BLKÖ:Mengen, Wilhelm Freiherr von

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Mengewein, Georg
Band: 17 (1867), ab Seite: 341. (Quelle)
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Mengen, Wilhelm Freiherr von (k. k. Feldmarschall-Lieutenant und Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Bitze in Hannover um das Jahr 1779, gest. zu Prag 20. October 1837). Bruder des Karl Freiherrn von M. [s. d. Vorigen]; trat, achtzehn Jahre alt. als Lieutenant in das Dragoner-Regiment Prinz Coburg. Schon im Feldzuge des Jahres 1799 gab er solche Proben von Tapferkeit, daß er im Februar 1800 mit Uebergehung eines Ranges zum Hauptmann im Infanterie-Regimente Nr. 55 befördert wurde. Da er aber für die Reiterwaffe eine besondere Vorliebe hatte, wurde er bald wieder zur Cavallerie übersetzt. Im Jahre 1805 stand er als Rittmeister bei dem Cavallerie-Regimente Merveldt-Uhlanen, welches damals im Corps seines Inhabers eingetheilt war. M. stand mit seiner Schwadron in Weier, und am 2. November erhielt er Befehl, mit derselben nach Leoben zu gehen und die Bewegungen des von Salzburg heranrückenden Feindes zu beobachten. Bald aber zurückberufen, gerieth er, statt zum Hauptcorps der Unseren zu stoßen, auf den dasselbe verfolgenden Feind. So gefahrvoll seine Lage war, so schlug er sich doch mit seinen Leuten durch den übermächtigen Feind und gelangte zum Hauptcorps, als der Feind eben von einer anderen Seite Anstalten zum Angriffe desselben machte. Es war am 8. November, die Nachhut des vom Feldmarschall-Lieutenant Grafen Merveldt befehligten Armeecorps wurde in einem Defilée angegriffen. Die Lage der Unseren war eine verzweifelte und wurde es noch mehr, als die französischen Jäger eine steile Anhöhe erklommen, von der aus sie ein verheerendes Feuer auf das im Engwege aufgestellte dicht zusammengedrängte Centrum Merveldt’s richteten. Das wohlgenährte feindliche Feuer brachte unter unseren Truppen eine allgemeine Verwirrung hervor. Sie wichen zurück und der Gegner konnte sich nun auf der Straße zwischen unserer Haupttruppe und der Nachhut aufstellen. Von dieser gefahrvollen Lage der Truppen wurde der eine Viertelstunde vom Kampfplatze befindliche General durch Mengen in Kenntniß gesetzt. Zugleich erbat er sich die Erlaubniß, die feindliche Abtheilung, die sich als Keil zwischen unseren Truppen aufgestellt hatte, angreifen zu dürfen. Für einen Cavallerieangriff taugte das Terrain durchaus nicht. M. stieg sonach vom Pferde, sammelte von der Infanterie ein Häuflein von etwa hundert Freiwilligen, die entschlossen waren, den gefährlichen Angriff auf den ungleich stärkeren Gegner zu unternehmen. Mit einer Bravour ohne Gleichen führte M. diesen Angriff aus. Die in ihrem Siegesbewußtsein übermüthigen Franzosen blickten mit Ueberraschung und Geringschätzung auf das winzige Häuflein ihrer Angreifer, um bald eines Anderen belehrt zu werden. Mengen warf sich mit solcher Raschheit und mit solchem Muthe auf den Feind, daß dieser, seine vortheilhafte Stellung ganz vergessend, bald in Unordnung gerieth und die ganze über dreihundert Mann starke feindliche Abtheilung, welche eben die Trennung zwischen unserer Haupttruppe und der Nachhut bewirkt hatte, sich gefangen ergeben mußte. Die von den Franzosen dem Bataillon Deutschmeister bereits abgenommenen Kanonen wurden zurückerobert und durch diesen mit solchem Glücke ausgeführten Angriff für die Arrièregarde so viel Zeit gewonnen, daß sie sich wieder ordnen und dem Corps anschließen konnte. M. erhielt für diese [342] mit so viel Umsicht und so glücklichem Erfolge ausgeführte Waffenthat im 72. Capitel (vom 1. März 1808), in welchem alle jene Tapferen ausgezeichnet wurden, die für ihre Waffenthaten im Feldzuge des Jahres 1805[WS 1] noch Anspruch auf diese Auszeichnung hatten, das Ritterkreuz des Maria Theresien-Ordens. Im Jahre 1809 wurde M. für sein ausgezeichnetes Verhalten vor dem Feinde zum Major im 3. Uhlanen-Regiments Erzherzog Karl befördert. In den Feldzügen der Jahre 1813 und 1814 kämpfte M. bei der Armee in Italien und zeichnete sich in der Schlacht am Mincio, 8. Februar 1814, durch seine Tapferkeit so sehr aus, daß er von Sr. Majestät dem Kaiser zum zweiten Obersten ernannt wurde. Er stand damals in der Brigade des General-Majors Baron Vécsey und befand sich mit einer Schwadron seiner Uhlanen auf dem linken Mincioufer auf dem Wege nach Goito, als er von einer überlegenen feindlichen Reiterabtheilung angegriffen wurde. Während des immer heftiger sich entwickelnden Kampfes erschien nun auch Oberst Baron Gabelhoven mit dem Regimente Savoyen-Dragoner, welches sofort in die französischen Reiter einhieb, während Mengen mit seinen Uhlanen sie in der Flanke bekämpfte. Schon war ein französisches Huszaren-Regiment geworfen, als auch ein zweites, Königin-Dragoner, von diesem mitgerissen wurde. Bei dieser Gelegenheit nun soll Mengen mit seinen Uhlanen dem Feinde sechs Geschütze abgenommen, aber wegen der in Verwirrung gerathenen Bespannung nur eines als Trophäe behauptet haben. [Vergleiche über diese Eroberung von sechs Geschützen die vorstehende Lebensskizze seines Bruders Karl.] Als im weiteren Verlaufe des Gefechtes die Uebermacht des Feindes den Erfolg für uns zweifelhaft machte, eilte noch Oberst Graf Schlotheim mit drei Schwadronen Hohenlohe-Dragoner herbei, nahm den Kampf von Neuem auf, trieb die ganze französische Reiterbrigade in die Flucht, und versetzte sie bei der Verfolgung in einen solchen Zustand, daß sie außer Stande war, ferneren Antheil an der Schlacht zu nehmen. Nach hergestelltem Weltfrieden wurde M. Oberst des zweiten Dragoner-Regiments König Ludwig von Bayern, dem er zehn Jahre als Commandant vorstand; dann wurde er zum General-Major und zuletzt zum Feldmarschall-Lieutenant befördert, als welcher er zu Prag im Alter von 68 Jahren starb.

Oesterreichische Militärische Zeitschrift, redigirt von Schels (Wien, 8°.) Jahrgang 1844, Bd. III, S. 214. – Hirtenfeld (J.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, 4°.) S. 820 u. 1745.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: 1705.