Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Mader, Christoph
Band: 16 (1867), ab Seite: 239. (Quelle)
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Mader, Georg (Historienmaler, geb. zu Steinach im Wippthale Tirols 9. September 1824). Bis zu seinem fünfzehnten Jahre betrieb er auf seinem väterlichem Anwesen die Müllerei. Von da an wurde er von seiner Mutter auf Anrathen seines Bruders, der später in den geistlichen Stand eintrat, und des damaligen Landrichters von Ottenthal nach Innsbruck geschickt, um bei dem Maler Hanns Mader im Zeichnen Unterricht zu nehmen. Die Veranlassung gab der junge Müller selbst dadurch, daß er alle Wände seines väterlichen Hauses und der Mühle, auch die Häuser der Nachbarschaft mittelst Kohle und Bleistift immer mit figurenreichen Darstellungen belebte. Er wurde deßhalb von den Seinigen und den Nachbarsleuten derb mitgenommen, indem sie ihm zu verstehen gaben, daß er statt Andere mit seinen Kunstwerken zu beglücken, lieber in der Mühle fleißig arbeiten möge. So war denn Georg nach Innsbruck gegangen und nachdem er anderthalb Jahre bei Hanns Mader gezeichnet, mußte er wider seinen Willen, der Mutter folgend, nach Hause zurückkehren, um dort die Müllerei zu besorgen. Das aber wollte ihm nun nimmer behagen. Er ging nach kurzem Aufenthalte als Müllerjunge in die Fremde und arbeitete in Steiermark und Ungarn, und kehrte nach etwa dreiviertel Jahren mit dem Vorsatz zurück, seine Mutter so lange zu bestürmen, bis sie ihm erlaube, nach München zu gehen und Maler zu werden. Es gelang ihm auch, von der Mutter diese Zusage zu erhalten, und so reiste er denn frohen Muthes an den Ort seiner selbst gewählten Bestimmung. In München trat er zuerst in die polytechnische Schule (Vorschule) und dann später in die Akademie der bildenden Künste ein, wo er einige Jahre studirte. Von dort ausgetreten, nahm er bei F. Kaulbach und später bei dem dänischen Maler Storch Privatunterricht. Im Jahre 1850 kam er durch freundliche Verwendung der Künstler Kaspar, Petz und Hellweger [Bd. VIII, S. 287] zu Professor Schraudolf, wo er mehrere kleine Oelbilder für den damaligen Nuntius in Wien, Cardinal Viale Prelà, malte. Im darauffolgenden Jahre ging er mit Schraudolf nach Speyer, um sich im Malen al fresco zu üben. Anfangs malte er an den Bildern des Meisters, bis er die Technik gut inne hatte, später wurden ihm einige größere Bilder zur selbstständigen Ausführung übertragen. Den Winter über mußte er die Cartone, welche den darauf folgenden Sommer immer gemalt wurden, in München zeichnen. So blieb er an diesem herrlichen Dome bis zu dessen Vollendung, die im Herbste 1853 erfolgte, bei Schraudolf beschäftigt. Nun reiste er in sein Vaterland zurück. Seit dieser Zeit lebt und schafft Mader in demselben, und in neuester Zeit ist sein Name durch die [240] herrlichen Fresken in der Pfarrkirche zu Brunecken in den weitesten Kreisen bekannt geworden. Diese Fresken zählen aber auch zu dem Schönsten, was die moderne Kirchenmalerei aufzuweisen hat. Da die Brunecker Kirche eine Marienkirche ist, so sind die Darstellungen aus dem Leben der heiligen Jungfrau genommen. Das Chor bildet die Apsis und eine Vierung mit einem Kreuzgewölbe. Die Darstellungen sind in folgender Ordnung in der Kirche vertheilt; in den Gewölbekappen der ersten Vierung: „Die Begegnung Joachim’s und Annas in der goldenen Pforte zu Jerusalem“ (nach einer uralten Legende); – „Die Geburt Maria’s“; – „Die Opferung Maria’s im Tempel“ und „Die Verkündigung des Engels“, welche Darstellungen sich sämmtlich auf die Jungfrauschaft Mariens beziehen; in den Gewölbekappen der zweiten Vierung: „Die Heimsuchung der Elisabeth“; – „Die Geburt Christi“; – „Die Anbethung der heiligen drei Könige“ – und „Die Hochzeit zu Kanaan“ (das erste auf Fürbitte Mariens gewirkte Wunder Christi); diese Darstellungen betreffen die Mutterschaft Mariens und ihr mütterliches Walten; in den Gewölbekappen der Vierung im Chor: „Die Weissagung Simeons bei der Darstellung Jesu im Tempel“; – „Der Abschied Christi vor seinem Leiden“; – „Dier Begegnung auf dem schmerzvollen Kreuzweg“; und „Der Kreuzestod Christi“, welche Bilder das Martyrium Mariens darstellen; an der Wölbung der Apsis ist „Die Krönung Mariens zur Königin des Himmels“ als Verherrlichung Mariens gemalt. In dem Frontbogen befinden sich sieben Freskenmedaillons mit den sieben Gaben des heiligen Geistes: „Der Gabe der Weisheit“, – „des Verstandes“, – „des Rathes“, – „der Stärke“, – „der Wissenschaft“, – „der Gottseligkeit“ und „der Furcht des Herrn“, durch Engelstatuen dargestellt, welche sich auf Maria als Braut des heiligen Geistes beziehen. Die vier Doppelfenster des Schiffes sind von 24 Medaillons umgeben, welche „Die zwölf Propheten“ und „Die zwölf Apostel“ in Brustbildern darstellen. Erstere an der Epistelseite repräsentiren den alten und letztere auf der Evangelienseite den neuen Bund. Die Cartons dieser Fresken waren erst in jüngster Zeit im österreichischen Museum zur Ansicht ausgestellt, auch sind sie unter dem Titel: „Photographien der Cartone zu den Freskogemälden in der Stadtpfarrkirche zu Brunecken, vom Historienmaler Georg Mader .... photographisch aufgenommen von .... Joseph Albert in München“ (im Selbstverlage der Tiroler Glasmalerei-Anstalt in Innsbruck, gr. 4°., 18 Blätter, Preis 12 fl. ö. W.) im Handel erschienen. Mader lebt zur Zeit in Innsbruck und ist einer der Gründer der Tiroler Glasmalerei-Anstalt in dieser Stadt (Mader, Stadl und Neuhauser), welche er in figuralisch-künstlerischer Beziehung selbst leitet. In letzter Zeit erst sind aus dieser Anstalt vier große Fenster für die Conciliumskirche in Trient mit 7 Fuß hohen Figuren des h. Erlösers, der unbefleckten Empfängniß, des heiligen Virgilius und der heiligen Maxenzia nach seinen Zeichnungen hervorgegangen, und leistet die Anstalt überhaupt Vortreffliches. Im vorigen Jahre hat er die Ausmalung der Kirche zu Orsenhausen in Württemberg übernommen. Es sind gleichfalls Fresken und aus dem Leben Mariens, welche den Chor und den Plafond schmücken sollen. Die Arbeit soll im Jahre 1867 beginnen. Was seine Malereien und insbesondere die Brunecker Fresken betrifft, so spricht sich die competente Kunstkritik [241] dahin aus: „Der Einfluß jener Münchener Richtung, welcher auch in der kirchlichen Malerei ein frischer lebensvoller Zug eigen ist, prägt sich in jedem Blatte aus. Schon die Composition bewegt sich mit viel mehr Freiheit, als die „Nazarener“ bei einem solchen Gegenstande für zulässig halten würden, die heiligen Personen sind schöne Menschen, keine verhimmelten Schaaren. Aber gegen die Strenge in der Zeichnung dürften auch die Meister nichts aufzubringen haben, denen die Mader’schen Gestalten gewiß zu viel Fleisch und Blut haben. Der große Schönheitssinn, der sich in seinen Cartons geltend macht, weist dem Künstler eine hervorragende Stellung unter den Vertretern dieser Richtung an. Der alten deutschen Schule hat M. die Innigkeit des Ausdruckes, den Italienern die Schönheit der Formen abgelauscht.

Volks- und Schützen-Zeitung (Innsbruck 4°.) Jahrg. 1858, Nr. 22, Beilage; – dieselbe 1861, Nr. 126; – dieselbe 1865, Nr. 127 u. 145. – Tiroler Stimmen (Innsbrucker Journal, 8°.) 1862, Beilage Nr. 1; – dieselbe 1863, Nr. 68; – dieselbe 1865, Nr. 187 u. 188 [in den Correspondenzen aus Innsbruck, Pertisau u. s. w.]. – Bote für Tirol und Vorarlberg 1862, Nr. 35; – derselbe 1860, Nr. 270. – Inn-Zeitung (Innsbruck, 4°.) 1862, Nr. 13. – Neue freie Presse (Wiener polit. Blatt) 1866, Nr. 555. – Presse 1866, Nr. 73 [im Feuilleton: „Bildende Kunst“]. – Fremden-Blatt (Wien, 4°. ) 1865, Nr. 279 u. 296; – dasselbe 1866, Nr. 64 [unter den Kunst-Notizen]. –