Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 18 (1868), ab Seite: 163. (Quelle)
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99. Mayr, Paulin (Fürstbischof von Brixen, geb. zu Sterzing in Tirol im Jahre 1628, gest. 29. September 1685). Das Andenken an diesen Kirchenfürsten hat sich durch eine Denkmünze erhalten, welche Herr Bergmann in dem unten angegebenen Werke beschreibt und mit der ausführlichen Biographie Mayr’s illustrirt. Dem Lexikon ist es gegönnt, sich [164] kürzer zu fassen. Paulin war der Sohn eines Gerbers in Sterzing, der die Gymnasialschulen bei den Jesuiten in Hall besuchte und dann nach Wien ging, wo er die theologischen Studien beendete. Neben seinem Berufsstudium betrieb er mit besonderem Eifer auch Musik und bildete sich zu einem geschickten Organisten aus. Als Priester kehrte er in seine Heimat zurück, trat in die Seelsorge, wurde vorerst Cooperator an der Pfarre in Klausen, dann, 1658, Pfarrer in Feldthurns. Im Jahre 1659 schickte ihn der Fürstbischof Anton von Crosini (gest. 1663) nach Rom, wo er die Grabstätten der h. Apostel besuchte, zugleich aber die Aufmerksamkeit des Papstes und seines Hofes auf sich zu lenken wußte. Der Erfolg seines römischen Aufenthaltes war, daß er nach seiner Rückkehr in’s Vaterland, im Jahre 1661, ein Canonicat in Brixen erhielt. Im Jahre 1669 wurde er Stadtpfarrer in Brixen, konnte aber in Folge feindseliger Nachstellungen des damaligen Brixener Bischofs, Sigmund Alphons, eines gebornen Grafen Thun, nicht sofort sein Amt übernehmen. Als der Bischof Sigmund Alphons im Jahre 1677 starb, wurde Mayr vom Domcapitel zum Generalvicar ernannt, aber noch im nämlichen Jahre, als Johann Georg von Trapp die auf ihn gefallene Wahl zum Bischofe entschieden abgelehnt hatte, zum Fürstbischofe von Brixen gewählt. Bischof Paulin war beständiger Kanzler der neu gegründeten Universität zu Innsbruck. Er führte ein energisches Kirchenregiment, schaute auf Abstellung von Mißbräuchen und Unfügen, so z. B. erließ er im Jahre 1680 eine Anordnung wegen Abschaffung der Gartknechte, Landstreicher, fremder Bettler und müssig umherziehenden Gesindels; auch von einem wohlthuenden Geiste der Duldsamkeit beseelt, erließ er im nämlichen Jahre ob Theuerung eine Ermäßigung des Gebotes der Fastenspeisen, das erste bekannte Beispiel einer derartigen Dispens im Brixener Sprengel. Als die Pest von Steiermark und Kärnthen aus das Land bedrohte, erließ er kluge Anordnungen, um die Seuche hintanzuhalten. Gegen die Ketzer-Secten, welche zu St. Veit und Hopfgarten im Tefferegger Thale im Salzburgischen sich damals schon zu rühren begannen, und als an seine Diöcese angrenzend, auch für die Bewohner seines Kirchensprengels gefährlich zu werden begannen, traf er in seiner Weise entsprechende Anstalten, um jeden Einfluß dieser Irrlehren von seiner Heerde fern zu halten. Dem berühmten Arzte Johann Tilleman, der wegen seines Uebertrittes zur katholischen Kirche aus Mainz vor den Verfolgungen seines eigenen Sohnes und der übrigen Angehörigen flüchten mußte, und sich in Brixen niederließ, wo er sich als Arzt bald einen großen Ruf und ein bedeutendes Vermögen erwarb, ließ Bischof Paulin auf dem bei der Pfarrkirche befindlichen Friedhofe, wo Tilleman beigesetzt wurde, einen Grabstein setzen. Als geistlicher Oberhirt entwickelte M. in seinen Reden, Schriften und Handlungen einen würdevollen Charakter, und in Aufrechterhaltung der kirchlichen Disciplin einen belebenden Berufseifer.

Bergmann (Jos.), Medaillen auf berühmte und ausgezeichnete Männer des österreichischen Kaiserstaates vom XVI. bis zum XIX. Jahrhunderte (Wien 1844–1857, Tendler, 4°.) Bd. II, S. 388–394. – Staffler (Joh. Jacob), Das deutsche Tirol und Vorarlberg, topographisch mit geschichtlichen Bemerkungen (Innsbruck 1847, Felician Rauch, 8°.) Bd. II, S. 9. – Seine Medaille beschreibt Bergmann und gibt davon eine Abbildung am bez. Orte.