BLKÖ:Mahlknecht, Johann Dominik

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 16 (1867), ab Seite: 282. (Quelle)
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Mahlknecht, Johann Dominik (Humanist, geb. auf dem Gütchen Oberfalsena im Bezirke Kastelruth in Tirol 23. Juni 1724, gest. ebenda 5. Jänner 1809). Staffler, die einzige Quelle, die dieses merkwürdigen Mannes gedenkt, entwirft ein interessantes Bild desselben. Ein Sohn dürftiger Bauersleute, beschäftigte er sich als kleiner Knabe schon mit dem Schnitzen von Holzfiguren, trieb dann den Hausierhandel mit diesen und setzte ihn durch viele Jahre mit einer staunenswürdigen Anstrengung und Sparsamkeit fort, so daß er es zum Herrn von mehr denn einer halben Million gebracht. Später versuchte der vielerfahrene kluge Händler Speculationen mit anderen Waaren und selbst im Großen, aber immer mit der größten Vorsicht. Das Glück war ihm günstig, sein Vermögen mehrte sich, aber nie sein Aufwand. Wie weit er seine Anstrengung und seine Entbehrungen trieb, mögen einige kleine Umstände aus seinem Leben genommen, darthun. Alle seine Reisen in den alten wie in den jungen Tagen machte M. zu Fuß. Brot nahm er vom Hause mit, auf dem Wege von St. Ulrich nach Botzen (113/4 Stunden lang) machte er z. B. einen Aufwand von 2 kr., die für dieses Geld angekaufte Milch und sein darein gebröckeltes Hausbrot war ihm ein für den ganzen Tag genügendes Gericht. Eine Reise nach Wien und zurück kostete ihn – es scheint unglaublich – nicht einmal einen Gulden. Auf dem Wege sah man ihn immer schlecht und so ärmlich gekleidet, daß ihm nicht selten von mitleidigen Fremden Almosen angeboten wurden, die er aber nie annahm. Zur Ersparung der Ausgabe für Nachtquartier schlief er entweder in einer Scheune, in einem Stalle oder in einer leeren Waarenkiste. Erst in der letzten Periode seines Lebens – als er schon 70 Jahre alt war – verehelichte er sich mit einer [283] Witwe aus Gröden. Doch das eheliche Verhältniß behagte ihm nicht. Er gab seiner Gattin eine beträchtliche Abfindungssumme und lebte wieder nach seiner alten Weise. So karg dieser seltsame Mann gegen sich selbst war, so freigebig spendete er, nachdem er sich einmal ein großes Vermögen gesammelt hatte, milde Gaben an Arme. Kein Bedrängter sprach ihn ohne erhört zu werden an, und seine Hilfe war meistens ergiebig. Insbesondere erhielten seine dürftigen Verwandten so reiche Geschenke, daß diese eine Summe von mehreren Tausenden betragen. Noch mehrere Jahre vor seinem Tode widmete er große Summen für nützliche und wohlthätige Stiftungen aller Art. Dabei war nicht nur sein Heimatsthal, sondern auch manche andere Ortschaft in Tirol und in Oesterreich wohlwollend bedacht. Einen Antheil von 68.000 fl. schenkte er den Armenanstalten in Gröden, Kastelruth, Botzen und Karneit; 213.000 fl. den Spitälern in Wien, Linz, Frankenmarkt, Innsbruck, Ala und St. Ulrich; mit 68.075 fl. gründete er Seelsorger-Beneficien und geistliche Stiftungen in Gröden und anderen Orten Tirols, sehr wohlthätige Bestimmungen, deren eigentliche Bedeutung erst klar wird, wenn man weiß, daß es solche Gemeinden sind, denen der Besuch der Seelsorgskirche wegen weiter Entfernung sehr beschwerlich war. Zur Verbesserung des Gehaltes eines Schullehrers in St. Ulrich bestimmte er ein Capital von 1625 fl. Sein Geburtsort verdankt ihm ferner die Stiftung eines Frühmeß-Beneficiums, die Anstellung eines eigenen bleibenden Arztes und einen Beitrag von 13.000 fl. zum Armenfonde. Der übrige noch viel größere Theil seines Vermögens fiel an seine zahlreichen, zum Theile dürftigen Seitenverwandten.

Staffler (Johann Jacob), Das deutsche Tirol und Vorarlberg, topographisch mit geschichtlichen Bemerkungen (Innsbruck 1847, Felic. Rauch, 8°.) Bd. II, S 1049.