BLKÖ:Matsko, Johann Mathias

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Mátray, Gabriel
Band: 17 (1867), ab Seite: 110. (Quelle)
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Matsko, Johann Mathias (Mathematiker und Astronom, geb. zu Preßburg 5. December 1721, gest. zu Cassel 19. November 1796). Die Jugendgeschichte dieses Gelehrten ist in tiefes Dunkel gehüllt. Nicht nur gegen Fremde, Freunde und Bekannte bewahrte er über seine früheren Lebensumstände ein unverbrüchliches Stillschweigen, auch in seiner Familie, gegen seine Kinder, hatte er nach dieser Seite hin niemals Mittheilungen gemacht. Alles, was man von seinen Jugendjahren weiß, stammt aus der Mittheilung eines seiner Freunde, der von ihm erfahren haben wollte, daß er in einem Türkenkriege eine Menge Felder zum Lager habe vermessen müssen. Dazu gesellt sich noch der bemerkenswerthe Umstand, daß in Preßburg seiner Zeit kein Mensch von dem Namen Matsko etwas wußte, so daß Viele auf die Vermuthung geriethen, der Name sei ein erdichteter oder angenommener. Anfangs hatte M. die Rechtsgelehrsamkeit studirt, die ihm jedoch in Bälde gar nicht zusagte, worauf er das Studium der Mathematik begann. Er ging zu diesem Zwecke zuerst nach Jena, wo er Wildeburg und Hamberger hörte, dann nach Göttingen, wo namentlich Segner’s Vorträge ihn besonders fesselten, dem er auch, als dieser nach Halle übersiedelte, dahin folgte. Vielleicht wirkte dabei auch die Sympathie der Landsmannschaft mit, denn Joh. Andr. Segner (geb. 1704, gest. 5. October 1777) war ein geborner Preßburger. Auf Gesner’s Empfehlung erhielt M. im Jahre 1745 eine Lehrerstelle am Gymnasium zu Thorn, und zwar ward er zuerst fünfter Lehrer der neunten und zehnten Classe, bald darauf vierter, im Jahre 1748 bereits dritter Lehrer, nahm aber im Jahre 1755 aus Mißvergnügen den Abschied und eine Erzieherstelle im Hause des Grafen Stollberg an. Mit seinem Zöglinge machte M. nun Reisen, auf welchen er nach Berlin kam und dort mit Euler persönlich bekannt wurde. Dieser Gelehrte schlug ihm vor, einen Ruf nach St. Petersburg als Lehrer des Großfürsten mit ansehnlichem Gehalte anzunehmen, jedoch war zur Erlangung dieses Postens die Kenntniß der lateinischen und griechischen Sprache erforderlich. Matsko besaß die Kenntniß der griechischen Sprache nicht und mußte zu seinem Bedauern diesen Antrag ablehnen. Bei dieser Gelegenheit dachte er mit Unmuth an seine Studienzeit und Schulcollegen zurück, welche letzteren ihn von der Erlernung des Griechischen, da ihm dasselbe von keinem Nutzen sein werde, abgehalten hatten. Nachdem er sechs Jahre im Hause des Grafen Stollberg als Erzieher thätig gewesen, wurde [111] er im Jahre 1761 Professor der Mathematik am Gymnasium zu Rinteln, wo er so lange blieb, bis ihn Landgraf Friedrich II., der ein großer Liebhaber der Astronomie war, im Jahre 1767 in gleicher Eigenschaft auf das Carolinum nach Cassel berief, wo er später fürstlich Hessen-Cassel’scher Rath wurde. Als Landgraf Wilhelm IX. das Carolinum zu Cassel aufhob, wurde M. angetragen, ob er in Cassel bleiben oder aber nach Marburg gehen wolle, er entschied sich für das erstere, und starb auch zu Cassel im Alter von 75 Jahren. M. war in seinen Fächern, der Mathematik und Astronomie, auch schriftstellerisch thätig, und hat Folgendes durch den Druck veröffentlicht: „Generaliores meditationes de machinis hydraulicis“ (Lemgoviae 1761, 4°.); – „Theoria iactus globorum maiorum igniariorum“ (Berol. 1761, 4°.); – „Examen quaestionis, utrum leges mechanicae motus veritates sint necessariae an contingentes“ (Rinteln 1762, 4°.); – „Theoriae virium, quas mechanica considerat“ (ebd. 1765,4°.); – „Methodus radices aequationum inveniendi“ (ebd. 1766, 4°.); – „Gründe der Differentialrechnung und einige Anwendungen derselben“ (Cassel 1768, 4°.); – „Anzeige des bevorstehenden Durchgangs der Venus durch die Sonne“ (ebd. 1766, 4°.); – „Observationes astronomicae“ (ebd. 1770, 1781, 8°.); – „In obitum Justi Henr. Wetzel Prof. Theolog et scholae publ. Rect.“ (ebd. 1771, Fol.); – „De pictura lineari quam Perspectivam dicunt“ (ebd. 1772, 4°.), die letztgenannten drei Schriften sind Schulprogramme; – „Dissertatio de mola in usus fabricae vasorum porcellaneorum extructa“ (ebd. 1772, 4°.); – „Nachricht von einer grossen Schnellwaage, die im Cassel’schen Zeughause verwahrt wird“ (ebd. 1781, 4°.); – „Programma, quo prostaphaeresis inventori suo Christoph Rothmanno, Wilhelmi IV. Hass. Landgr. Astronomo, e Mcts. quae bibliotheca principalis servat, vindicatur“ (Cassel 1781, 4°.); – „Andenken an die Verdienste des durchl. Fürsten und Herrn Friedrich’s II., Landgrafen zu Hessen, um die Sternkunde“ (ebd. 1786, 4°.); – „Beobachtung des Saturnus am 20. October 1789“ (Cassel, 8°.); – in den Rintelnschen Anzeigen 1765, Stück 20: „Betrachtung über die Einrichtung unseres Wettgebäudes“; – 1786, Stück 11–15 und 18–20: „Philosophische und mathematische Betrachtung über die Anwendung der Wahrscheinlichkeits-Rechnung auf das Inoculiren der Blattern; eine Uebersetzung aus dem 5. Bande der vermischten Schriften des d’Alembert; – in der Casseler politischen Zeitung 1769, Beytrag 20: „Betrachtung der Sonnenfinsterniß vom 4. Juni 1769“; – im Beytrage 29: „Beantwortung einer Einwendung wider das Newton’sche System“. Auch hat Matsko im Jahre 1768 „Rogerii Cotes opuscola miscellanea, cum praefatione“ (Lemgoviae, 8°.) herausgegeben. M. war Mitglied der Alterthümer-Gesellschaft zu Cassel und mehrerer anderer gelehrten Vereine. Der Schlichtegroll’sche Nekrolog schildert ihn als von großer Statur und corpulent, fast alle Bergverständigen (seiner Zeit) im Hessischen verdankten ihm Anweisungen in der Mathematik; auch Hube in Warschau war sein Schüler. Sein Charakter war äußerst rechtschaffen und bieder. Aufmuntern, helfen und unterstützen that er, wo er konnte. Er war ein großer Freund der synthetischen Methode der Alten, welches ihm besonders [112] von Segner noch anhing, unermüdet war er, seines hohen Alters ungeachtet, in astronomischen Beobachtungen. Sein Alter wurde aber mit 75 Jahren angegeben. Nach seinen eigenen Angaben wäre er 78 Jahre alt gewesen. „Woher Meusel“, sagt ein Freund Matsko’s, „im gelehrten Deutschland sein Geburtsdatum mit solcher Bestimmtheit angeben konnte, begreife ich nicht, denn Matsko selbst wußte es nicht ganz genau, wenigstens ist es gewiß, daß er früher geboren wurde, als Meusel angibt.“

Strieder (Friedrich Wilhelm), Grundlage zu einer hessischen Gelehrten- und Schriftstellergeschichte seit der Reformation bis auf gegenwärtige Zeiten (Cassel 1780 u. f., Luckhard, gr. 8°.) Bd. VIII, S. 247–251. – Schlichtegroll (Friedrich), Nekrolog auf das Jahr 1796 (Gotha 1800, Justus Perthes, kl. 8°.) VII. Jahrg. 2. Bd., S. 379. – Meusel (Joh. Georg), Lexikon der vom Jahre 1750 bis 1800 verstorbenen teutschen Schriftsteller (Leipzig 1808, Gerh. Fleischer, 8°.) Bd. VIII, S. 525. – Poggendorff (J. C.), Biographisch-literarisches Handwörterbuch zur Geschichte der exacten Wissenschaften (Leipzig 1859, J. Ambr. Barth, gr. 8°.) Bd. II, Sp. 77.