BLKÖ:Mayer, Friedrich Gottlieb

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 18 (1868), ab Seite: 113. (Quelle)
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41. Mayer, Friedrich Gottlieb (Propst des Stiftes St. Florian, geb. zu Stockholm 4. October 1793, gest. zu Rom 29. December 1858). Sein Vater war bei der königlichen Capelle in Stockholm angestellt. Von Geburt ein Deutscher und seines Glaubens Katholik, bewarb er sich, als sein Sohn das zwölfte Jahr erreicht hatte, für denselben um eines der sogenannten nordischen Stipendien in Oberösterreich. Diese Stiftungen hatten den Zweck, Jünglinge katholischer Religion, die in Schweden, Norwegen und Dänemark geboren sind, während ihrer Studienzeit zu unterstützen. Im Besitze eines solchen Stipendiums vollendete Friedrich M. die Gymnasialclassen und philosophischen Studien im Stifte zu Kremsmünster, und trat dann in das Stift St. Florian ein, wo er am 9. October 1814 das Ordenskleid erhielt. Er trat nun in der Pfarre Mauthhausen in die Seelsorge. Im Jahre 1825 erhielt er von dem Propste Michael Arneth den Auftrag, sich an der Wiener Hochschule für das Lehrfach des alten Bundes und der orientalischen Dialekte auszubilden. [114] Bald darauf zurückberufen, wurde er als Kanzleidirector bei der Administration des Klosters verwendet. In dieser Anstellung wirkte er durch mehrere Jahre, bis er im Mai 1848 die Stiftspfarre Wäsendorf erhielt. Auf diesem Posten widmete er die Muße, die ihm sein Beruf ließ, glücklichen Versuchen zur Hebung der Bodencultur. Als im Jahre 1854 der Propst Arneth aus dem Leben schied, wählten ihn die Chorherren einstimmig zum Prälaten. Die Wahl hatte am 13. September 1854 stattgefunden. Nun eröffnete sich ihm ein großartiger Wirkungskreis. Er bereicherte die Bibliothek und Gemäldegallerie des Stiftes, regte die Neugestaltung des Mineralien-Cabinetes und der ornithologischen Sammlungen an, und machte die Ergänzungen der Sammlungen des Entomologen und Pomologen Joseph Schmidberger möglich. Er wirkte für die innere Ausschmückung des schönen Baues des Stiftes und der Kirche. Unter seinen Augen entstanden die freundliche Prälatur, das reiche Glashaus, die Gartenanlagen mit der wunderbaren Fernsicht auf die steirisch-salzburgische Gebirgskette. Den inneren Hofraum des Stiftes verwandelte er in einen Blumenanger, und dachte bereits daran, den äußeren Hof in würdigen Einklang mit der Stiftsfaçade zu bringen, aber sein unerwarteter Tod vereitelte die Ausführung dieses Gedankens. „Das Alles ist“, bemerkt einer seiner Nekrologisten. „nichts Großes und Gewaltiges, die Fangarme solcher Thatkraft reichen nicht in’s Weite. Aber es webt und geht und schließt in sich ab bis zur Vollendung. Mißt denn das wahrhaft Große nach zeitlichen und räumlichen Dimensionen? Ist der Werth des Gethanen nicht ein innerlicher?“ So war Friedrich der Abt von St. Florian unter den Besten der Zeit. Ein Mann, wie er, muß von seinem Lande gefeiert, um dessen Hingang muß getrauert werden. Im Jahre 1856 wählte die oberösterreichische Landwirthschafts-Gesellschaft den Prälaten zu ihrem Vorsitzenden. Auch auf diesem Posten war er wieder der rechte Mann. Als Abt eines reichen Stiftes war er der Repräsentant eines großen Grundbesitzes, als solchem standen ihm die Interessen der Bodencultur nahe und war er, wie kaum Private, in der Lage, mit dem Experimente auf seinem Territorium voranzugehen. So hatte denn der Prälat Friedrich keinen geringen Theil daran, daß Oberösterreich auf den landwirthschaftlichen Ausstellungen in Linz und Wien trefflich vertreten war. Indem er sein Augenmerk auf die Bildung tüchtiger Landwirthe hatte, entsendete er jährlich Zöglinge in die Ackerbauschule nach Großau. Ferner betrieb er die Anstellung eines eigenen Wiesenbau- und Drainage-Ingenieurs, die Errichtung einer Ackerbauschule in dem nächst Florian gelegenen Schlosse Hohenbrunn. Bevor er aus diesem Leben schied, war ihm noch eine schwere Sendung zugedacht, die aber eben Beweis war des großen Vertrauens, das die österreichische Ordensgeistlichkeit auf ihn setzte. Gegen Ende des Jahres 1858 wurde nämlich er mit dem Abte des Benedictinerstiftes Seitenstetten in Niederösterreich von der österreichischen Klostergeistlichkeit abgeordnet, nach Rom zu gehen und dort dem Papste Bericht zu erstatten über eine zwischen dem Prälatenstande und dem Episcopate bestehende Differenz. Die Veranlassung, als eine für die inneren Verhältnisse des österreichischen Clerus so wichtige und eben für die Bewegungen innerhalb der katholischen Kirche so [115] bezeichnende, sei in Kürze dargestellt. Im September des Jahres 1858 erschien der Erzbischof von Prag, Cardinal Fürst Schwarzenberg, als apostolischer Visitator der österreichischen Klöster, unvermuthet im Benedictinerstifte Lambach, welches schon seit mehreren Jahrzehnden keinen Abt hatte, und kündigte dem dortigen Convente an, daß Pater Theodor Hagn aus dem Stifte Kremsmünster dem Kloster als Prälat vorgesetzt werden solle, und demnächst nebst einer Anzahl neuer Ordensmitglieder aus bayerischen Klöstern seinen Einzug halten werde. Den gegenwärtigen Ordensmitgliedern siehe es frei, sich – wie jene neuen – der strengeren Observanz, welche man bei allen Orden wieder einzuführen bemüht ist, zu fügen oder auszutreten und ihrer künftigen Verwendung entgegen zu sehen. Die Eröffnung erregte erklärliche Sensation. Die Maßregel erschien zunächst als ein Angriff auf die mehr als tausendjährigen Ordensstatuten, nach welchen den Diöcesan-Oberen nur dann ein Einschreiten bezüglich der Wahl eines Abtes gestattet ist, wenn diese Wahl auf einen Mann gefallen sein sollte, vor welchem moralische oder materielle Nachtheile für das Stift zu besorgen wären. Dieser Fall lag aber hier gar nicht vor. Zweitens aber sahen die Ordensgeistlichen in der Octroyirung eines Abtes nicht aus ihrer Mitte, sondern aus einem anderen Stifte, ein Mißtrauensvotum, gegen welches sie glaubten protestiren zu müssen, um so mehr, als gerade die Person, auf welche die Wahl der Oberen gefallen war, ihr Vertrauen gar nicht besaß. Da diesen Einwendungen kein Gehör gegeben wurde, nahm der Regularclerus Ober- und Niederösterreichs überhaupt die Sache in die Hand, in der richtigen Erkenntniß, daß der Lambacher Fall, stillschweigend hingenommen, als Präcedenzfall für weitere Eingriffe in die Rechte und Privilegien der Ordensgeistlichkeit werde dienen müssen. Es gab für ihre Angelegenheit nur noch einen Weg, der Papst selbst, und an diesen wurden nun, wie eben gesagt, zwei allgemein geachtete Prälaten, darunter Abt Friedrich, als Deputirte abgeordnet. Abt Friedrich erkrankte aber auf dieser Reise nach Rom zuerst in Wien, setzte zwar unter mannigfacher Besserung und Verschlimmerung seines Zustandes die Reise fort, und kam, schwer darniederliegend, am 19. December in der ewigen Stadt an. Zehn Tage später verlor Oesterreich mit ihm einen seiner edelsten Bürger, einen seiner tugendhaftesten Priester. Auf fremder Erde wurde er bestattet, auf dem esquilinischen Hügel in der Kirche S. Pietro. Nach dem Tode seines Gefährten nahm der Abt von Seitenstetten die Angelegenheit ganz in seine Hand und brachte den Sachverhalt dem heiligen Vater vor, der nun die Zusage gab, die Sache noch einmal untersuchen zu lassen und darnach zu entscheiden. Indessen hielt der dem Kloster von Kremsmünster abtrünnig gewordene und dem Kloster von Lambach aufgedrungene Mönch Theodor Hagn als Abt seinen Einzug in Lambach, und die Willkür, wie oft im Leben, hatte auch hier gesiegt.

Illustrirte Zeitung (Leipzig, J. J. Weber, Fol.) XXXII. Bd. (1859), Nr. 818, S. 156: „Friedrich Mayer, Prälat des Benedictinerstiftes[WS 1] St. Florian“ [daselbst wird sein Geburtsort irrig Stockheim statt Stockholm genannt] – Mußestunden (Wien, bei Waldheim, 4°.) 1859, S. 100. – Linzer Zeitung 1859, Nr. 4: Nekrolog. – Porträte. 1) Lithographie von Dauthage; – 2) in der Illustrirten Zeitung 1859, Nr. 156: Holzschnitt; – 3) in den Mußestunden 1859, S. 101.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. St. Florian ist seit 1071 Augustiner-Chorherrenstift.