Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Mitis, Samuel
Band: 18 (1868), ab Seite: 372. (Quelle)
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2. Thomas Mitis (geb. zu Nymburg an der Elbe in Böhmen im Jahre 1523, gest. im Jahre 1591). Sein Vater Johann Kamaryt, Bürger in Pisek, war selbst ein unterrichteter, ja für seine Zeit gelehrter Mann. Sein Sohn Thomas erhielt eine sorgfältige Erziehung, besuchte die Schulen zuerst in Saaz, dann in Prag, wo er im Jahre 1546 das Baccalaureat erhielt. Nun wurde er Unterlehrer zu Böhmisch-Brod, und schon um diese Zeit begann er mit seinen poetischen Versuchen, die so wohl geriethen, daß der böhmische Edelmann Johann von Hodiejow auf den Poeten aufmerksam und bald sein Freund und freigebiger Mäcen wurde. Im Jahre 1552 erhielt Thomas die Magisterwürde, im folgenden Jahre wurde er Schulrector zu Böhmisch-Brod und behielt diese Stelle, bis ihm sein Gönner Hodiejow im Jahre 1556 eine einträglichere Stelle bei der Schule zu St. Heinrich in Prag verschaffte. Bald darauf erlangte Thomas durch Fürwort seiner Mäcen von Kaiser Ferdinand I. den Adelstand mit dem Prädicate von Limusa. Später gab er das beschwerliche Lehramt auf und beschäftigte sich in Prag mit dem Buchhandel und dem Verlagsgeschäfte. Im Jahre 1591 starb er im Alter von 68 Jahren. Als lateinischer Poet wird Thomas von den Literarhistorikern hoch gepriesen. Gewiß ist es, daß er als Poet eine ungemeine Fruchtbarkeit entwickelte und daß große Männer seiner Zeit, wie oberwähnter Hodiejow, dann Bohuslaw Hassenstein von Lobkowitz [s. d. Bd. XV, S. 317, Nr. 8][WS 1], in Freundschaft mit ihm verkehrten. Es liegt außer dem Bereiche dieses Lexikons, die zahlreichen Schriften des Dichters Thomas Mitis aufzuzählen. Für den Literarhistoriker, der sich über Thomas und seine Schriften näher unterrichten will, geben die weiter unten angeführten ausführlichen Quellen näheren Aufschluß. Uebrigens ist von seinen Dichtungen erwähnenswerth: „Liber I. sacrorum carminum“ (1554); – „Chorus Davidicus“ (1562); – „Hymnodiae in Messiam“ (1576–1581), 15 Bücher; – „Tumuli Caesarum et Regum Bohemiae ex Archiducibus Austriae Autore Casp. Kropacio et Thom. Mite Lymusaeo“ (1577); – „Christiados seu decem promissionum de Christo Jesu liber unus“ (1583); – „Synopsis biblicae libri V.“ (1585). Von seinen Söhnen hatte der Eine den poetischen Geist des Vaters geerbt und mußte Mehreres geschrieben haben, was jedoch bisher nicht aufgefunden worden, da sich sein Vater auf späteren Dichtungen, wohl zum Unterschiede, Mitis senior unterschrieb. Auch ein Bruder des Thomas, Martin, war Poet. Martin schrieb sich aber Sokolovius a Sokolova, und das war der wahre Familienname des Thomas Mitis, dessen Familie polnischen Ursprungs war und dessen Großvater der Erste aus Masovien nach Böhmen ausgewandert. Des Thomas Vater war ein gütiger, sanfter Mann und wurde dieser Eigenschaften wegen vom Volke der Sanfte (tichý) genannt, aus welchem slavischen Worte, da er sich sehr der Gelehrsamkeit widmete, das lateinische mitis entstand, welcher Name nun unwillkürlich zum Familiennamen wurde. [Miscellaneen der böhmischen und mährischen Literatur, seltenen Werke und verschiedenen Handschriften, herausgegeben von Faustin Prochaska (Prag 1784, Kaspar Widtmann, 8°.) Bd. I, S. 368–450: „Thomä Mitis von Limusa Leben und Schriften“. – Thomas Mitis und seine Idylle über Teplitz, herausgegeben von Andreas Chrysostomus Eichler, verfaßt von M. M. (Prag 1836). [Verfasser dieser Schrift ist der bekannte Gelehrte Max Millauer.] – (Hormayr’s) Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst (Wien, 4°.) XV. Jahrg. (1824), S. 132, im Texte. – Slovník naučný. Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations- Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Lad. Rieger (Prag 1859, Kober, gr. 8°.) Bd. V, S. 372, Nr. 1.]

Anmerkungen (Wikisource)