BLKÖ:Marxer, Franz Anton

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Marx, Friedrich
Band: 17 (1867), ab Seite: 70. (Quelle)
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Marxer, Franz Anton (Bischof und Humanist, geb. zu Tisis in Vorarlberg im Jahre 1703, gest. im Jahre 1775). Der Sohn schlichter Landleute, der in früher Jugend seine Vorliebe für den geistlichen Stand kundgab, als Knabe gern die kleinen Dienste in der Kirche verrichtete und sich besonders freute, wenn ihn der Meßner gewähren ließ oder gar belobte. Der Prior zu St. Johann in Feldkirch, P. Constantin Storff, gewann den schlichten und braven Jungen lieb und ließ ihn, wenn er in der Klosterkirche oder in der Pfarrkirche zu Tisis die h. Messe las, ministriren. Die Schulen besuchte M. im Jesuiten-Gymnasium zu Feldkirch, wobei ihm der obgenannte Pater Constantin [71] besonders förderlich war, ihm Nachhilfe im Unterrichte leistete und ihm überhaupt rathend und belehrend zur Seite stand. Zum Studium der Philosophie und Theologie begab sich M. nach Wien, wo er an der dortigen Hochschule am 4. September 1732 zum Doctor der Theologie promovirt wurde. Nun trat M. in die Seelsorge, wurde Vorsteher der Armencasse, und als Kaiser Karl VI. zur Regulirung des Armenwesens eine eigene Commission ernannte, welche unter dem Vorsitze des Erzbischofs Sigismund Grafen von Kollonitz [Bd. XII, S. 363] aus drei geistlichen und sieben weltlichen Rathsgliedern bestand, befand sich unter den ersteren auch M., der mit einem Eifer ohne Gleichen diese wichtige Angelegenheit erfaßte, überall durch persönlichen Augenschein von der Lage der Dinge sich überzeugte und dann die Anträge zur wirksamen Abhilfe stellte. Im Jahre 1739 wurde M. Dechant zu Kirnberg, wie Weizenegger den Ort nennt – möchte wohl Kirchberg am Wechsel im Viertel unter dem Wienerwalde gemeint sein – im Jahre 1745 in Ebersdorf. Schon im Jahre 1742 war es M. unmittelbar, der die Gründung eines Armenhauses am Rennwege veranlaßte, in welchem schönen Werke ihn vornehmlich der Handelsmann Johann Michael Kienmayer [Bd. XI, S. 250 in den Quellen] der Großvater des nachmals so berühmt gewordenen Reitergenerals Michael Freiherrn von Kienmayer, wesentlich förderte. Wenige Jahre später aber, am 2. August 1746, besuchte die große Kaiserin Maria Theresia die in Aufnahme befindliche Anstalt, und von dem Schicksale der armen Kleinen gerührt, übersandte die hochsinnige Fürstin wenige Tage später an Canonicus Marxer 4000 fl. zum Behufs einer Dotation und erließ das folgende Handbillet: „Ich schenke dem Marxer für seine Armen mein Schloß und meine Herrschaft Ebersdorf und dawider soll Niemand Etwas zu sagen haben“. Auch später unterstützte die Kaiserin die Anstalt mit großen Summen. Marxer wurde in der Folge Domscholaster und Propst an der erzbischöflichen Kirche zu Wien, als solchen wählte ihn Cardinal Kollonitz zu seinem Suffragan, worauf er zum Weihbischof von Chrysopolis geweiht wurde. Im hohen Alter, im Jahre 1774, setzte M. seinen letzten Willen auf und berichtet in demselben, daß er im Jahre 1748 die Summe von 30.000 fl. und im Jahre 17854 eine andere von 60.000 fl. in der Lotterie gewonnen habe. Sein Gesammtvermögen, welches durch Sparsamkeit und weise Wirtschaft zur hohen Summe von 400.000 fl. angewachsen war, verschrieb er zum größten Theile der Versorgungsanstalt für arme Dienstboten im Schlosse Ebersdorf. Außerdem erhielten Seminarien und Kirchen von letzteren jene in Guttenbrunn, Kirnberg (?), Laa und Ebersdorf ansehnliche Legate. Kleinere Legate erbten seine Verwandten. Marxer’s Name, schreibt einer seiner Biographen, prangt im goldenen Buche der edelsten Wohlthäter der Menschheit, ihm verdankt das (Wiener) Waisenhaus seinen Ursprung.

Vorarlberg aus den Papieren des in Bregenz verstorbenen Priesters Franz Jos. Weizenegger. In drei Abtheilungen bearb. u. herausg. von M. Merkle, Präfect des Gymnasiums zu Feldkirch. I. Abthlg. (Innsbruck 1839, Wagner’s Buchhdl.) S. 77. – Oesterreichs Pantheon. Gallerie alles Guten und Nützlichen im Vaterlande (Wien 1831, M. Chr. Adolph, 8°.) Bd. III, S. 52: „Das k. k. Waisenhaus in Wien“. – Staffler (Joh. Jac.), Das deutsche Tirol und Vorarlberg, topographisch mit geschichtlichen Bemerkungen (Innsbruck 1847, Felic. Rauch, 8°.) [72] Bd. I, S. 98. –