BLKÖ:Meyer-Dustmann, Luise

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Mayer, Ludwig
Band: 18 (1868), ab Seite: 160. (Quelle)
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96. Meyer-Dustmann, Luise (Sängerin, geb. zu Aachen im Jahre 1823). Luise, die ihrem Familiennamen Meyer nach ihrer Heirath den Namen ihres Gatten Dustmann beifügte, ist die Tochter einer guten Sängerin, die an vielen Bühnen und längere Zeit in Breslau sang. Den ersten Unterricht im Gesange leitete die eigene Mutter, dann kam sie zu ihrer weiteren Ausbildung nach Wien, „wo sie“, wie ihr Biograph in der „Illustrirten Zeitung“ mysteriös genug schreibt, „während der Octobertage des Jahres 1848 mit vielen Schwierigkeiten [161] zu kämpfen hatte“. Im nämlichen Jahre noch trat sie – und mit glücklichem Erfolge – im Josephstädter Theater auf. Nach einiger Zeit verließ sie Wien, begab sich zu ihren Eltern nach Breslau und nahm von dort Engagement in Cassel, wo sie unter Spohr’s Leitung zwei Jahre als erste Sängerin wirkte. Nachdem ihrem sich immer mehr entwickelnden Talente die Verhältnisse der Casseler Bühne zu enge wurden, ging sie auf Reisen und gastirte in mehreren Städten Norddeutschlands, so in Braunschweig und Hamburg, mit Beifall. Auch in Berlin drang sie an Roger’s Seite vollständig durch. Einen Antrag des Dresdener Hoftheaters nahm sie nun an, fand sich aber bei dem wenig freundlichen Benehmen ihrer dortigen Collegen und Colleginen nicht sehr behaglich, und folgte somit schon in kurzer Zeit einem Rufe nach Prag, wo sie bald der Liebling des Publicums wurde. Von Prag aus machte sie Ausflüge zu Gastspielen nach Stuttgart, Straßburg und Wien, und an letzterem Orte, wo sie im Monate Juli 1856 in mehreren Rollen gastirte, begrüßten sie Publicum und Presse schon nach der ersten Vorstellung der „Hugenotten“ als die zukünftige Primadonna des kaiserlichen Hof-Operntheaters. Im Anbeginn des Jahres 1857 trat sie ihre neue glänzende Stellung an, in welcher sie sich noch zur Zeit befindet. Die Künstlerin ist zur kaiserlichen Kammersängerin ernannt worden. Ihre Stimme ist ein kräftiger markiger Sopran, von besonderem Wohlklang in den Mittellagen und großem Umfange. Ihre Intonation ist rein und kräftig, und mit ihren schönen natürlichen, durch Fleiß und Studien vervollkommneten Mitteln verbindet sie tiefe Empfänglichkeit für eine wahre und poetische Auffassung ihrer Rollen, zu denen vorzugsweise dramatische Charaktere, wie Norma, Jessonda, Amalie in Verdi’s „Maskenball“, Donna Anna in „Don Juan“, Valentine in den „Hugenotten“, Mathilde in Rossini’s „Wilhelm Tell“ u. dgl. m. gehören. Aber nicht bloß Opern-, auch eine treffliche Concertsängerin ist die Künstlerin, und ihre Vorträge Mendelssohn’scher und Schubert’scher Lieder sind entzückend schön.

Illustrirte Zeitung (Leipzig, J. J. Weber, Fol.) Jahrg. 1856, Nr. 662, S. 181. – Erinnerungen (Prager Blatt, 4°.) 1856, S. 308. – Porträte. 1) Nach der Natur gez. u. lith. von Kriehuber, als Donna Anna (Wien 1860, Neumann, Fol.); – 2) Holzschnitte in den oberwähnten Nummern der „Illustrirten Zeitung“ und der „Erinnerungen“, beide unähnlich.