BLKÖ:Megerle, Johann Ulrich

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 17 (1867), ab Seite: 260. (Quelle)
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3. Johann Ulrich Megerle, allgemein bekannt unter seinem Klosternamen Abraham a Sancta Clara (geb. zu Kreenheinstetten in Württemberg 2. Juli 1644, gest. zu Wien 1. December 1709). Sein Vater Jacob war Wirth in Kreenheinstetten und der Bruder des seiner Zeit berühmten Musicus und Alt-Oettinger Domherrn Abraham Megerle [s. d. Nr. 1]. Jacob’s Sohn Johann Ulrich besuchte die lateinischen Schulen in Möskirch, bezog dann das Gymnasium der Jesuiten in Ingolstadt und kam im Herbste 1659 – damals 15 Jahre alt – auf das Gymnasium der Benedictiner nach Salzburg, wo er schon als Student Mitglied einer dem Benedictinerorden affiliirten Marianischen Congregation war. 18 Jahre alt, begab er sich nach Wien, wo er im Herbste 1662 im Kloster der Barfüßermönche des heiligen Augustin Noviz des Ordens wurde, den Klosternamen Abraham a Sancta Clara [261] erhielt und die Novizenjahre im Kloster zu Maria-Brunn nächst Wien – wo heute die Forstakademie sich befindet – verlebte. Ende des Sommers 1666 erhielt er die Priesterweihe und begann nun seine Wirksamkeit als Ordenspriester. Er wurde zuerst in das Kloster Taxa in Bayern als Ordensprediger geschickt, von dort aber im Jahre 1668 oder 1669 nach Wien zurückberufen, wo er nun seinen Ruf als Volksprediger begründete. Am 28. April 1677 ernannte ihn Kaiser Leopold zu seinem Hofprediger. Im Jahre 1682 kam Abraham als Sonntagsprediger seines Ordens nach Gratz. Im Jahre 1689 kehrte er nach Wien zurück. Er erlangte noch mehrere Würden seines Ordens, so wurde er Prior, Provinzial und Definitor, welch’ letztere Würde er durch zwölf Jahre, bis an seinen Tod, bekleidete. Während dieser Zeit unternahm Abraham wiederholte Reisen nach Rom (1687–1688 und 1693), beides Mal in Angelegenheiten seines Ordens, und besuchte als Prediger mehrere Ortschaften in beiden Erzherzogthümern, in Steiermark und Krain. Die Bedeutsamkeit Abraham’s a Sancta Clara als Volksprediger ist von Literaturhistorikern oft erkannt, auch in heftiger Weise und von Männern, deren Urtheil, wie parteiisch oft, doch immer gewichtig bleibt, angefochten, nie aber in entsprechender Weise gewürdigt worden. Es war somit eine dankenswerthe Aufgabe, daß sich ein Kenner der älteren deutschen Literatur, wie Karajan, den berühmten Mönch des 17. Jahrhunderts zum Gegenstande einer ausführlichen Monographie erwählte, die erst jüngst unter dem Titel: „Abraham a Sancta Clara“ (Wien 1867, Verlag von Carl Gerold’s Sohn, VI u. 374 S. 8°.) im Drucke erschien. Daselbst findet sich auch S. 348–361 das Verzeichniß der meisten Werke Abraham’s nach der Zeit ihrer Entstehung. Eine Gesammtausgabe der Schriften Abraham’s ist unter dem Titel: „Sämmtliche Werke“, 15 Bände (Passau 1834–1844, Winkler [Pustet’sche Buchhandlung], gr. 12°.) erschienen. Für Bibliographen aber und alle Jene, welche sich um Auszüge, Anthologien u. dgl. m. aus Abraham’s Werken interessiren, wird noch auf folgende Schriften hingewiesen: „Bibliothek der schönen Wissenschaften oder Verzeichniß der vorzüglichsten, in älterer und neuerer Zeit bis zur Mitte des Jahres 1836 erschienenen Romane, Gedichte, Schauspiele u. s. w. Zuerst herausgegeben von Theod. Christ. Friedr. Enslin, gänzlich umgearbeitet und neu herausgegeben von Wilhelm Engelmann“. Zweite Auflage (Leipzig 1837, Wilh. Engelmann), S. 1 u. 2; zweiter Band (die Werke bis zur Mitte 18458 umfassend), S. 1 u. 2; ferner auf: Ebert (Friedr. Adolph), Allgemeines bibliographisches Lexikon (Leipzig 1821, F. A. Brockhaus, 4°.) Bd. II, Sp. 708 u. 709, Nr. 20.183–20.201; und auf: Grässe (Jean George Theodore), Trésor de livres rares et precieux (Dresde 1859, Rud. Kuntze, 4°.) Tome I, p. 6. – Auch sei hier bemerkt, daß das bisher überall angegebene Geburtsdatum Abraham’s, 2. und 4. Juli 1642, irrig und von Karajan in der obenbenannten Schrift, S. 6 u. 7, der 3. Juli 1644 als das richtige Geburtsdatum festgestellt ist. Die Angabe anderer Quellen als jener des Buches von Karajan ist überflüssig, da dieses selbst nach Quellen, die stets im Werke genannt sind, gearbeitet ist. Dem Werke ist auch ein Bildniß Abraham’s (am Rande des Kuttenabschnittes: Elias Christoph Heiß fec., L. Jacoby scuIps., Wien 1867, 8°.) beigegeben; Karajan gibt aber auf Seite 334 seines Buches Aufschlüsse über andere Bildnisse Abraham’s. –