BLKÖ:Mauthner Ritter von Mauthstein, Ludwig Wilhelm

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 17 (1867), ab Seite: 156. (Quelle)
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Mauthner Ritter von Mauthstein, Ludwig Wilhelm (Arzt und Humanist, geb. zu Raab 14. October 1806, gest. zu Wien 7. April 1858). Den Elementar-Unterricht erhielt M. in seiner Heimat; im Jahre 1823, damals 17 Jahre alt, kam er als Studiosus nach Wien und trat zwei Jahre später als feldärztlicher Zögling in die Josephs-Akademie, in welcher er den medicinischen Lehrcurs beendete. Nun in die Praxis tretend, wurde er vorerst Assistent in der medicinischen Klinik, und nachdem er als Leiter der Militärspitäler während der verheerenden Epidemien der Cholera und des Typhus seine Tüchtigkeit erprobt hatte, wurde er zum Regimentsarzt im Infanterie-Regimente Dom Miguel Nr. 39 befördert. Jedoch schon in wenigen Jahren – Familienrücksichten heißt es, veranlaßten ihn dazu – gab er diese Stellung auf und unternahm, eine seit langer Zeit genährte Idee verwirklichend, die Gründung eines Krankenhauses für arme Kinder, auf welchen Gedanken er durch die Dankbarkeit eines kleinen siechen Mädchens, des Kindes eines gemeinen Soldaten, dessen Hilflosigkeit den tieffühlenden Arzt sehr ergriffen hatte, geleitet worden war. Den Kindern wollte er fortan mit den Mitteln dienen, die ihm seine ärztliche Praxis einbrachte, und so schritt er denn im Jahre 1837, ein echter Volksarzt, an die Ausführung seiner Idee. Zuerst in eigenem Hause inmitten der großartigen Wohlthätigkeits-Anstalten Wiens, dem Findelhause, dem allgemeinen Krankenhause u. a., errichtete er in der Alservorstadt das erste, anfänglich nur wenige Kinderbettchen zählende Kinderspital der Residenz. Als aber die Kaiserin Maria Anna im Jahre 1842 die noch junge Anstalt in ihren hohen Schutz nahm und unter deren Aegide sich ein Verein bildete, da wurde es bald möglich, ein eigenes Gebäude, das ausschließlich zu diesem humanen Zwecke bestimmt war, [157] aufzuführen. Das Spital erhielt nach der hohen Schutzfrau, die sechs Kinderbetten mit einem Capitale von 18.000 fl. gestiftet hatte, den Namen Annenspital, und nun reihten sich an diese erste beträchtliche Gabe die Spenden vieler Privatpersonen und die Zahl der gestifteten Kinderbetten wuchs mit jedem Tage. Auf das Thätigste betheiligte sich M. bei der Errichtung eines Vereins in der Mariahilfer Vorstadt, behufs der unentgeltlichen Betheilung der Arbeiterclasse mit Rumfordersuppe. Bereits seit Jahren trug M. an der medicinischen Facultät als Privatdocent über Kinderheilkunde vor. Diese Vorträge sollte er vom Jahre 1850 an der zu diesem Zwecke auf Staatskosten errichteten Klinik als o. ö. Professor fortsetzen. Um sein in beständiger Entwickelung und Vervollkommnung begriffenes Institut in einer den humanen Forderungen der Zeit und dem Stande der Wissenschaft entsprechenden Weise zu gestalten, machte M. ausschließlich zu diesem Zwecke Reisen durch Europa, die er bis nach Egypten und andere Gegenden des Orients ausdehnte. Aber auch nach anderer Seite war M. beflissen, den Leiden und Gebrechen der Jugend nach Kräften abzuhelfen. So z. B. veranlaßten ihn die traurigen Erfahrungen, welche er über das Verfahren der Wiener Koststuben gemacht, zur Begründung eines Vereins für Kostkinderbeaufsichtigung und Krippen, dem er selbst mehrere Jahre hindurch vorstand. In Baden bei Wien rief er im Jahre 1852 ein kleines Spital für arme skrophulöse Kinder in’s Leben, und arme Kranke und Waisen fanden bei ihm ärztliche und sonst werkthätige Hilfe. Aber auch als Schriftsteller war M. in seinem Fache thätig. Er hat folgende Werke und Abhandlungen herausgegeben. „Bemerkungen über das typhöse Fieber mit Nasenbrand (vulgo Blaunase), welches im Winter 1831/32 unter dem Militär in Galizien epidemisch geherrscht hat“ (Berlin 1834, G. Reiner, 8°.), auch in Hufeland’s und Osann’s Journal; – „Die Heilkräfte des kalten Wasserstrahls. Mit einem Rückblicke auf die Geschichte und mit besonderer Rücksicht auf das Staubregenbad und kalte Bäder“ (Wien 1837, gr. 8°., mit 4 K. K.); – „Die Krankheiten des Gehirns und Rückenmarks bei Kindern. Durch Krankheitsfälle aus dem ersten Kinderspitale erläutert“ (ebd. 1844, gr. 8°., mit 5 nach d. Nat. gez. und lith. Tafeln) – „Erster Jahresbericht über die wissenschaftlichen Leistungen der k. k. Klinik für Kinderkrankheiten im St. Annen-Kinderspitale im Jahre 1850/51“ (Wien 1851, gr. 8°.); – „Kinder-Diätetik. Eine Anleitung zur naturgemässen Pflege und Erziehung des Kindes“ (Wien 1853, mit 6 xylogr. Vignetten und mehr. Holzschn.; 2. Aufl. ebd. im näml. Jahre; 3. veränd. u. verm. Aufl. ebd. 1857). Mauthner’s Verdienste um die leidende Kinderwelt erweckten höchsten Ortes Aufmerksamkeit, und mit Allerh. Entschließung vom 11. September 1849 wurde M. mit dem Orden der eisernen Krone 3. Classe ausgezeichnet, welcher Verleihung schon im folgenden Jahre statutengemäß die Erhebung in den erbländischen Ritterstand folgte.

Ritterstands-Diplom vom 10. Jänner 1850. – Wiener Feiertagsblätter 1858. Nr. 2. – Illustrirte Zeitung (Leipzig, J. J. Weber) 1856, Nr. 688, S. 159: „Ludw. Wilh. Mauthner Ritter v. Mauthstein“ [auf S. 160 sein Bildniß im Holzschnitt]. – Erinnerungen (Prager Unterhaltungsblatt, 4°.) Jahrg. 1856. – Porträt. Außer obigem Holzschnitte besteht noch eine Lithographie mit dem Facsimile seines Namenszuges und seinem Wahlspruche: „Es gibt nichts Angenehmeres, als Kindern Gutes zu thun“. (Lith.) Ed. Kaiser (Halb-Fol.). Gedr. bei J. Haller (Wien, bei L. T. Neumann). – Wappen. In Blau ein schmaler [158] silberner rechtsgezogener Querbalken. In der oberen Hälfte des Feldes drei Sterne, und zwar zwei schrägrechts gestellte silberne und ein über dieselben gestellter goldener. In der unteren Hälfte eine schräglinks auffliegende goldene Biene. Auf dem Schilde ruhen zwei zueinandergekehrte gekrönte Turnierhelme. Aus jeder der beiden Kronen ragen zwei hintereinandergestellte Adlerflügel, der vordere auf der Krone des rechten Helms, von blauer Farbe, der hintere von Gold, auf jener des linken Helms der vordere von blauer Farbe, der hintere von Silber. Der vordere Flügel auf der Krone des rechten Helms ist mit drei pfahlweise übereinandergestellten Sternen, und zwar ein goldener zwischen silbernen, jener auf der Krone des linken Helms mit dem Aesculapstabe belegt. Die Helmdecken des rechten Helms sind zu beiden Seiten blau, jene rechts mit Silber, jene links mit Gold, die des linken Helms zu beiden Seiten blau und mit Silber tingirt.