BLKÖ:Martini, Karl Wilhelm Ritter von

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Martini, Angelus
Band: 17 (1867), ab Seite: 36. (Quelle)
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Martini, Karl Wilhelm Ritter von (Schriftsteller, geb. zu Lugosch im Krassoer Comitate des Temeser Banates 11. Juli 1821). Sein Vater war Oberarzt im Regimente Kaiser-Huszaren, das, als Martini zur Welt kam, zu Lugosch in Garnison lag. Später kam er mit seinem Vater und dem Regimente nach Galizien, wo er zu Rohatyn (Brzeżaner Kreis) seine Mutter verlor. Von dort wurde sein Vater als Regiments- und Badearzt in das Herkulesbad bei Mehadia (banatische Militärgrenze) versetzt, und hier verlebte M. vom 5. Lebensjahre ab seine Kinder- und Knabenjahre, im Schoße einer großartigen Natur und an der Schwelle des Orients die wechselvollsten Eindrücke empfangend. Die Gymnasialstudien machte M. zu Temesvár, die philosophischen an der Hochschule zu Wien. Seine Vorliebe für Mathematik brachte ihn im Jahre 1838 zur Artillerie, von welcher er 1841 aus dem Bombardiercorps als mathematischer Professor an die Grenz-Cadetenschule zu Karansebes (Stabsort des Romanen-Banater Grenz-Regiments) kam. Als solcher verlebte er ein mehr wissenschaftliches als militärisches Stillleben; die Ferien brachte er im Hause seines Vaters – der sich wieder vermält hatte – in dem nur 10 Meilen entfernten Herkulesbade zu. Im Jahre 1846 wurde M.’s Vater Stabsarzt und verließ das Banat. Nun nahm M., durch die ungünstigen Avancementsverhältnisse des Regiments verstimmt, einen längeren Urlaub, welchen er mit Reisen hinbrachte. Im Sommer 1847 wurde er zur Linien-Infanterie übersetzt und kam nach Pesth in Garnison. Hier in der Hauptstadt Ungarns schloß er sich an die wenigen deutsch-literarischen Kreise und begann für das Feuilleton der damals unter der[37] Redaction von Eduard Glatz stehenden „Pesth-Ofner Zeitung“ zu schreiben. Die Märzbewegung des Jahres 1848 erfaßte auch M. Er trat als Hauptmann in den ungarischen Generalstab und wurde bei verschiedenen Befestigungsarbeiten, namentlich in Preßburg und in der kleinen Festung Leopoldstadt an der Waag verwendet. Auch gegen die Serben in der Bacska lag er zu Felde. Doch war seine Betheiligung an der Bewegung der Zeit stets eine reservirte und am 5. Jänner 1849 stellte er sich dem in Pesth einrückenden Fürsten Windisch-Grätz. Nach beendigter kriegsrechtlicher Untersuchung trat er eine Reise nach Italien für das „Constitutionelle Blatt aus Böhmen“ (Redacteur Franz Klutschak) an und lieferte „Reisebilder aus Italien“, denen sich später „croatische Bilder“, so wie „Skizzen aus der Wojwodina“, „aus der österreichischen Walachei“ („unter den Daco-Romanen“) u. s. w. anschlossen. Den Winter 1849/50 verlebte er literarisch beschäftigt in Wien. Im Frühlinge 1850 verehelichte er sich, nachdem er seine Officierscharge quittirt, mit einer Schwester des bekannten Orientalisten Moriz Wickerhauser und siedelte nach Prag über, wo er eine Stelle im Redactionsbureau des „Constitutionellen Blattes“ übernahm. Nun erschienen M.’s Feuilletons, aus der Honvédzeit gesammelt, als Buch bei Friedrich Manz in Wien unter dem Titel: „Bilder aus dem Honvédleben“, welche später in Kober’s „Album“ (Jahrgang 1854) in zweiter Auflage gleichzeitig mit den „Haidebildern“ herauskamen. Das Eingehen des „Constitutionellen Blattes“ nöthigte M., Prag nach dreijährigem Aufenthalte zu verlassen. Er trat Ende November 1853 in das Redactionsbureau der amtlichen „Gratzer Zeitung“, deren Redaction er bald darauf übernahm und bis zum letzten December 1866 fortführte. Mit 1. Jänner 1867 wurde M. in das Preßbureau des Staatsministeriums nach Wien berufen. Auch das belletristische Beiblatt der „Gratzer Zeitung“, der „Aufmerksame“, redigirte M. durch mehrere Jahre, ebenso nach dem Tode J. A. Löser’s die deutsche Ausgabe der „Iris“, während seine Gemalin die französische Ausgabe dieses Damenjournals besorgte. Die Hauptaufgabe, welche sich M. in Gratz gestellt hatte, war aber die, wenn auch nicht nominelle, so doch factische Redaction der „Tagespost“, die er von dem schwachen und unscheinbaren Anfange bis zum Herbste 1862, wo sie bereits das verbreitetste und einflußreichste Blatt der Steiermark geworden war, führte. Diese vielseitige Redactionsthätigkeit konnte den Buchschriftsteller M. nur hinderlich sein und so erschienen nebst den oben genannten Werken nur noch „Stillleben eines Grenzofficiers“ und „Pflanzer und Soldat“, beide im Jahrgang 1854 des Kober’schen „Album“ und „Vor hundert Jahren“ (Ein deutsches Lebens- und Sittenbild) im Jahrgange 1864. Die gemeinnützigen Interessen und die Tagespolitik scheinen M.’s ganze Thätigkeit zu absorbiren. Er wurde Mitglied der meisten gemeinnützigen und wissenschaftlichen Vereine von Gratz und im Herbste 1863 von den Märkten Leibnitz, Ehrenhausen, Wildon, St. Georgen, Eibiswald und Arnfels in den steiermärkischen Landtag gewählt. In diesem betheiligte er sich bei allen Fragen des Volks- und höheren Naturrechts, war in verschiedenen Ausschüssen thätig und stimmte mit der deutsch-liberalen Partei, welche in Steiermark anders nuancirt ist, als beispielsweise in Niederösterreich, den Namen „Autonomisten“ führt und unter der [38] Führung Moriz von Kaiserfeld’s steht. Als Redner hat sich M. nicht nur im Landtage, sondern auch bei verschiedenen öffentlichen Anlässen bemerkbar gemacht. Mit der Versetzung M.’s nach Wien beginnt nun ein neuer Lebensabschnitt. Die wenigen Geistesproducte, welche M. veröffentlichte, hat die Kritik günstig aufgenommen; ebenso hatte er als Redacteur gewöhnlich eine glückliche Hand. Eine reiche Lebenserfahrung steht ihm zur Seite und mit besonderer Vorliebe treibt er literarische und historische Studien und kennt die deutsche Literatur bis ins kleinste Detail.

Eigene handschriftliche Aufzeichnungen.Mittheilungen verschiedener literarischer Freunde. – Wurzbach von Tannenberg (Const.), Bibliographisch-statistische Uebersicht der Literatur des österreichischen Kaiserstaates (Wien, Staatsdruckerei, gr. 8°.) III. Bericht (1855), S. 80, Marg. 2737; S. 1009, Marg. 33.032.