Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Mayr, Paulin
Band: 18 (1868), ab Seite: 163. (Quelle)
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98. Mayr, Michael (Maler, geb. zu Wien 6. Juli 1796). Konnte erst nach Besiegung mannigfacher Hindernisse sich seinem Künstlerberufe widmen. Seine Eltern hatten ihn, obgleich er sichtliche Talente zu Besserem und namentlich zur Kunst besaß, zum Handwerker bestimmt, und M. mußte, so schwach er war, die Faßbinderei erlernen. Nachdem er freigesprochen wurde, gab er selbst diese Beschäftigung auf, und nach langem fruchtlosen Suchen eines Erwerbes bereitete er sich für die Präparandenprüfung vor und wurde, nachdem er diese glücklich überstanden, Lehrergehilfe. Nur zwei Jahre versah er diese Stelle, bei der er Rossesarbeit um Canarienvogelfutter verrichten mußte; um zu leben, gab er sie auf und wurde, da er eine gute Stimme besaß, Sänger im Theater an der Wien. Daselbst wurde er mir den beiden Decorationsmalern de Pian und M. Gail bekannt, nun erwachte seine alte Liebe zur Kunst von Neuem, und er widmete sich mit allem Eifer dem Zeichnen, das er auf das Fleißigste übte, wobei ihm die beiden genannten Meister hilfreich beistanden. Im Jahre 1822 arbeitete M. bereits im Laboratorium des kais. Hoftheaters. Mißliche Verhältnisse, nachdem Graf Palffy das Theater gesperrt, nöthigten M., Wien zu verlassen, und er übersiedelte nach Eisenstadt, wo er billiger leben, zugleich aber fleißig in seiner Kunst sich üben konnte. Im März 1830 begab sich M. mit Gail, der überdieß sehr leidend war, nach Olmütz, um das dortige neu erbaute Theater einzurichten. Als Gail bereits nach einigen Wochen (14. Mai) starb, hatte M. allein die Arbeit auszuführen, was ihm vollständig gelang. Nun wurde M. für das Leopoldstädter Theater engagirt und trat im Juli 1831 seine Stelle an, welche er bis Mai 1846 versah. Unter Marinelli vollauf beschäftigt, malte M. alle Decorationen zu den beliebtesten Stücken jener Tage, wie z. B. zur „Goldgrotte“, dem „Waldbrande“, zu Raimund’s „Verschwender“ u. s. w., auch decorirte er die zu jener Zeit so glänzenden Garten- und Saalfeste, zu Strauß und Lanner’s Productionen, und richtete im Jahre 1836 nach dem Brande das Wiener-Neustädter Theater ein. Als das Leopoldstädter Theater in Carl’s Hände überging, wurde M. von dem gewaltsamen Treiben dieses Bühnen-Satrapen angeeckelt, daß er, sobald ihn eine kleine Erbschaft in den Stand setzte, unabhängig zu leben, seine Stelle aufgab und im Jahre 1846 nach Eisenstadt übersiedelte. Daselbst machte er sich als Bürger seßhaft und nahm an den Angelegenheiten der Gemeinde, in welcher er als Magistratsrath, Waisen-Curator, Innungscommissär und Schulaufseher thätig war, den regsten Antheil, bis er im Jahre 1858 seiner angegriffenen Gesundheit wegen alle Stellen niederlegte und sich gänzlich in’s Privatleben zurückzog. M. hat in Gemeinschaft mit beiden Gail, mit Dolliner, Institoris, de Pian, Grünfeld, Lehmann, Räbiger gemalt, und Fr. Gebel, der gegenwärtige ständische Decorationsmaler in Linz, ist sein Schüler.