BLKÖ:Mannl, Rudolph
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 16 (1867), ab Seite: 392. (Quelle) | |||
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Leopold Stöhr seine Studien machte und insbesondere mit den Interessen Karlsbads eng vertraut wurde. Im Jahre 1829 betrat M. das Lyceum zu Pilsen und 1830 die Universität in Prag. Als Fachwissenschaft wählte er die Medicin, von der er die theoretischen Jahre in Prag, die praktischen dagegen in Wien durchmachte. Am 4. September 1836 erlangte er in Padua die medicinische Doctorwürde und ließ sich im Sommer 1837 in seiner Vaterstadt Karlsbad als Brunnenarzt nieder. Von da aus fand M. mehrere Male Gelegenheit, mit Kranken auf Reisen zu gehen; so begleitete er schon 1838 einen Patienten auf einer Reise durch Deutschland nach Wien, im darauffolgenden Jahre einen reichen Engländer durch die Schweiz, Frankreich nach England, wo er etliche Monate sich aufhielt und durch Holland und Belgien heimkehrte. Im Jahre 1841 ging er als Arzt einer vornehmen russischen Familie nach Italien, das er von einem Ende zum andern durchreiste. Genua, Nizza, Florenz, Rom, Neapel, Sicilien. Vesuv und Aetna waren die Puncte, welche er genau kennen lernte, sowohl von geschichtlichen als artistischen und sanitären Gesichtspuncten. Im Jahre 1843 bereiste er den Norden Deutschlands und einen Theil Polens. Seitdem wählte er Paris, Nizza und andere Hauptstädte während der Wintermonate als Aufenthalt. Schon als Student betrieb er das Sprachenstudium mit Vorliebe, er lernte Französisch, Italienisch, Englisch und insbesondere Spanisch mit Fertigkeit sprechen, und kannte die Literatur dieser Sprachen. Diese Sprachenkenntnisse befähigten ihn für seine Stellung als Badearzt, insbesondere in einem Weltbade wie Karlsbad. Er gründete im Jahre 1842 in Karlsbad den Musikverein und legte damit den Grund zur musikalischen Bildung seiner Landsleute, deren geselligen Verkehr er insbesondere während des Winters damit wesentlich verbesserte und erhöhte. Karlsbad erlebte großartige Musikfeste gelegentlich der Aufführung von Oratorien, wie der Schöpfung, der Jahreszeit, des Messias, des Paulus u. a. m. Im Jahre 1850 wurde er zum Gemeinderath gewählt, und eröffnete sich auch nach dieser Seite hin seiner Thätigkeit ein dankbares und ergiebiges Feld. Was in Karlsbad seit 10 Jahren neu geschaffen, verbessert oder umstaltet wurde, ist zumeist auf Anrathen und durch die regste Mitwirkung M.’s zu Stande gekommen. Ihm dankt seine Vaterstadt zahlreiche Verschönerungen nach Innen und Außen. Als Freund der schönen Natur beförderte er vor Allem die Anpflanzungen und Spaziergänge um Karlsbad und schuf aus manch unbeachtetem Puncte die freundlichsten und besuchtesten Stellen. Er ist der eigentliche Schöpfer der Anlagen nächst der Eisenquelle, die ihm 1852 ihre Entdeckung und Fassung zunächst verdankt. Ein gedruckter Ausweis über die Leistungen der Karlsbader Stadtgemeinde seit 1850 wurde von ihm am Schlusse des Jahres 1860 in Karlsbad veröffentlicht[WS 1]. Als Schriftsteller hat Dr. M. für Karlsbads Bekanntwerden mehr gethan, als irgend einer seiner Vorgänger, indem er in den verbreitetsten europäischen Sprachen Aufsätze und Abhandlungen schrieb. Seine literarische Thätigkeit eröffnete er 1840 mit der Herausgabe eines [393] Wochenblattes unter dem Titel: „Karlsbader Unterhaltungsblatt“. Es erlebte zwei Jahrgänge. Nun erschienen folgeweise eine Monographie in englischer Sprache über Karlsbad: „Carlsbad and its Mineral springs medically, sociably and locally considered“ (Leipzig 1847, Grunow), die eine 2. Auflage 1850 bei Franieck in Karlsbad erlebte; – „Karlsbad in medicinisch-topographischer und sozialer Beziehung dargestellt“ (Karlsbad 1853, Franieck), dieses Buch erlebte bis zum Jahre 1862 fünf Auflagen, es gilt als die beste und ausführlichste Brunnenschrift über Karlsbad; – „Die am 23. und 24. Juni 1843 abgehaltene Feier des 50jährigen Doctorjubiläums des Herrn Ritters Jean de Carro, dargestellt von einem seiner Collegen“ (Prag, Haase), anläßlich des 50jährigen Doctorjubiläums des Dr. Chev. de Carro; – „Sulle acque termali di Carlsbad in Boemia“ (Torino 1856), welche Schrift in demselben Jahre in Karlsbad bei Franieck neu aufgelegt wurde; – „Dr. David Becher. Eine biographische Skizze“ (Karlsbad 1856, Franieck), geschrieben anläßlich der Aufstellung des Dr. Becher-Monumentes in Karlsbad; – „Erinnerungsblätter aus der Geschichte Karlsbads, mit 8 Illustrationen“ (ebd. 1858, Franieck), aus Anlaß des von Dr. Mannl veranstalteten 500jährigen Gründungsjubiläums von Karlsbad; – „Franz Franieck. Nekrolog“ (ebd. 1859). Zu den 21 Jahrgängen des Almanach de Carlsbad von M. Dr. de Carro lieferte Dr. Mannl eine Reihe von Aufsätzen. Ebenso stand er als Correspondent aus Karlsbad seit mehr als 15 Jahren mit der in Prag bei Haase erscheinenden „Bohemia“ in Verbindung und leistete mit seinen freimüthig geschriebenen Berichten dem allgemeinen Interesse Karlsbads wesentliche Dienste. Für die Versendung des Karlsbader Mineralwassers schrieb Dr. Mannl eine Broschüre: „Karlsbad, seine Heilquellen und deren Versendung“, welche, in’s Französische, Italienische, Englische, Spanische (von ihm selbst) und in’s Ungarische, Russische, Schwedische von Anderen übersetzt ist, in zahlreichen Exemplaren den einzelnen Sendungen beigegeben wird und damit wesentlich zum Bekanntwerden Karlsbads beiträgt. Eine Uebersetzung in’s Polnische und Romanische wurde kurz vor seinem Tode vorbereitet. Auch führte er seit Jahren die Chronik seiner Vaterstadt und war der eifrigste und genaueste Sammler aller auf Karlsbad Bezug habenden Schriften und Werke. Er stellte im Rathhause eine Bibliothek auf, welche die ganze bisher erschienene Literatur über Karlsbad, sowie die der bedeutendsten Curorte des In- und Auslandes enthält. Aus dem Erlöse seiner Jubiläumsschrift „Erinnerungsblätter etc.“ bewerkstelligte er aber den Ankauf eines Hauses, das für Sieche bestimmt und bereits von solchen seit 1859 besetzt ist. Am 4. September 1861 feierte er sein 25jähriges Doctorjubiläum. Kaum zwei Jahre später entriß ihn der Tod im Alter von erst 51 Jahren, dem Curorte, für den er so verdienstlich gewirkt.
Mannl, Rudolph (Arzt und Balneolog, geb. zu Karlsbad 3. April 1812, gest. ebenda 2. April 1863). Im Jahre 1823 kam M. auf das Gymnasium in Eger, wo er unter den Augen seines Oheims, des als Historiographen und Patrioten seiner Vaterstadt Karlsbad bekannten P.- Carro (Chev. de), Notice biographique sur le Docteur Rodolphe Mannl (Carlsbad 1857). – Wochenblatt für Karlsbad und die Umgegend (Karlsbad, 4°.) III. Jahrg. (1863), Nr. 14: „Nachruf“, und ebenda Nr. 18: „Nachruf an Dr. Rudolph Mannl, Arzt und Historiograph von Karlsbad“, Gedicht von Dr. L. A. Frankl (dem Dr. L. A. Frankl verdankt der Herausgeber auch schriftliche Mittheilungen über Dr. Mannl). – Wiener Zeitung 1863, Nr. 78. – Bildhauer Seidan verfertigte eine Büste, Modelleur Götze eine Statuette Mannl’s. –
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: veröffenlicht.