Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Mentovich, Franz
Band: 17 (1867), ab Seite: 375. (Quelle)
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Menter, Franz (Bürger von Wien und Humanist, geb. zu Wien 27. November 1814, gest. ebenda 27. April 1866). Dem Fabriksfache sich widmend, wurde er im J. 1836 Bürger von Wien, und übernahm im Jahre 1840 eine Seidenzeugfabrik, welche er bis zu seinem Tode fortführte. Von seinen Arbeitern, für die er auch in höchst humaner Weise sorgte, wie ein Vater geliebt, war er eine auf seinem Grunde – dem Neubau – allgemein geachtete, ja verehrte Persönlichkeit. In den Jahren 1840, 1842, 1845, 1850 und 1860 erbaute er auf dem Grunde sieben Häuser, in welchen zu wohnen sich Alles drängte, und derjenige sozusagen es als einen Glücksfall ansah, der eine Wohnung in einem derselben erlangte. Denn Menter steigerte nie die Zinse und kündigte keiner seiner Parteien. Es war ein offenes Geheimniß, daß der Zins, den er von ärmeren Parteien am Verfalltage erhielt, öfter von ihm in heimlicher, der Partei unbekannter Weise derselben Tags vorher zugestellt, oder wenn eine solche mit allen Entbehrungen sich den Zins oft vom Nöthigsten abgekargt hatte, ihr derselbe ebenso heimlich wieder zurückgestellt wurde. Edler Bürgersinn verbunden mit echter Humanität, die sich steigerte, wenn die Zeiten schlechter und bedrängnißvoller wurden, bildeten den Grundzug seines Charakters. Viele Jahre hindurch war er Ortsschulaufseher und leistete als solcher [376] der Gemeinde erfolgreiche Dienste. In einem seiner Häuser errichtete er eine unentgeltliche Mädchenarbeitsschule, für die er auch sonst aus seinen Mitteln reichlich beisteuerte. Für arme Seidenzeugmacher-Gesellen stiftete er einen Fond von 4000 Gulden. Ebenso war er ein Wohlthäter der Kinderbewahr- und anderer Wohlthätigkeits-Anstalten, ungerechnet die reichen Unterstützungen, die er sonst, ohne sich zu nennen, spendete. Dieser Geist der Humanität, verbunden mit einem freiheitlichen Bürgersinn, hatten seinen Namen allgemein bekannt gemacht. In Zeiten, in welchen es gewagt war, ein freies Wort zu sprechen, machte M. aus seinen Gesinnungen kein Hehl, und obgleich seines deutschen Hutes wegen, den er nun einmal nicht ablegte, zu verschiedenen Malen arretirt, trug er ihn immer wieder. Als im Jahre 1861 in Wien ein aus freier Wahl gebildeter Gemeinderath, um die Interessen der Großstadt zu vertreten, zusammentrat, wurde auch M., der schon längst das Vertrauen seiner Mitbürger genoß, in denselben gewählt. Aufreibende Thätigkeit in demselben, verbunden mit der Aufregung über getäuschte Hoffnungen, die er sich von der Wirksamkeit desselben in erster Zeit gemacht, hatten seine Gesundheit geschwächt, und, einige Monate vor seinem Tode, der ihn der hilfebedürftigen sorgegedrückten Menschheit im Alter von erst 51 Jahren und viel zu frühe entriß, trat er aus der Versammlung aus, in welcher er stets zur Linken gestanden und unter allen Umständen bei seiner Partei treu ausgeharrt hatte. Sein Todestag war ein wahrer Trauertag in seiner Gemeinde.

Neue freie Presse (Wiener polit. Blatt) 1866, Nr. 596. – Presse (Wiener polit. Blatt) 1866, Nr. 115. – Die neuen Väter der Großcommune Wien. ... Von Moriz Bermann und Franz Evenbach (Wien 1861, 8°.) S. 50.