diese Quartetten sind für 2 Violinen, Viola und Violoncell; Mitscha hat auch für Se. Majestät den Kaiser Joseph II. Quartetten geschrieben, die sich wohl im Hof-Musikarchive vorfinden dürften; – Terzett in F-dur für 2 Violinen und Baß; 6) für die Flöte: sechs Quartetten oder Quintetten; 7) für die Harfe: 2 Sonaten in C- und F-dur; – 2 Sonaten in G und D-dur, diese und die vorigen für Johann Nep. Grafen Dietrichstein gesetzt; 8) für das Clavier, ein concertantes Divertissement in F-dur mit 2 Violinen, 2 Violen, 2 Hoboen, 2 Waldhörnern und Baß. Was den musikalischen Charakter von M.’s Compositionen betrifft, so war das Liebliche, Sanfte, Gemüthliche, Fröhliche darin vorherrschend, nahm er auch manchmal einen höheren Schwung, so kehrte er doch bald zu seiner ursprünglichen Lieblichkeit zurück. Genaue Kenntniß der Verhältnisse der Menschenstimme und der Behandlungsart der Instrumente beurkunden alle seine Arbeiten, und in der Gesangs-Composition war er vornehmlich darauf bedacht, daß die Wirkung des Gesanges nicht durch die Instrumentalbegleitung gedrückt oder überhaupt beeinträchtigt werde. M. war seit dem Jahre 1772 mit einem Fräulein Aurnhammer, Schwester der berühmten Clavierspielerin Josepha Bösenhönig [Bd. II, S. 24] verheirathet. Mitscha erscheint in verschiedener Schreibart, čechisch als Miča, dann als Micza, Mischa. Die wahre, deren er sich selbst bediente und in welcher er im Adels-Diplom erscheint, ist Mitscha.
Mitscha, Franz Adam Ritter von (Tonsetzer, geb. zu Jaromirsch [Jaroměřic] in Mähren 11. Jänner 1746, gest. 11. März 1811). Kam in jungen Jahren, als sein Vater k. k. Thürhüter bei Hofe wurde, nach Wien, wo er die Rechtsstudien vollendete und im Juni 1767 bei der ehemaligen k. k. böhmisch-österreichischen Hofkanzlei in Staatsdienste trat. Talente, Umsicht im Geschäfte und Eifer im Dienste veranlaßten seine Beförderung, die jedoch im Anbeginn nur langsam vorschritt. Am 5. December 1785 verlieh ihm die böhmisch-österreichische Hofkanzlei die Stelle eines Secretärs bei dem innerösterreichischen Gubernium in Gratz; am 14. Februar 1794 wurde er Kreishauptmann zu Bruck an der Mur. Als Westgalizien zu Oesterreich kam, wurde er am 5. Mai 1796 zum westgalizischen Gubernialrathe befördert. Im Jahre 1798 zum Kreishauptmann von Sandomir ernannt, wurde er über sein Ansuchen dieses Postens enthoben und in gleicher Eigenschaft in den Kielcer Kreis übersetzt. Als mit Allerh. Entschließung vom 13. Mai 1803 die Vereinigung der politischen und Cameralverwaltung von Ost- und Westgalizien und zu diesem Zwecke die Einsetzung eines vereinigten Guberniums in Lemberg erfolgte, kam M. mit 20. October d. J. als Hofrath zur galizischen Landesstelle. In Kielce hat sein humanes Wirken und namentlich seine rastlose Thätigkeit, als es galt, den durch eine Feuersbrunst (am 24. Mai 1800) eingeäscherten Ort neu aufzubauen, ihm eine bleibende Erinnerung gesichert, die auch dann nicht geschmälert wurde, als der Kreis später zum Königreiche Polen geschlagen wurde. Sein Abschied, als er die Hofrathsstelle in Lemberg antrat, war auch das Signal zu einer Reihe von Beweisen innigster Theilnahme der gesammten Bevölkerung. Im Jahre 1805 erhielt er seine Bestimmung als Kreishauptmann in der Bukowina und wurde zugleich mit der Organisirung dieser Provinz beauftragt. Das zunehmende Alter und damit verbundene Kränklichkeit veranlaßten ihn jedoch, um Enthebung von diesem beschwerlichen Posten zu bitten, er kam sonach als Hofrath zur galizischen Landesstelle zurück. Nun aber stand ihm eine schwere und namentlich für ihn ereignißreiche Zeit bevor. Nachdem er in den Jahren 1807, 1808 und im verhängnißvollen 1809 das Landespräsidium geführt, trat mit dem Einmarsche der polnischen Truppen eine große Veränderung in allen Verhältnissen ein. M. wurde zunächst als Geißel behalten und abgeführt. Kurz zuvor aber, ehe ihn dieses Los traf, war es ihm gelungen, die Staatseffecten vor dem einrückenden Feinde in Sicherheit zu bringen und so mehrere Millionen ärarischer Gelder zu retten. 50.000 fl., obwohl Todesstrafe auf die Verheimlichung von Staatsvermögen gesetzt war, verwahrte er bei sich und so gut, daß er sie nach seiner Freigebung ungeschmälert abzugeben in der Lage war. Als er gefangen genommen worden, wurde er am folgenden Tage von seiner Gattin, seinen Kindern und Enkeln getrennt, und unter freiwilliger Begleitung seines Sohnes Raimund mit noch zehn anderen Geißeln nach Lublin abgeführt. In Zamosc wurden die Geißeln vom Pöbel verhöhnt und insultirt. Sechs Monate, vom 12. Juni bis 9. December 1809, dauerte die Haft. Nachdem er die Freiheit wieder erlangt, erbat er sich, da er bereits 42 Jahre gedient, die Versetzung in den Ruhestand, auch wurde er, da er schon mit einem- Ritterstands-Diplom vom 13. September 1810. – Gaßner (F. S. Dr.), Universal-Lexikon der Tonkunst. Neue Handausgabe in einem Bande (Stuttgart 1849, Franz Köhler, Lex. 8°.) S. 616 [nach diesem gestorben am 19. März 1811]. – Neues Universal-Lexikon der Tonkunst. Angefangen von Dr. Julius Schladebach, fortgesetzt von Ed. Bernsdorf (Dresden, R. Schäfer, gr. 8°.) Bd. II, S. 1007. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) Bd. XXI, S. 965.[BN 1] – Wappen. Gevierteter Schild. 1 und 4: in Roth ein zum Angriff gestellter doppelgeschwänzter einwärts gekehrter silberner Löwe; 2 und 3: in Silber vier rothe linksschräge Balken. Auf dem Schilde ruhen zwei zueinander gekehrte goldgekrönte Turnierhelme. Aus der Krone des rechten Helms wächst der Löwe von 1 und 4; auf der Krone des linken erheben sich drei – eine silberne zwischen rothen – wallende Straußenfedern. Die Helmdecken beider Helme sind roth, mit Silber belegt.
Berichtigungen und Nachträge
- ↑ E Mitscha, Franz Adam [Bd. XVIII, S. 373].
- Ausführliche Biographie – 36 Folio-Seiten – und vollständiges Compositionen-Verzeichniß im Archiv u. s. w., wie bei Haas. [Band 26, S. 398]